Carl Fuchs (Musikwissenschaftler)
Carl Dorius Johannes Fuchs (auch Karl Fuchs, * 22. Oktober 1838 in Potsdam; † 27. August 1922 in Danzig) war ein deutscher Pianist, Organist, Komponist und Musikwissenschaftler. Er war der Bruder des lange Zeit in Chicago wirkenden deutschen Dirigenten Julius Fuchs (1836–1920).[1]
Leben und Werk
Carl Fuchs immatrikulierte sich 1859 zunächst im Fach Theologie an der Universität Berlin. Gleichzeitig wurde er Privatschüler im Fach Klavier von Hans von Bülow. Nach einer längeren unentschiedenen Phase wechselte er ganz ins Studienfach Musik. Er studierte dann Generalbass bei Carl Friedrich Weitzmann und Komposition bei Friedrich Kiel.[1]
1868 trat er als Lehrer der Kullakschen Akademie bei. 1869 übernahm er die Organistenstelle an der Nikolaikirche in Stralsund. 1871 promovierte er in Greifswald mit der Arbeit Praeliminarien zu einer Kritik der Tonkunst, einer Analyse des Kunstgenusses im Bereich der Musik aufgrund der Philosophie Arthur Schopenhauers. Dann siedelte er wieder nach Berlin um, wo er als Pianist auftrat und als Musikkritiker für das Musikalische Wochenblatt wirkte. In dieser Zeit machte er mit Friedrich Nietzsche Bekanntschaft.
1875 blieb er nach einer Konzertreise in Hirschberg in Schlesien (heute: Jelenia Góra). Dort gründete er einen Musikverein und war als Dirigent tätig. 1879 verließ er Hirschberg und ging nach Danzig. Er leitete von 1882 bis 1883 die Danziger Singakademie. Zudem wurde er Musiklehrer am Viktoria-Seminar. 1886 wurde er Organist der Petrikirche sowie Orgelrevisor. Nach Friedrich Wilhelm Markulls Tod 1887 wirkte er bis 1920 als Musikreferent der Danziger Zeitung, deren Feuilleton durch ihn Bedeutung erlangte. Carl Fuchs schloss sich 1882 als erster den Bestrebungen Hugo Riemanns für die Verfeinerung der Notenschrift durch Bezeichnung der Phrasierung an.[1]
Er schrieb zu diesem Thema: Die Zukunft des musikalischen Vortrags (2 Bände, Danzig 1884), Die Freiheit des musikalischen Vortrags (Danzig, 1885). Mit Riemann zusammen gab er die Praktische Anleitung zum Phrasieren (Berlin, 1886) heraus. Weitere Schriften von Carl Fuchs sind Virtuos und Dilettant (Leipzig 1871), Thematikon zu Peter Gasts Oper „Die heimliche Ehe“ (Danzig, 1890), Takt und Rhythmus im Choral (Berlin 1911) und zu letzterem Werk der Beispielband Der taktgerechte Choral (1923). Er verfasste zahlreiche musikwissenschaftliche Aufsätze. Von dem Briefechsel zwischen Friedrich Nietzsche und Carl Fuchs sind bisher nur die Briefe Nietzsches im Druck erschienen sowie ein Brief von Carl Fuchs.[2][1]
Literatur
- Fuchs, Carl Dorius Johannes. In: Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: A–K. Schott, Mainz 1959, S. 560 (Textarchiv – Internet Archive).
- Fuchs, Karl. In: Paul Frank, Wilhelm Altmann: Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon. 14. Auflage. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1936, S. 178.
- Carl Fuchs in der Deutschen Biographie
- Fuchs, Carl Dorius Johannes. In: Nicolas Slonimsky: Baker’s Biographical Dictionary of Musicians. 7. Auflage. Oxford University Press, London, New York, Toronto 1984, ISBN 0-19-311335-X, S. 775 (englisch).
- Carl Dorius Johannes Fuchs. In: Gran Enciclopèdia de la Música. Enciclopèdia Catalana, abgerufen am 3. März 2022 (katalanisch).
Weblinks
- Literatur von und über Carl Fuchs in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Abschnitt nach: Wilibald Gurlitt: Carl Dorius Johannes Fuchs. In: Riemann Musiklexikon.
- In: Wilibald Gurlitt: Hugo Riemann. Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (1950, Nr. 25).