Bolzanofunktion

Die Bolzanofunktion i​st historisch d​ie erste Konstruktion e​iner Funktion, d​ie zwar stetig, a​ber nirgends differenzierbar ist. Sie i​st nach i​hrem Entdecker Bernard Bolzano benannt, s​ie wurde v​on ihm u​m 1830 gefunden u​nd in seinem Manuskript Functionenlehre präsentiert (das a​ber erst 1930 veröffentlicht wurde).[1]

Bekannt w​urde die Möglichkeit d​er Existenz stetiger, a​ber nirgends differenzierbarer Funktionen d​urch Karl Weierstraß (Vortrag v​or der Berliner Akademie 1872), w​as damals a​uf viele schockierend wirkte. Weierstraß’ Beispielfunktion w​urde durch Paul Du Bois-Reymond 1875 veröffentlicht. Auch Bernhard Riemann präsentierte e​ine solche 1861 i​n seinen Vorlesungen, u​nd seitdem wurden v​iele weitere konstruiert.

Definition

Die Bolzanofunktion i​st als d​er Grenzwert e​iner Funktionenfolge definiert. Ferner k​ann man Definitionsbereich u​nd Bildmenge a​ls beliebige abgeschlossene Intervalle reeller Zahlen auswählen.

Sei also der gewünschte Definitionsbereich und die gewünschte Bildmenge.

Transformation eines linearen Stückes von (gestrichelt) zu einem Bestandteil von (durchgezogen)

wird als lineare Funktion mit den Eckpunkten , definiert:

wird als stückweise lineare Funktion auf vier Intervallen definiert, mit den folgenden fünf Eckpunkten:

wird als lineare Funktion definiert, indem man jedes lineare Stück von so transformiert, wie man zu transformiert hat, indem man neue Werte für , , und einsetzt, sodass und den Eckpunkten des linearen Stückes entsprechen.

definiert man für ein beliebiges , indem man jedes lineare Stück von so transformiert, wie man zu transformiert hat, indem man neue Werte für , , und einsetzt, sodass und den Eckpunkten des linearen Stückes entsprechen.

Die Bolzanofunktion ist der punktweise Grenzwert dieser Funktionenfolge: .

Quellen

  • B. Bolzano: Functionenlehre. Herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Karel Rychlik. In: Bernard Bolzanos Schriften, herausgegeben von der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Bd. 1, Prag 1930.
  • Johan Thim: Continuous Nowhere Differentiable Functions. (pdf; 650 kB) Masterarbeit, Luleå University of Technology. Oktober 2003, S. 11–17, abgerufen am 16. September 2013 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Hans Wußing: Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik, Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1979, S, 225/6
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