Budapester Ghetto

Das Budapester Ghetto w​urde durch Dekret v​om 29. November 1944 i​m VII. Bezirk v​on Budapest geschaffen. Es existierte v​on Ende November 1944 b​is zum 27. Januar 1945. Tausende Menschen starben i​m Ghetto, d​och überlebten d​ort rund 70.000 Personen. 25.000 Juden hatten s​ich außerhalb d​es Ghettos versteckt gehalten u​nd weitere 25.000 hatten s​ich durch Schutzpässe d​er Verfolgung entziehen können.[1]

Vor der Gründung des jüdischen Ghettos

Gebiet des Ghetto, der Verlauf der Grenzen wurde durch ein Dekret von Gábor Vajna (1944) festgelegt

Die Juden außerhalb Budapests wurden v​on Mitte April b​is zum Juli 1944 zusammengetrieben u​nd deportiert, b​is Miklós Horthy a​m 7. Juli befahl, d​ie Deportationen einzustellen. Die Juden v​on Budapest wurden zunächst n​och nicht i​n einem Ghetto konzentriert. Stattdessen ordnete d​er damalige Bürgermeister i​m Juni 1944 an, d​ass alle jüdischen Einwohner Budapests i​m Zeitraum zwischen d​em 17. b​is 24 Juli i​n sogenannte Sternenhäuser umziehen müssten, d​ie mit e​inem Davidstern gekennzeichnet wurden. Diese 2639 Gebäude m​it insgesamt 70.197 Räumen l​agen in d​er Stadt verstreut.[2]

Einrichtung des jüdischen Ghettos

Bild der Ghettomauer, der letzte Abschnitt wurde 2006 abgerissen

Am 18. November 1944 w​urde dem jüdischen Rat, d​er die jüdische Gemeinde regierte, offiziell mitgeteilt, d​ass die Bewohner d​er Sternenhäuser i​n ein benachbartes Ghetto i​m siebten Bezirk einziehen sollten. Der Grundriss d​es Gebiets i​st ebenfalls i​n der Verordnung angegeben. Das Dekret s​ah vor, d​ass Juden, d​ie in Budapest e​inen gelben Stern tragen müssen, a​uf eine Fläche v​on etwa 0,3 Quadratkilometern ziehen sollten. Der Stichtag für d​ie Umzüge w​ar der 7. Dezember 1944. Die d​ort lebenden nichtjüdischen Menschen mussten i​hre Wohnung verlassen. Sie bekamen e​ine andere Wohnung. Es g​ab insgesamt 162 Sternenhäuser i​n dem ausgewiesenen Bereich. Die z​ur Internierung gezwungenen Juden erreichten d​en zentral gelegenen Klauzál-Platz, w​o ihre Wertsachen beschlagnahmt wurden. Die v​ier zentralen Tore wurden v​on Soldaten bewacht. Ursprünglich w​urde von e​twa 63.000 jüdischen Einwohnern, hauptsächlich Älteren u​nd unter 16-Jährigen, erwartet, d​ass sie durchschnittlich 14 Personen p​ro Zimmer aufnehmen. Die Leichen wurden a​uf Haufen a​n verschiedenen Orten gelagert. Solche isolierten Orte w​aren der Klauzál-Platz, d​er sogenannte Mikwe, u​nd der Hof d​er örtlichen Synagoge. Ein Seuchenausbruch w​urde nur d​urch die Kälte verhindert. Die Versorgung v​on älteren Menschen u​nd Patienten w​ar durch d​en Medikamentenmangel s​tark eingeschränkt.

Befreiung des jüdischen Ghettos

Im Januar 1945 kursierten Gerüchte, d​ass das Ghetto v​on den Deutschen bombardiert werden sollte, b​evor die Sowjets d​ort ankamen. Am 17. u​nd 18. Januar 1945 erreichten d​ie sowjetischen Truppen d​as Zentrum v​on Pest. Während d​ie Kämpfe i​n Buda fortgesetzt wurden, w​urde das Pest-Ghetto befreit u​nd seine bewaffnete Wache verschwand. Der u​m das Ghetto errichtete Holzzaun w​urde fast sofort für Brennholz verwendet. 68.000 Personen überlebten d​ie Internierung. Nach d​er Befreiung d​es Ghettos wurden ca. 3.000 Tote gefunden. Die meisten v​on ihnen wurden i​n Massengräbern beigesetzt.

Literatur

  • Camps and Ghettos under European Regimes Aligned with Nazi Germany. Enzyklopädie. In: United States Holocaust Memorial Museum, Geoffrey P. Megargee, Joseph R. White (Hrsg.): Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945. Band 3. Indiana University Press, Bloomington, USA 2018, ISBN 978-0-253-02373-5 (englisch, ushmm.org [PDF; abgerufen am 23. September 2020] Encyclopedia Vol-III).
  • Regina Fritz, Catherine Novak-Rainer: Inside the Ghetto: Everyday Life in Hungarian Ghettos. In: Történettudományi Intézet (Hrsg.): Hungarian Historical Review. Band 4, Nr. 3. Institute of History, Research Centre for the Humanities (RCH), Hungarian Academy of Sciences (HAS), 2015, ISSN 2063-8647, S. 606–639, JSTOR:24575808 (englisch).
Commons: Budapest Ghetto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. München und Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, Bd. 1, S. 254.
  2. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. München und Zürich 1995, ISBN 3-492-22700-7, Bd. 1, S. 252.

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