Cakran
Cakran (albanisch auch Cakrani) ist ein Ort im ehemaligen Kreis Fier in Albanien rund 14 Kilometer Luftlinie südlich von Fier. Die Gemeinde Cakran, die 2015 in die Bashkia Fier eingegliedert wurde, hatte im Jahr 2011 11.722 Einwohner.[1] Im Jahr 2001 wurden noch 14.936 Einwohnern verzeichnet.[2]
Cakran | |||
Basisdaten | |||
---|---|---|---|
Qark: | Fier | ||
Gemeinde: | Fier | ||
Höhe: | 65 m ü. A. | ||
Einwohner: | 11.722 (2011) | ||
Postleitzahl: | 9311 |
Cakran liegt im breiten Tal am Mittellauf der Vjosa, rund vier Kilometer nördlich des Flusses auf rund 65 m ü. A..[3] Am nordöstlichen Dorfrand erheben sich die ersten Hügel der Mallakastra. Der Mali i Gurit të Zi, der sich gleich über dem Dorf erhebt, erreicht eine Höhe von 513 m ü. A., weiter östlich steigen die Hügel auf über 600 Meter Höhe an.[3] Auf dem Mali i Gurit të Zi steht heute eine Türbe.[4]
Zur ehemaligen Gemeinde Cakran gehörten früher noch elf weitere Dörfer: Cakran i ri (angrenzend, bis 1992 Teil von Cakran, danach eine Weile lang Cakran 2)[5], Floq, Buzëmadh im Süden, Humbar im Südwesten am Fluss, Varibop nördlich davon, Vjosa noch etwas weiter nordwestlich, Kreshpan nordwestlich von Cakran an der Straße nach Fier, Gjorgos, Vreshtas und Gorishova im Südwesten sowie Gjon südlich von letzterem an der Vjosa.[6]
Früher war Cakran praktisch eine Sackgasse: Eine einfache Fahrstraße führte von Fier fast 20 Kilometer durch die Hügel in den Ort. Eine fahrbare Straße weiter das Vjosatal hinab gab es nicht, genauso wenig eine Verbindung über den Fluss nach Selenica. Auch die Wege weiter das Vjosatal hinauf und von dort in die Mallakastra waren schlecht. Der neue Streckenverlauf der Rruga shtetërore SH4, im Sommer 2012 eröffnet, verbindet Cakran mit Levan am Unterlauf der Vjosa und mit Tepelena im Süden Albaniens. Die Hauptstraße nach Südalbanien führt durch die Ebene zwischen dem Dorf und dem Fluss.
Die Region hat eine lange Geschichte. Bei Cakran wurden Spuren einer Siedlung aus der Jungsteinzeit gefunden, die ins Ende des vierten Jahrtausend vor Christus datiert wurde.[7] Steinäxte, Feuerstein und Keramik, das in Cakran gefunden wurde, ist heute im archäologischen Museum von Fier ausgestellt.[8] An nordöstlichen Dorfrand befindet sich auf einem Hügel die Reste der Höhensiedlung Mashkjeza aus der Bronze- und Eisenzeit. Von der Siedlung, die auch Qyteza genannt wird, zeugen noch Umfassungsmauern mit einem Zugangstor. Sie wurde vom 16. bis 4. Jahrhundert vor Christus und dann wieder im Mittelalter bewohnt.[9][10] Cakran ist an der Verbindungsrouten zwischen Apollonia und Byllis sowie Antigoneia gelegen. Nach Aufgabe der Siedlung von Mashkjeza wurde viel höher auf dem prominenten Hügel über dem Ort die Siedlung Gurëzeza angelegt, mit der die Verbindungswege kontrolliert werden konnten. Die erste Anlage war noch recht klein, die antike illyrische Stadtmauer umfasste ein Gelände von 27 Hektar, in der Spätantike wurde wiederum nur ein sehr kleiner Bereich geschützt. Möglicherweise handelt es sich bei der Befestigung um die illyrische Stadt Eugenium. Neben den Mauern gibt es reiche Spuren eines urbanen Lebens, wofür der Hügel terrassiert wurde. Es wurden die Reste eines Zeus-Tempels identifiziert. Nördlich der Stadt befindet sich eine Nekropole. Auch die Ruinen einer Kirche mit Turm wurden auf dem Berg gefunden.[4][11] 1978 wurde ein Schatz mit 2500 Bronzemünzen aus den Städten der Region gefunden.[12]
1908 wurde in Cakran die erste Schule der Mallakastra eröffnet.[12]
Cakran ist eines von 100 Dörfern, in denen die albanische Regierung gezielt den ländlichen Tourismus fördern möchte.[13] Die drei historischen Stätten und ein altes Wohnhaus aus Stein im Dorf sind als nationale Kulturdenkmäler geschützt.[14] Es gibt aber keine touristische Erschließung der Sehenswürdigkeiten.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- Ines Nurja: Censusi i popullsisë dhe banesave / Population and Housing Census – Fier 2011. Rezultatet Kryesore/Main Results. Hrsg.: INSTAT. Pjesa/Part 1. Adel Print, Tirana 2013 (instat.gov.al [PDF; abgerufen am 14. April 2019]).
- Albania Communes. In: statoids. Abgerufen am 4. Januar 2020 (englisch).
- Offizielle Karte 1:50'000 des militärischen kartographischen Amtes Albaniens, Blatt K-34-124-A Ballshi, 2. Auflage 1982
- Bashkim Lahi: Gurëzezë. In: Christian Zindel, Andreas Lippert, Bashkim Lahi, Machiel Kiel (Hrsg.): Albanien. Ein Archäologie- und Kunstführer von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20723-8, S. 314 – 316.
- Halil Bregasi: Kush e varrosi arkeologjinë e Cakranit. In: Gazeta Dita. 7. September 2019, abgerufen am 4. Januar 2020 (albanisch).
- Shoqata e Komunave të Shqipërise (Memento vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)
- Bashkim Lahi: Apollonia: Vorgeschichte. In: Christian Zindel, Andreas Lippert, Bashkim Lahi, Machiel Kiel (Hrsg.): Albanien. Ein Archäologie- und Kunstführer von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20723-8, S. 246 f.
- Bashkim Lahi: Fier. In: Christian Zindel, Andreas Lippert, Bashkim Lahi, Machiel Kiel (Hrsg.): Albanien. Ein Archäologie- und Kunstführer von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20723-8, S. 313 f.
- Andreas Lippert: Mashkjezë. In: Christian Zindel, Andreas Lippert, Bashkim Lahi, Machiel Kiel (Hrsg.): Albanien. Ein Archäologie- und Kunstführer von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20723-8, S. 330 f.
- Muzafer Korkuti, Apollon Baçe, Neritan Ceka: Carte archéologique de l’Albanie. Hrsg.: Pierre Cabanes. Klosi & Benzenberg, Tirana 2008, ISBN 978-99956-667-2-9, Mashkjeza, S. 188 f.
- Muzafer Korkuti, Apollon Baçe, Neritan Ceka: Carte archéologique de l’Albanie. Hrsg.: Pierre Cabanes. Klosi & Benzenberg, Tirana 2008, ISBN 978-99956-667-2-9, Gurëzeza, S. 186 f.
- Akademia e Shkencave e RPSSH (Hrsg.): Fjalor enciklopedik shqiptar. Tirana 1985, Stichwort Cakrani, S. 139.
- Maela Marini: Akademia e „100 fshatrave“, ndalesë në Libofshë, Pojan e Cakran. In: Agjencia Telegrafike Shqiptare. 9. Oktober 2018, abgerufen am 4. Januar 2020 (albanisch).
- Lista e Monumenteve: Rrethi i Fierit. (PDF) In: Instituti i Monumenteve të Kulturës. Abgerufen am 4. Januar 2020 (albanisch).