Bret Easton Ellis
Bret Easton Ellis (* 7. März 1964 in Los Angeles) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller.
Leben
Aufgewachsen ist Ellis in Sherman Oaks in Kalifornien. 1986 absolvierte er eine Musikausbildung am Bennington College in Vermont. Dieses College diente später als Vorlage für das fiktive „Camden Arts College“, welches in seinem Roman Einfach unwiderstehlich (The Rules of Attraction) eine zentrale Rolle spielt. In den frühen 1980er-Jahren spielte er Keyboard in einigen New-Wave-Bands, z. B. bei „The Parents“.[1]
Während seines Studiums gab Ellis den späteren Roman Unter Null als Arbeit für einen Creative-Writing-Kurs ab. Sein Professor war von der Arbeit beeindruckt und motivierte Ellis, den Roman zu veröffentlichen.[2] 1987 zog er nach New York City, wo er seinen zweiten Roman Einfach unwiderstehlich veröffentlichte. 1991 stieg Ellis mit seinem dritten Roman American Psycho zum Kultautor auf. Die detailliert beschriebenen Gewalt- und Sexexzesse, die in das sinnentleerte Leben des Protagonisten Patrick Bateman eingebettet sind, haben dem Roman viel Aufmerksamkeit gebracht.[3] Nachdem ihn American Psycho weltweit berühmt gemacht hatte, steigerten sich Ellis' Drogenexzesse. Auf Lesetouren begleitete ihn, im Auftrag seines Verlages Vintage Books, ein Aufpasser, um Ellis' Drogenkonsum einzudämmen.[4]
Drei Jahre später, 1994, erschien die Kurzgeschichtensammlung Die Informanten (The Informers), in der auch einige Charaktere aus seinen vorherigen Büchern auftauchen. Die Informanten war jedoch eher als Lückenfüller gedacht, da sich das Erscheinen seines Romans Glamorama schon mehrmals verzögert hatte. Schließlich wurde Glamorama 1999 publiziert, von den Kritikern jedoch deutlich negativer als American Psycho aufgenommen.[5] 2001 erschien der Spielfilm Zoolander, mit Ben Stiller und Owen Wilson in den Hauptrollen. Ellis warf den Produzenten von Zoolander vor, die Idee von Glamorama gestohlen zu haben. Zwischen 2005 und 2009 wurde dieser Rechtsstreit offensichtlich in einer geheimen Vereinbarung beigelegt[6].
Sein nächstes Werk, Lunar Park, war ein halb-autobiografischer Roman, dessen Hauptfigur ebenfalls Bret Easton Ellis heißt und auch Autor ist.[7]
Eine Fortsetzung zu Unter Null erschien 2010 mit dem Titel Imperial Bedrooms, nachdem Ellis 2006 nach Los Angeles zurückgekehrt war. Er wohnt dort seitdem in West Hollywood, am Doheny Drive, „im elften Stock eines weißen Apartmentgebäudes mit großen Balkonen“.[8] In Imperial Bedrooms tauchen einige Figuren aus Unter Null wieder auf, jedoch im Alter um die 40 und verheiratet.[9] Die Verfilmung von Die Informanten kam 2009 heraus. Im März 2012 gab Ellis bekannt, dass er gerade am Drehbuch für eine weitere Fortsetzung von American Psycho schreibt.[10]
Er verfasste das Drehbuch zu dem 2013 veröffentlichten Film The Canyons.
Seit 2015 produziert er seinen eigenen Podcast. Dort spricht er im Schnitt anderthalb Stunden mit jeweils einem Künstler, den er oftmals persönlich kennt. Es geht um Filme, Literatur, aktuelle politische und gesellschaftliche Themen und soziale Einstellungen. Unter anderem saß er bereits zusammen mit den Regisseuren Quentin Tarantino und Eli Roth, den Schauspielern Judd Nelson und Alex Pettyfer sowie auch den Musikern Kim Gordon und Michael Angelakos (Frontmann von Passion Pit) als auch den Schriftstellern David Shields und Mark Z. Danielewski.[11]
Schreibstil, Thematik
Ellis verwendet einen sehr schlichten und flachen Schreibstil. Er arbeitet häufig mit dem Stilmittel der Wiederholung, in American Psycho etwa wiederholt der Protagonist immer wieder den Satz: „Ich muss einige Videos zurückbringen“, bevor oder nachdem er eine Gewalttat begangen hat. Ellis' Werke zeichnen sich durch eine schnelle, harte Sprache aus. In jedem seiner Bücher spielen Drogen und Sex eine große Rolle, die das Bild einer „verlorenen Generation“ widerspiegeln, die Ellis fiktional erschaffen hat.
Der Autor wird oft mit „Catcher in the Rye for the MTV Generation“, also „Der Fänger im Roggen der MTV-Generation“, umschrieben.[12] Seine Charaktere sind vielfach oberflächlich und austauschbar, es finden sich kaum andere Gesprächsthemen als Drogen, Mode etc. Der Verfall der Werte wird ebenso thematisiert wie die „Spaßgeneration“, die auf der Suche nach dem nächsten Kick ist, ohne dabei auf Gefühle oder Gesetze Rücksicht zu nehmen.
Neben der Thematik gibt es auch beim Personal häufige Querverbindungen zwischen den Romanen. Immer wieder tauchen Charaktere aus früheren Geschichten in Nebenrollen oder durch Erwähnungen wieder auf. Clay, der Protagonist von Unter Null, kehrt in Einfach unwiderstehlich als Erzähler wieder, der Protagonist ist Sean Bateman. In American Psycho wiederholen sich Szenen aus Unter Null, in denen Clay jedoch durch den Protagonisten von American Psycho, Patrick Bateman, den Bruder von Sean Bateman, ersetzt ist. In Die Informanten, einem Sammelband von Kurzgeschichten, kommen Clay und Patrick sowie je zwei Charaktere aus Unter Null und Einfach unwiderstehlich vor.
Ein gemeinsames Mittagessen von Sean und Patrick Bateman wird in Einfach unwiderstehlich aus der Sicht Seans und in American Psycho aus der Sicht Patricks beschrieben. Glamorama beschreibt über weite Strecken die Europareise von Victor Ward, auf dessen Rückkehr Lauren Hynde in Einfach unwiderstehlich sehnsüchtig wartet. Auch Patrick Bateman wird in Glamorama erwähnt, und in Lunar Park finden sich fast alle wichtigen Charaktere aus Ellis’ Romanen wieder.
Werke
- 1985: Unter Null (Less than Zero), dt. von Sabine Hedinger, KiWi-Taschenbuch (2006) ISBN 978-3-462-03700-5
- 1987: Einfach unwiderstehlich (The Rules of Attraction), dt. von Wolfgang Determann, KiWi-Taschenbuch (2001) ISBN 978-3-462-03000-6
- 1991: American Psycho. dt. von Clara Drechsler und Harald Hellmann, Kiepenheuer und Witsch (2006) ISBN 978-3-462-03699-2 (in Deutschland von 1995 bis 2001 indiziert)
- 1994: Die Informanten (The Informers). dt. von Clara Drechsler, KiWi-Taschenbuch (2009) ISBN 978-3-462-03053-2
- 1999: Glamorama. dt. von Joachim Kalka, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1999 ISBN 978-3-462-02834-8[13]
- 2005: Lunar Park. dt. von Clara Drechsler und Harald Hellmann, KiWi-Taschenbuch (2019) ISBN 978-3-462-05206-0[14]
- 2010: Imperial Bedrooms, dt. von Sabine Hedinger, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010. ISBN 978-3-462-04236-8[15]
- 2019: Weiß. (White, Memoir) Übersetzt von Ingo Herzke. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019. ISBN 978-3-462-05351-7[16]
Verfilmungen
- 1987: Unter Null (Less than Zero)
- 2000: American Psycho
- 2002: Die Regeln des Spiels (The Rules of Attraction)
- 2009: Die Informanten (The Informers)
Sekundärliteratur
- Sarina Schnatwinkel: Das Nichts und der Schmerz. Erzählen bei Bret Easton Ellis. Transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2791-6.
Film
- Killer, Trader und Psychopath – Bret Easton Ellis’ America. Dokumentarfilm. Regie: Jean-Christophe Klotz, Arte, Frankreich 2021
Weblinks
- Literatur von und über Bret Easton Ellis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bret Easton Ellis in der Internet Movie Database (englisch)
- Bret Easton Ellis in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
- Bret Easton Ellis in der Notable Names Database (englisch)
- Interview mit Bret Easton Ellis: „Ich habe Angst vor dem Spiegel“. In: Die Zeit, 5. Januar 2006, Nr. 2 von Georg Diez
Anmerkungen
- The Believer - Bret Easton Ellis's LUNAR PARK
- Less than Zero Author Biography | Bret Easton Ellis | BookRags.com
- Andreas Kilb: „Henker und sein Dichter“ - Rezension in Die Zeit Nr. 50 vom 6. Dez. 1991
- Bret Easton Ellis allein zu Haus - netzeitung.de (Memento vom 29. Juni 2012 im Internet Archive)
- Rezension von Christian Jürgens: „Das Monster ist ein Moralist“ in: DZ
- collective — bret easton ellis interview. BBC. Archiviert vom Original am 24. April 2011. Abgerufen am 21. Juli 2009.
- Helmut Krausser: „Die Hölle bin ich“ - Rezension in: Die Zeit Nr. 12 vom 16. März 2006
- Philipp Oehmke, Es war einmal. Quentin Tarantino und Hollywood, in: Der Spiegel, Nr. 29 vom 17. Juli 2021, S. 107–109
- „Ellis' junge Drecksäcke von 1985 sind jetzt zu alten, reichen Riesen-Drecksäcken geworden“, schreibt Stefan Mesch in seinem Verriss des begleitenden Online-Videospiels.
- Bret Easton Ellis Muses American Psycho Sequel
- Bret Easton Ellis Podcast. In: PodcastOne. Abgerufen am 30. März 2016.
- Bret Easton Ellis | Literary Kicks
- Carmen Stephan: "Glamorama" Ellis im Wunderland, Rezension in Spiegel Online vom 1. Dezember 1999, abgerufen 5. Oktober 2019
- Doris Plöschberger: Ellis-Roman "Lunar Park" Vom heulenden Elend gepackt , Rezension in Spiegel Online vom 21. Januar 2006, abgerufen 5. Oktober 2019
- Gerrit Bartels: Bret-Easton-Ellis-Roman "Imperial Bedrooms": Die Null muss weg, Rezension in Der Tagesspiegel vom 25. September 2010, abgerufen 5. Oktober 2019
- Jan Wiele: Das neue Buch von B. E. Ellis : American Weichei, Rezension in der FAZ vom 20. April 2019, abgerufen 25. April 2019