Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands
Der Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands e.V. (BMPPD) ist ein muslimischer Pfadfinderverband in Deutschland mit Sitz in Wiesbaden.[2]
Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands (BMPPD) | |
---|---|
Rechtsform | eingetragener Verein |
Gründung | 2010 |
Sitz | Wiesbaden |
Zweck | muslimischer Pfadfinderverband (nordafrikanisch sufistisch geprägter Islam) |
Vorsitz | Naima Hartit (Bundesvorsitzende)[1] Kaddour El Karrouch (Bundesimam) |
Website | www.moslemische-pfadfinder.de |
Hintergrund, Geschichte und Organisation
2010 wurde der BMPPD mit einer ersten Gruppe in Rüsselsheim (Kreis Groß-Gerau) gegründet. Die Gründung ging auf Kontakte zu den französischen Scouts Musulmans de France zurück. Die SMF wurden von dem Leiter eines Sufi-Ordens, dem algerisch-französischen Geistlichen Scheich Khaled Bentounès, 1990 gegründet. Die Scouts Musulmans de France war der erste muslimische Pfadfinderverband in Europa. Khaled Bentounès ist heute Ehrenpräsident des Bundes Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands (BMPPD).[3]
2013 zählte der BMPPD 150 Mitglieder in Hessen und Nordrhein-Westfalen.[4] „Ziel ist es, eines Tages Stämme in ganz Deutschland zu haben“.[5]
Der BMPPD ist seit Oktober 2018 als Anschlussverband Mitglied im Ring deutscher Pfadfinderverbände und im Ring Deutscher Pfadfinderinnenverbände. Bereits zuvor unterhielt der Bund gute Kontakte zu den Ringen. Die katholische Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg unterstützt die muslimischen Pfadfinder bei der Ausbildung von Gruppenleitern.[6][7] Im August 2013 kamen in Berlin ca. 500 Pfadfinder zur Europakonferenz der Pfadfinder (”Guiding and Scouting build Europe”) zusammen und traten mit Politik und Gesellschaft in den Dialog über ein demokratisches Europa. Der BMPPD wurde offiziell vom Ring (RDP/RdP) zu diesem Projekt eingeladen.
Der Verband hat seinen Sitz in Wiesbaden.[8] Seit September 2016 ist die Rüsselsheimerin Naima Hartit Bundesvorsitzende[9] und Kaddour El Karrouch ist der Bundesimam des Verbandes.
Selbstverständnis und Ziele
Der BMPPD hat seine ethische Grundlage in den Lehren des Koran und in der Sunna (Tradition) des Propheten Mohammed. In der Nachfolge des Koran bekennt sich der BMPPD zur dialogischen Begegnung mit Menschen anderen Glaubens, anderer Hautfarbe, Sprachgemeinschaft und Nationalität, die er als gleichberechtigte Partner anerkennt. Zur weiteren Ordnung des BMPPD gehört, dass er sich ausdrücklich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und zu den Ordnungsvorstellungen, wie sie in den Länderverfassungen niedergeschrieben sind, bekennt. Der BMPPD hat sich die koedukative Erziehung und Bildung junger Menschen im Alter von 7 bis 21 Jahren in Deutschland zur Aufgabe gemacht.[10]
Als Ziele hat sich der BMPPD für die muslimischen Jugendlichen gesteckt, die im Verband aktiv sind:[10]
- Die Integration der Jugendlichen mit Migrationshintergrund durch eine Botschaft der Hoffnung fördern und ihr Bürgerbewusstsein stärken.
- Den Jugendlichen die Geschichte ihres Heimatlandes Deutschland und die damit verbundene gesellschaftliche Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben näherbringen.
- Den Jugendlichen den Reichtum kultureller Vielfalt in Deutschland näherbringen.
- Die Jugend als möglichende Kraft am Aufbau einer besseren Zukunft beteiligen und ihr soziales Engagement stärken.
- Raum zu schaffen für den Dialog zwischen jungen Pfadfindern der Pfadfinder-Verbände in Deutschland, weiteren Jugendorganisationen und individuellen Jugendlichen.
Aktivitäten
Besondere Beachtung fand seine Aktion „Flamme der Hoffnung“, bei der Jugendliche mit der Olympischen Flamme durch ganz Deutschland reisten:[11] So wurde der Verband dafür mit dem Angelika-Thiels-Förderpreis 2012 des Wiesbadener Jugendparlaments ausgezeichnet.[12][11] Im Jahr 2013 wurde die Aktion von Peter Feldmann auf der Frankfurter Hauptwache eröffnet.[13] Es folgten Stationen im Kaisersaal[14] des Frankfurter Römer,[10] in Wiesbaden, Rüsselsheim am Main, Hamburg, Hofheim,[15] Düsseldorf,[16] beim Bundesverfassungsgericht,[14] eine Präsentation im Bundesministerium des Innern mit einem Empfang durch Gabriele Hauser[17] und ein Empfang vor dem Rathaus Tiergarten durch Christian Hanke mit Ansprachen von Sawsan Chebli, Friederike von Kirchbach und Khaled Bentounès.[18] Bundespräsident Joachim Gauck erwähnte die Aktion lobend in seiner Grußbotschaft zum Fest des Fastenbrechens.[19]
Beim evangelischen Kirchentag in Hamburg im Mai 2013 beteiligte sich erstmals eine Gruppe muslimischer Pfadfinder. Zum Evangelischen Kirchentag in Stuttgart im Juni 2015 und beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund trugen sie als Helfer im Ordnungsdienst und in der Projektleitung für das Zentrum Muslime und Christen bei.
Literatur
- Hussein Hamdan: Muslimische Pfadfinder, in: Mediendienst Integration (Hg.): Journalisten-Handbuch zum Thema Islam, Berlin 2016, 107f.
Weblinks
Einzelnachweise
- Frankfurter Neue Presse: Bund Moslemischer Pfadfinder: Eine junge Frau an der Spitze | Frankfurter Neue Presse. (fnp.de [abgerufen am 10. Januar 2017]).
- Auch Muslime haben Pfadfinder (Memento vom 14. April 2014 im Internet Archive), Frankfurter Rundschau
- http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-658-09952-7_10
- Arndt Zickgraf: Pfadfinder früher und heute - Das Leben ist ein Pfad (Memento vom 14. April 2014 im Internet Archive), Wdr.de
- Meike Mittmeyer: Erster muslimischer Pfadfinder-Verband kommt aus Rüsselsheim (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive), Echo online vom 29. Juli 2013
- „Wir haben alle den gleichen Gott“, Frankfurter Rundschau, 3. Juni 2013
- Auch Muslime haben Pfadfinder, Bild.de, 7. April 2013
- siehe Angaben auf der Homepage unter http://www.moslemische-pfadfinder.de/kontakt/
- Frankfurter Neue Presse: Bund Moslemischer Pfadfinder: Eine junge Frau an der Spitze | Frankfurter Neue Presse. (fnp.de [abgerufen am 10. Januar 2017]).
- Pressemitteilung vom 30. September 2013 des Hessischen Ministeriums der Justiz
- Preis für Pfadfinder, Frankfurter Rundschau, 28. Januar 2013
- Internetseite (Memento vom 14. April 2014 im Internet Archive) der Stadt Wiesbaden
- Veranstaltungshinweis
- Die Fackel brennt für ein besseres Zusammenleben, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. September 2013
- Fest für Jugendliche aller Kulturen, Frankfurter Rundschau vom 25. Mai 2013
- Flamme der Hoffnung in der Altstadt, RP online vom 30. September 2013
- Internetseite der Deutschen Islam Konferenz
- Pressemitteilung vom 1. Oktober 2013 des Bezirksamts Berlin-Mitte
- Internetseite des Bundespräsidenten