Brauhausberg
Der Brauhausberg ist eine 88 m ü. NHN hohe Erhebung in der Teltower Vorstadt von Potsdam. Er ist den Ravensbergen vorgelagert und bildet den nördlichen Abschluss des Saarmunder Endmoränenbogens. Sein Name gründet sich auf eine im frühen 18. Jahrhundert auf ihm eröffnete Brauerei. Südlicher Nachbar ist der Telegrafenberg, der bis 1832 Hinterer Brauhausberg hieß. Der Brauhausberg gilt als ein uraltes Naturwahrzeichen im Urstromtal, lange bevor es die Havel gab.[1]
Brauhausberg | ||
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Blick auf den Brauhausberg mit dem Gebäude der Kriegsschule im Zustand 2006 | ||
Höhe | 88 m ü. NHN | |
Lage | im Süden der Stadt Potsdam | |
Gebirge | Saarmunder Endmoränenbogen | |
Koordinaten | 52° 23′ 10″ N, 13° 3′ 42″ O | |
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Die volkmündlich euphemistische Bezeichnung „Potsdamer Tschimborasso“ verwandte als erster der Naturforscher Alexander von Humboldt für den Hügel, nach dessen Heimkehr von seinem Besteigungsversuch des südamerikanischen Originals. Besonders markant ist die weithin sichtbare Bebauung auf dem Brauhausberg mit der einstigen Kriegsschule. In der DDR-Zeit setzte sich die Kosebezeichnung „Kreml“ für diesen Komplex durch.
Geschichte
16. Jahrhundert bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts
Die Hänge des Berges wurden 1515 erstmals erwähnt, als dort ein Kurfürstlicher Weinberg angelegt worden war, umgeben von einem großzügigen Tiergarten. Wein wurde hier noch bis um 1700 angebaut und gekeltert.
Als in Europa Eroberungsfeldzüge stattfanden, hatten im Jahr 1631 schwedische Soldaten unter König Gustav II. Adolf auf dem Berg ein Feldlager aufgeschlagen.
Der Kartograph Samuel Suchodolec vermaß 1683 das Gebiet der Teltower Vorstadt samt Hügel und stellte es erstmals in einer Karte dar.
Die Potsdamer Schützengilde richtete sich 1703 am Osthang des Berges einen Schießplatz ein und ließ sich an Ort und Stelle den Schützenkrug bauen.
Ab 1716 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
Nach Beendigung der Weinkultivierung entstand im Jahr 1716 aus einem früheren Kornmagazin an der heutigen Leipziger Straße die königliche Bierbrauerei („Königsbrauerei“). Nun erhielt die Erhebung ihren heutigen Namen Brauhausberg. Für den An- und Abtransport ließ der König dorthin eine Landstraße anlegen, die 1804 zu einer Chaussee ausgebaut wurde.
Am Berghang wurden 1752 zwanzig Wohnhäuser bereitgestellt, die als Unterkunft für zugereiste Maurer- und Zimmermannsgesellen dienten. Die Gesellen mussten die Gebäude selbst errichten und ausbauen. Sie bildeten den Kern der späteren Siedlung um die heutige Max-Planck-Straße.
Auf dem Brauhausberg ließ der preußische König Friedrich Wilhelm III. 1804 für die Königin Luise einen Aussichtsturm im neugotischen Stil erbauen, das Belvedere auf dem Brauhausberg. Die Baupläne stammten vom Baumeister Andreas Ludwig Krüger.
In der Zeit von Napoléons Eroberungsfeldzügen durch Europa errichteten Bürger und Landsturmleute auf dem Brauhausberg das Zentrum einer Schanzenanlage, die Teile der Teltower Vorstadt umfasste. Kämpfe aus dieser Gegend sind nicht überliefert.
Ein gutes Jahrhundert nach der Königsbrauerei ließen sich die Braumeister Adelung und Hoffmann ganz in der Nähe eine eigene Brauerei errichten und erzeugten ab 1829 die Biersorte Potsdamer Stangenbier.[2] Familie Hoffmann erwarb darüber hinaus das Kolonistenhaus Nummer 2 in der damaligen Schützenstraße und ließ es zu einer Ausflugsgaststätte umbauen. Unter dem Namen Wackermannshöhe wurde sie 1851 eröffnet und die Besucher erhielten hier das frisch gezapfte Stange-Bier. Nun entstanden immer neue Wohngebäude am Brauhausberg, auch ein Pavillon im Stil eines antiken Tempels wurde 1873 eingeweiht.
20. Jahrhundert bis 1990
Um das Belvedere herum wurde von 1899 bis 1902 nach Plänen von Franz Schwechten die neue Kriegsschule (später Reichsarchiv, SED-Bezirksleitung und Landtag) erbaut.
Bald machte sich die Anlage einer Umgehungsstraße der inzwischen ausgedehnten Besiedlung des Gebietes um den Brauhausberg erforderlich, die 1927 begonnen wurde. Hinzu kam die Verlegung einer Straßenbahnlinie zum Potsdamer Zentrum (1930). Bis 1935 entstand eine weitere Neubausiedlung um den Schützenplatz und ein Kino nach Entwürfen von Heinrich Laurenz Dietz mit 700 Plätzen (Bergtheater, 1940) nahm seinen Spielbetrieb auf.
1936 wurde der neogotische Turm mit Fachwerkaufsatz und Erkern des damaligen Reichs- und Heeresarchivs um 14 Meter gekappt. Die Zerstörung der Potsdamer Landmarke geschah auf Anordnung des nationalsozialistischen Oberbürgermeisters von Potsdam und Brauhausbergbewohners Hans Friedrichs.[3] Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile der Bebauung am Brauhausberg ein Opfer von Bombenangriffen, das Reichsarchiv büßte dabei mehr als die Hälfte seiner Bestände ein. Bereits im Jahr 1946 hatte die neue Stadtverwaltung in Abstimmung mit der sowjetischen Besatzungsmacht den Bau eines Denkmals für die Opfer des Faschismus an diesem Berg beschlossen, für das am 27. Oktober 1946 der Grundstein gelegt wurde. Es wurde jedoch nie fertiggestellt.[4]
Gegen 1950 begann die großflächige Enttrümmerung, und anschließend eine provisorische Wiederherstellung der beschädigten Teile des Schulkomplexes. Er wurde zur Zentralverwaltung der SED-Kreisleitung Potsdam und blieb es bis zur Wende. Weite Teile des Berges blieben brach liegen und in den 1960er-Jahren wurde nach Blindgängern und anderen Kriegshinterlassenschaften gesucht.
1968 nahm auf einem größeren Platz am Brauhausberg eine Anlage für die Zerkleinerung der Ruinenteile der Potsdamer Garnisonkirche ihren Betrieb auf.
1969–1971 wurde am nördlichen Brauhaushang eine Schwimmhalle gebaut, die im 2017 durch ein Sport- und Freizeitbad ersetzt wurde.[5] Im November 1977 eröffnete direkt daneben das in den 2020er Jahren zum Museum Minsk umgebaute Kunstmuseum als Terrasserestaurant Minsk.
1991 bis 21. Jahrhundert
In den denkmalgeschützten Gebäudekomplex der Kriegsschule auf dem Brauhausberg zog nach Umbauarbeiten 1991 der Landtag Brandenburg ein und hatte dort bis zu dessen Umzug in das Potsdamer Stadtschloss 2013/2014 seinen Sitz.
Für das gesamte Gebiet hatte die Potsdamer Stadtverwaltung um 2001 einen Gestaltplan entwickelt, der später als Anteil auch in den Masterplan 2010 mit einging und den Verkauf etlicher Grundstücke am Berg und eine umfangreiche Bebauung vorsahen. Der Verein Pro Brauhausberg, als Bürgerinitiative gegründet, um die Entwicklung des Bereiches bürgerfreundlich mitgestalten zu können, forderte die Freiflächen am Brauhausberg „wieder zu einem gestalteten Landschaftsraum mit einzelnen prägnanten Bauten zu entwickeln, die einen öffentlichen, gesamtstädtischen Nutzen haben“[6] und entwickelte dazu auch eigene Ideen, die mit in das Verfahren eingingen.[7]
2017 eröffnete am Fuße des Brauhausbergs an der Leipziger Straße das Sport- und Freizeitbad Blu. Im Folgejahr wurde dafür dann die alte Schwimmhalle abgerissen.
2019 erwarb die Hasso-Plattner-Foundation des Potsdamer Mäzens Hasso Plattner Grundstück und Gebäude, um dort das Museum Minsk einzurichten. Die beiden Hauptgeschosse des Gebäudes von insgesamt 900 Quadratmetern werden zu modernen Ausstellungsräumen umgebaut und sollen primär zur Ausstellung von DDR-Kunst genutzt werden. Im Obergeschoss ist ein Café mit Außenterrasse geplant.[8] Die Eröffnung ist für Frühjahr 2022 vorgesehen.[9] Westlich des Museums, im Wesentlichen auf dem Gelände der 2018 abgerissenen Schwimmhalle, soll nach Plänen von Stiftung und der Stadt Potsdam ein neues Wohnquartier mit 120 Mietwohnungen entstehen.[10] Hierfür bestehen Planungen (Stand 2021), die den Umbau zu Luxuswohnungen einschließlich einer Rekonstruktion des neogotischen Turmes vorsehen.[11][12] Das Gebiet nördlich des Museums soll bis vor das Hallenbad zu einem terrassierten Stadtplatz umgebaut werden.[13]
Die Brauerei
Für die Lagerung des in der Königsbrauerei hergestellten Bieres wurden Stollen in den Berg getrieben, die noch zu sehen sind. In diesen wurden im Winter Eisschollen aus der nahe gelegenen Havel eingelagert, um mit diesem Natureis im Sommer eine ausreichende Kühlung des Gerstensaftes zu gewährleisten. Die ehemalige Brauerei war noch in den 1980er-Jahren in Betrieb und wurde erst dann durch eine moderne Brauanlage im Industriegelände Rehbrücke ersetzt.
Literatur und Quelle
- Landtag Brandenburg, Referat Öffentlichkeitsarbeit: Von der Kriegsschule zum Parlament. Historische Notizen zum Gebäudekomplex Am Havelblick 8. Schriften des Landtages Brandenburg, Heft 3/2000; S. 23–24: Zur Geschichte des Brauhausberges, Volltext online, (PDF; 32 S., 12,6 MB).
- Jörg Fröhlich und Luise Fröhlich: Das Potsdamer Terrassenrestaurant 'Minsk' und der Brauhausberg im Wandel der Zeit (1970–2015). BoD, Norderstedt 2015, ISBN 3-7386-4478-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Film
- Der Brauhausberg in Potsdam. Potsdams Hügel der Macht. Dokumentarfilm, Deutschland, 2020, 44:29 Min., Buch und Regie: Julia Baumgärtel und Attila Weidemann, Produktion: Weideglück TV, rbb, Reihe: Geheimnisvolle Orte, Erstsendung: 6. Oktober 2020 bei rbb, Inhaltsangabe. U.a. mit dem Militärhistoriker Winfried Heinemann, dem Potsdamer Museologen und Historiker Thomas Wernicke und dem Anwohner und Pro-Brauhausberg-e.V.-Vorsitzenden Thomas Hintze.
Weblinks
- Potsdamer gestalten ihren Vedutenberg. Dokumentation der vom Pro-Brauhausberg e. V. durchgeführten öffentlichen Ideenwerkstatt zur städtebaulichen Entwicklung am und um den Brauhausberg in der Landeshauptstadt Potsdam, am 26.11.2011 im Humboldt-Gymnasium in Potsdam. (Memento vom 1. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 85 S., 12,5 MB)
- Luise und Jörg Fröhlich: Das Potsdamer Terrassenrestaurant und der Brauhausberg im Wandel der Zeit (1970–2015). (Memento vom 25. März 2013 im Internet Archive).
Einzelnachweise
- Dokumentation der […] Ideenwerkstatt; S. 11 („Arbeitsauftrag“ im Kasten)
- Geschichte der Potsdamer Stange. In: braumanufaktur.de, mit historischen Illustrationen, aufgerufen am 9. Oktober 2021.
- Dokumentarfilm: Der Brauhausberg in Potsdam. Potsdams Hügel der Macht. In: rbb, 6. Oktober 2020, ab 13:27 Min. – 14:49 Min.
- Günter Schenke: Denkmal am Brauhausberg. Außer einer Grundsteinlegung im Oktober 1946 passierte nichts. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 15. März 2006, aufgerufen am 17. Oktober 2020.
- Schöner unsere Städte und Gemeinden mach mit! Ein langgehegter Wunsch unserer Bevölkerung, vieler Jugendlicher und Sportler wird erfüllt! Wir bauen eine Schwimmhalle am Brauhausberg. (Memento vom 5. September 2011 im Internet Archive) (PDF; 277 kB), Postwurfzettel aus dem Jahr 1969 zur geplanten Schwimmhalle am Brauhausberg.
- Dokumentation der […] Ideenwerkstatt; S. 4.
- Potsdamer gestalten ihren Vedutenberg. Dokumentation der vom Pro-Brauhausberg e. V. durchgeführten öffentlichen Ideenwerkstatt zur städtebaulichen Entwicklung am und um den Brauhausberg in der Landeshauptstadt Potsdam, am 26.11.2011 im Humboldt-Gymnasium in Potsdam. (Memento vom 1. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 85 S., 12,5 MB).
- Das Minsk. In: plattnerfoundation.org, aufgerufen am 9. Oktober 2021.
- dpa: Ausstellungshaus «Das Minsk» soll im Frühjahr 2022 eröffnen. In: Die Welt, 6. Mai 2021.
- Peter Degener: Minsk-Erhalt. Neue Details zu Plattners Plänen am Brauhausberg. In: Märkische Allgemeine, 29. März 2019.
- Luxusumbau am Brauhausberg: Originalgetreuer Turm für alten Landtag gefordert. In: Märkische Allgemeine, 29. Dezember 2020, registrierungspflichtig.
- Peter Degener und Volker Oelschläger: Pro & Contra: Soll Potsdams Brauhausberg seinen historischen Turm zurückbekommen? In: Märkische Allgemeine, 29. Dezember 2020, registrierungspflichtig.
- Sandra Calvez: Potsdams Stadtplatz am Brauhausberg. Die neuen Minsk-Terrassen. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 22. April 2021.