Bundesgartenschau 1975
Die Bundesgartenschau 1975 fand vom 18. April bis 19. Oktober in Mannheim statt. Mit 8,1 Millionen Besuchern war sie die bis dahin am stärksten besuchte Bundesgartenschau.[1]
Vorgeschichte
1907, Mannheim feierte den 300. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte, wurde eine Internationale Kunst- und Große Gartenbau-Ausstellung durchgeführt. Vor dem Hintergrund des 350-jährigen Stadtjubiläums regte Mannheims Oberbürgermeister Hermann Heimerich zu Beginn des Jahres 1952 eine Bewerbung um die Bundesgartenschau 1957 an. Es wurde ein städtischer Ausschuss gebildet und Kontakt mit dem Landschaftsarchitekten Hermann Mattern aufgenommen. Doch war das für die Ausstellung vorgesehene Gelände noch von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Da es nicht rechtzeitig freigegeben wurde, musste das Projekt 1954 aufgegeben werden.[2] Das grundsätzliche Interesse an der Veranstaltung war jedoch geweckt.
Aus finanziellen Gründen bewarb sich Mannheim 1961 nicht um die Bundesgartenschau 1967. Im Folgejahr beauftragte der Stadtrat die Stadtverwaltung, Verhandlungen mit dem Zentralverband des Deutschen Gemüse-, Obst- und Gartenbaus für die Bundesgartenschau 1977 aufzunehmen. Die Pläne zerschlugen sich im Sommer 1968, weil Stuttgart seine Option wahrnahm. Im Dezember desselben Jahres verzichtete aber Karlsruhe darauf, die Bundesgartenschau 1975 auszurichten, so dass der Zentralverband die Stadt Mannheim bat, einzuspringen.[3]
Vorbereitung
Das 68 Hektar große Gartenschaugelände[4] lag auf zwei getrennten Flächen: Dem Luisenpark südlich des Neckars und dem Herzogenriedpark nördlich des Flusses.
Ab Mai 1970 fanden Architektenwettbewerbe zur Gestaltung der Bundesgartenschau 1975 statt. Den Wettbewerb für den Luisenpark gewannen die Gartenarchitekten Bödecker / Boyer / Wagenfeld (heute: FWSLA) und für den Herzogenriedpark gab es zwei erste Preisträger: Mathes / Motz / Olschewski und Eckeberecht.[5]
Bundesgartenschau
Zur Verbindung von Luisenpark und Herzogenriedpark war zunächst vorgesehen, die Straßenbahn auszubauen. Schließlich wurde aber als innovatives Verkehrsmittel der Aerobus eingesetzt, für den eigens zur Bundesgartenschau eine Strecke zwischen den beiden Arealen errichtet wurde. Beide Parkanlagen wurden zu dem Ereignis großzügig erweitert und von Landschaftsarchitekten vollkommen neu gestaltet.
Neben den für eine Bundesgartenschau üblichen Gartenausstellungen und Blumenschauen wurden zahlreiche Attraktionen geschaffen. Zu den wichtigsten zählten die Neugestaltung des Kutzerweihers. Dessen Wasserfläche wurde auf 4 Hektar verdoppelt. Um das Wasser mit Sauerstoff anzureichern, wurde der Zufluss als Gebirgsbach gestaltet. In der Mitte des „Weihers“ wurde eine Insel als Schutzgebiet für Wasservögel angelegt. Im See wurde eine Gondoletta-Anlage installiert, in der Boote auf einem Rundkurs mit einem unter der Wasseroberfläche geführten Seil über einen vorgegebenen Kurs gezogen werden. Während der Bundesgartenschau nutzten 950.000 Besucher die Anlage.[6]
Das Pflanzenschauhaus wurde vergrößert und eine Seebühne mit 1000 Plätzen[Anm. 1] im Luisenpark eingerichtet.[7] Im Herzogenriedpark wurde die Multihalle erbaut und ein Streichelzoo eröffnet. Der Park erhielt einen See mit einer Wasserfläche von einem Hektar.[8] Darüber hinaus gab es dort eine von Heinz Haber konzipierte Weltraumausstellung.
Städtebauliche Begleitprojekte
Im Hinblick auf die Bundesgartenschau wurde auch in der Stadt selbst einiges unternommen. Zum wichtigsten zählten der Bau der Herzogenried-Siedlung unter dem Motto „Wohnen im Grünen“, der Fernmeldeturm, die Erweiterung des Veranstaltungszentrums Rosengarten, das Collini-Center, die Neugestaltung des Umfeldes des Mannheimer Hauptbahnhofs und die Einrichtung der Fußgängerzone „Planken“.[9]
Nachwirkungen
Ursprünglich sollten die Parks nach der Bundesgartenschau den Besuchern unentgeltlich zur Verfügung stehen. Die Bevölkerung setzte sich aber für den Erhalt der Umzäunungen und dafür ein, dass auch künftig Eintritt zu zahlen war, was auch so umgesetzt wurde. Seitdem haben Herzogenried- und Luisenpark jährlich rund zwei Millionen Besucher.[10]
Der Publikumsbetrieb des Aerobusses wurde nach der Bundesgartenschau eingestellt und die Strecke weitgehend abgebaut. Nur ein 600 Meter langes, einbahniges Teilstück beim Herzogenriedpark blieb zunächst erhalten und diente als Versuchsstrecke. Auch dieses wurde 1987 abgerissen.
Im Hinblick auf das 400-jährige Stadtjubiläum 2007 gab es Überlegungen, erneut in Mannheim eine Bundesgartenschau auszurichten. Aus finanziellen Gründen wurde davon aber Abstand genommen. Anfang 2013 wurde eine Bewerbung für die Bundesgartenschau 2023 in Angriff genommen, die erfolgreich war.
Wissenswert
Mit 8,1 Millionen Besuchern war die Bundesgartenschau die bis dahin am stärksten besuchte. 186.000 Dauerkarten wurden verkauft, 22.500 Reisebusse fuhren zur Gartenschau und 126 Sonderzüge der Deutschen Bundesbahn.[11]
Neben dem offiziellen Logo,[12] einem abstrakten grünen Baum, steuerte Loriot eines seiner typischen Knollennasen-Männchen bei.[13] Dieser „Jäger aus Kurpfalz“ zeigt sich im Kostüm des 18. Jahrhunderts, weist mit ausgestrecktem Arm die Richtung (und konnte so als Wegweiser eingesetzt werden). Dabei reitet er auf seinem Gewehr, aus dessen Lauf eine Blume ragt.[14]
Literatur
nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet
- Andreas Mix, Andreas Schenk (Hrsg.): BUGA 75. Ein Fest verändert die Stadt. Marchivum, 2019. ISBN 978-3-00-062335-6.
- Bundesgartenschau Mannheim GmbH (Hrsg.): Bundesgartenschau Mannheim 1975: Offizieller Ausstellungskatalog. Mannheim 1975.
- Michael Caroli, Ulrich Nieß (Hrsg.): Geschichte der Stadt Mannheim: Bd 3 1914–2007. Ubstadt-Weiher 2009, ISBN 978-3-89735-472-2.
- Klaus E. R. Lindemann: Ein Fest verändert die Stadt. Mannheim 1975.
- Ludwig Ratzel, Walter Spannagel: Erinnerungen. Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-0900-3.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau Mannheim 1975. In: Deutsche Bundesgartenschau GmbH (Hrsg.): 50 Jahre Bundesgartenschauen. Festschrift zur Geschichte der Bundes- und Internationalen Gartenschauen in Deutschland. Bonn 2001, S. 76–85.
Weblinks
Anmerkungen
- Nach der Bundesgartenschau wurde die Seebühne auf 1100 Plätze erweitert (Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 82).
Einzelnachweise
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 78, 81.
- Sebastian Parzer: „Mannheim soll nicht nur als Stadt der Arbeit neu erstehen…“ – Die zweite Amtszeit des Mannheimer Oberbürgermeisters Hermann Heimerich (1949–1955). (= Mannheimer historische Schriften; 1). Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2008, ISBN 978-3-89735-545-3, S. 82, Anm. 384 und S. 84 (zugl. Dissertation, Universität Mannheim 2007/2008).
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 76f.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 78.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 77.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 81.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 82.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 84.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 84.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 84.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 84.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 84.
- Stadtpark Mannheim GmbH: Bundesgartenschau, S. 79.
- https://www.rnz.de/nachrichten/metropolregion_artikel,-bekannter-als-der-baum-jaeger-aus-kurpfalz-war-1975-das-heimliche-logo-der-mannheimer-bundesgartensch-_arid,490753.html