Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe
Der Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e. V. (buss) ist ein Fachverband mit Sitz in Kassel, in dem bundesweit rund 150 stationäre und ganztägig ambulante Einrichtungen mit etwa 7.000 Plätzen zur Behandlung und Betreuung suchtkranker Menschen zusammengeschlossen sind.[1]
Der Verband
Der Verband vertritt Mitgliedseinrichtungen, die Alkohol-, Medikamenten- und Drogensucht, Spiel- und Onlinesucht sowie Essstörungen therapieren. 1903 wurde die Vorläuferorganisation Verband der Trinkerheilstätten des deutschen Sprachgebietes als eingetragener Verein gegründet. Dem Verband gehören Fachkliniken, Fachabteilungen, Therapeutische Gemeinschaften, Psychiatrische Krankenhäuser und Nachsorge-Einrichtungen an, die suchtkranke Menschen behandeln und betreuen.[2][3] Sitz des Vereins ist Kassel, hier befindet sich auch die Geschäftsstelle. Der Verband ist finanziell unabhängig, seine Arbeit wird aus den Beiträgen der Mitglieder finanziert.[3]
Aufgaben und Ziele
Die Vereinsarbeit umfasst folgende Schwerpunkte:
- Interessenvertretung der Mitgliedseinrichtungen gegenüber Leistungsträgern (insbesondere Rentenversicherung und Gesetzliche Krankenversicherung) und Politik (Bund, Länder, Kommunen) durch Verhandlungen mit den jeweiligen Entscheidungsträgern und die Mitwirkung in den entsprechenden Ausschüssen, Gesprächskreisen und Gremien (bspw. zu den Themen Vergütung, Qualitätssicherung, KTL, Leitlinien)
- Öffentlichkeitsarbeit in Form von gesundheitspolitischen Stellungnahmen und der Erarbeitung von Fachpositionen für die spezifischen Versorgungssektoren der Suchtkrankenhilfe
- Weitergabe von Informationen an Betroffene, Kooperationspartner (u. a. Beratungsstellen, Ärzte), Presse und Fachöffentlichkeit; Hilfe bei der Vermittlung von geeigneten Therapieplätzen durch die Mitglieder-Datenbank
- Netzwerkarbeit durch Kooperation mit anderen Institutionen (u. a. Behörden, Fachverbände, wissenschaftliche Fachgesellschaften) des In- und Auslandes, die auf dem Gebiet der Versorgung Abhängigkeitskranker tätig sind; Mitgliedschaft in der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und in der Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation (AG MedReha); Anregung, Förderung, Durchführung und Veröffentlichung von wissenschaftlichen Projekten
- Kommunikation und Weiterbildung durch den auf Bundes- und Länderebene organisierten Erfahrungsaustausch aller Mitgliedseinrichtungen in Qualitätszirkeln, Arbeitskreisen, Fortbildungen und Workshops; Durchführung der Wissenschaftlichen Jahrestagung im Frühjahr und der Managementtagung im Herbst; Herausgabe des „Kasseler Rundbriefes“ mit aktuellen Informationen aus der Gesundheits- und Sozialpolitik, der Rechtsprechung sowie aus Wissenschaft und Praxis bezogen auf den Bereich Abhängigkeitserkrankungen; Bereitstellung von wichtigen Dokumenten (normative und gesetzliche Grundlagen, Arbeitshilfen, Richtlinien etc.) im Mitgliederbereich auf der Homepage des Verbandes
- Auskunft und Service für die Mitgliedseinrichtungen im Hinblick auf fachliche (therapeutisch und konzeptionell), organisatorische bzw. administrative sowie versorgungspolitische und rechtliche Fragen; Unterstützung bei Problemsituationen; Beratung und Interessenvertretung bezüglich Dokumentation und Qualitätssicherung; Unterstützung in Fragen zum Qualitätsmanagement und zum Zertifizierungsverfahren im Rahmen der eigens zu diesem Zweck gegründeten Initiative Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie e.V. (deQus); Erstellung von praxisorientierten Konzepten zu einrichtungsübergreifenden Fragestellungen (bspw. zu den Themen Katamnese, ICF)
- Erhebungen und Umfragen unter den Mitgliedseinrichtungen zu aktuellen und strategisch bedeutsamen Fragestellungen (u. a. Belegungssituation, Vergütung) einschließlich Analyse und ggf. Initiierung von Projekten; Unterstützung beim Benchmarking zu ausgewählten Kennzahlen und Qualitätsindikatoren.
- Gemeinsam mit dem Deutschen Orden Ordenswerke, Geschäftsbereich Suchthilfe, gibt der buss auf www.konturen.de die Online-Zeitschrift "KONTUREN online. Fachportal zu Sucht und sozialen Fragen" heraus.
Wolfram-Keup-Förderpreis
Der Verband vergibt alle zwei Jahre den Wolfram-Keup-Förderpreis für die beste wissenschaftliche oder praxisorientierte Arbeit auf dem Gebiet der Entstehung und Behandlung von Substanzmissbrauch und Sucht. Aus dem Nachlass des Projektes „Frühwarnsystem zur Erfassung von Veränderungen der Missbrauchsmuster chemischer Substanzen in der Bundesrepublik Deutschland“, das Professor Wolfram Keup initiiert und bis zu seinem Tod am 4. Januar 2007 geleitet hat, wird zur Erinnerung an den Stifter seit 2010 alle zwei Jahre der mit einem Preisgeld von 2.000 € dotierte Förderpreis öffentlich ausgeschrieben und vergeben.[3][4]
deQus
Der Verband hat sich bereits Ende der 1990er Jahre – noch bevor die entsprechenden gesetzlichen Anforderungen formuliert wurden – mit der Entwicklung und Implementierung spezifischer Qualitätsmanagement-Systeme in der Suchtkrankenhilfe beschäftigt. Daraus ist die Initiative der deQus (Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie e. V.) entstanden, die seit 2001 über 100 Mitgliedseinrichtungen bei der Einführung und Zertifizierung von QM unterstützt hat.[3][5]
Struktur
Zum buss gehören:
- der Vorstand aus neun Personen (Vorsitzende: Wibke Voigt)[6]
- die Geschäftsstelle in Kassel mit vier Mitarbeiterinnen (Geschäftsführerin: Corinna Mäder-Linke)[7][8]
- sechs regionale Arbeitskreise (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen/Rheinland-Pfalz, Nord, Nordrhein-Westfalen, Ost), die sich jeweils zwei- bis dreimal im Jahr zum Erfahrungs- und Informationsaustausch treffen
- sechs Qualitätszirkel zu den Themen: Adaption, Akutbehandlung, Drogentherapie, Tageskliniken, Soziotherapie sowie Arbeitsbezogene Maßnahmen (Norddeutschland), deren Arbeit (zwei Treffen pro Jahr) dem fachlichen Erfahrungsaustausch, der Fort- und Weiterbildung, der konzeptionellen Weiterentwicklung sowie dem Benchmarking im Hinblick auf ausgewählte Qualitätsindikatoren dient
- verschiedene temporäre oder dauerhafte Ausschüsse zu speziellen Fragestellungen wie z. B. Dokumentation und Statistik, KTL (Klassifikation therapeutischer Leistungen), ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health der WHO) sowie Arbeitsmarktintegration
Weblinks
Einzelnachweise
- Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e.V. (BUSS), Frauengesundheitsportal, Abgerufen am 22. April 2021
- Suchtlexikon, Google Books, Abgerufen am 24. Dezember 2020
- Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe e.V., suchthilfe.de, Abgerufen am 24. Dezember 2020
- Wolfram-Keup-Förderpreis 2022, rehanews24, Abgerufen am 19. April 2021
- Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie e.V., procum-cert.de, Abgerufen am 24. Dezember 2020
- Vorträge zu Sucht und Trauma in der Fliedner-Klinik, rp-online.de, Abgerufen am 24. Dezember 2020
- Mitgliederbereich, buss, Abgerufen am 24. Dezember 2020
- Corinna Mäder-Linke ist neue Geschäftsführerin des buss, konturen.de, Abgerufen am 22. April 2021