Candida parapsilosis

Candida parapsilosis (Synonym: Candida parakrusei) ist ein asexueller diploider pathogener Hefepilz, der ein wichtiger Faktor einer Sepsis und von Wund- und Gewebeinfektionen bei immunsupprimierten Patienten geworden ist und etwa 15 % der Candida-Infektionen verursacht. Candida parapsilosis-Stämme wurden historisch in Gruppe I, II oder III auf der Basis des molekularen Fingerabdrucks geordnet[1], seit 2005 werden aber drei miteinander nahe verwandte Arten unterschieden: Candida parapsilosis, Candida orthopsilosis und Candida metapsilosis[2]. Das Immunsystem ist ein wichtiger Faktor bei Candida parapsilosis-Infektionen. Im Gegensatz zu Candida albicans und Candida tropicalis ist Candida parapsilosis kein obligater menschlicher Erreger, sondern ist auch aus nichtmenschlichen Quellen wie Haustieren, Insekten und Erdboden isoliert worden. Candida parapsilosis ist auch ein normaler menschlicher Kommensale und es ist einer der am meisten von menschlichen Händen isolierte Pilz. Candida parapsilosis tendiert zur Bildung von Biofilmen und ist dann schwerer zu behandeln.

Candida parapsilosis
Systematik
Unterabteilung: Saccharomycotina
Klasse: Saccharomycetes
Ordnung: Echte Hefen (Saccharomycetales)
incertae sedis
Gattung: Candida
Art: Candida parapsilosis
Wissenschaftlicher Name
Candida parapsilosis
(Ashford) Langeron & Talice

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, welche den Pilz bei der Besiedlung des menschlichen Körpers unterstützen. Immunsupprimierte Individuen mit AIDS/HIV, onkologische Patienten, Neugeborene, operierte Patienten und ältere Patienten, insbesondere nach Darmoperationen und bei Darmerkrankungen, haben ein hohes Infektionsrisiko mit Candida parapsilosis. Schon 1968 stellten Blank u. a.[3] kanzerogene Eigenschaften bei Candida parapsilosis bei Mäusen fest. Candida parapsilosis kann bei systemischer Infektion neben den Muskeln auch das zentrale Nervensystem infizieren.

Bekannte Krankheitsbilder s​ind Endokarditis n​ach Herzkathetern o​der cardiovaskulären Eingriffen, Peritonitis[4] n​ach Peritonealdialyse, Endophthalmitis n​ach Linsenimplantation, septische Arthritis, nosokomiale Infektion, Lungenentzündung (selten), Nagel- u​nd Hornhaut- u​nd Hautmykosen[5], Befall d​es Gastrointestinaltraktes.[6]

Kultur

Candida parapsilosis wächst a​uf Sabouraud-Agar[7] a​ls weiße b​is beige Kolonien, d​ie glatt u​nd glänzend b​is leicht faltig sind.[8] Auf RAT bildet s​ich Pseudomycel a​us Ketten v​on langen Zellen, a​n denen Trauben v​on Blastosporen hängen.[9]

Genetik

Die Moleküle der mitochondrialen DNA (mtDNA) sind in Nukleinsäure-Protein-Komplexe verpackt, auch als mitochondrialen Nukleoide (mt-Nukleoide)bezeichnet. Untersuchungen der Band-Intensitäten nach DNA-Färbung führten zu einer Schätzung, dass C. parapsilosis 14 Chromosomen (7 Paare) enthält mit einer Gesamtgenomgröße von rund 26,3 Mb (Doi et al. 1992).[10][11][12][13]

Behandlung

Historisch wurde zur Behandlung von Erkrankungen mit Candida parapsilosis Amphotericin B verwendet. Miconazol, Nystatin, Terbinafin[14] und Triazole wie Fluconazol, Itraconazol, Voriconazol und Posaconazol sind moderne Alternativen[15], daneben auch Caspofungin[16][17]. Die Anwendung richtet sich einmal danach, ob schon eine systemische Infektion vorliegt. Daneben spielt der Gesamtzustand des Patienten eine Rolle, da die Behandlung eine Belastung von Leber und/oder Nieren verursacht. Weitere Kriterien sind die Effektivität und die verschiedene lange Halbwertszeit der einzelnen Präparate, und nicht zuletzt spielt der Preis eine entscheidende Rolle.

Literatur

  • M. Weiss, U. Wintergerst, B. H. Belohradsky: Systemische Pilzinfektionen. Springer-Verlag
  • cmpt.ca (PDF)
  • W. Gerz: Biologische Präparate für Diagnose und Therapie in der AK-Praxis. 2002
  • H Hahn, SHE Kaufmann, TF Schulz, S Suerbaum: Medizinische Mikrobiologie und Infektologie. 6. kompl. überarb. Aufl. Springer, Heidelberg, S. 597–601
  • S. Nolting: Mykosen des Verdauungstraktes. 2. Aufl. Medi, Hamburg
  • Nosek-Zuzana-Holesova-Kosa-Gacser-Tomaska: Biology and genetics of the pathogenic yeast Candida parapsilosis. Springer-Verlag, 2009
  • Candida Parapsilosis bei sehr leichtgewichtigen Geburten. PMID 17337658

Einzelnachweise

  1. sanger.ac.uk 3 Gruppen
  2. Tavanti, Arianna et al. (2005): Candida orthopsilosis and Candida metapsilosis spp. nov. to replace Candida parapsilosis groups II and III. In: Journal of clinical microbiology, vol. 43,1: 284–92. doi:10.1128/JCM.43.1.284-292.2005
  3. cancerres.aacrjournals.org Krebs
  4. Weems 1992; Trofa et al. 2008
  5. Different toenail onychomycosis due to Rhodotorula mucilaginosa and Candida parapsilosis in an immunocompetent young adult, Gai Ge,a Dongmei Li,b Huan Mei,c Guixia Lu,c Hailin Zheng,c Weida Liu,c and Dongmei Shid
  6. laborlexikon.de Krankheitsbilder
  7. Candida parapsilosis bei doctorfungus.org (Memento des Originals vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.doctorfungus.org
  8. pfdb.net (Memento des Originals vom 15. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfdb.net Bild von Candida parapsilosis auf Kulturschale
  9. Blastosporen-Trauben flickr.com
  10. mic.sgmjournals.org (Memento des Originals vom 13. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mic.sgmjournals.org
  11. Biologie and genetics (PDF) springerlink.com
  12. broadinstitute.org
  13. cgob.ucd.ie@1@2Vorlage:Toter Link/cgob.ucd.ie (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Proteine
  14. zct-berlin.de
  15. Invasive Pilzinfektionen bei kritisch kranken Patienten, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, S. 532 Tabelle 6 : Wirkspektrum von Antimykotika
  16. Antimicrob Agents Chemother - Published online 2006 Dec 11. doi:10.1128/AAC.00880-06 PMCID: PMC 1803114 (freier Volltext) PMID 17158939 Caspofungin in Combination with Amphotericin B against Candida parapsilosis
  17. AMB 2003,37,14 Vergleich von Caspofungin und Amphotericin B zur Behandlung von Patienten mit invasiver Candidiasis
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