Blintendorf (Gefell)
Blintendorf ist ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Stadt Gefell im Saale-Orla-Kreis in Thüringen.
Blintendorf Stadt Gefell | |
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Höhe: | 518 m |
Einwohner: | 212 (31. Dez. 2012)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1997 |
Postleitzahl: | 07926 |
Vorwahl: | 036649 |
ehemaliges Gemeindehaus |
Geografie
Die Gemarkung von Blintendorf wird westlich von der Bundesautobahn 9 durchquert. Das sanfte muldenartige Hochplateau ist nordwestlich und südöstlich von Wäldern begrenzt. Die Bundesstraße 90 mit dem Autobahnanschluss „Bad Lobenstein“ führt eng am Dorf vorbei.
Nachbarorte sind Göritz, Frössen, Langgrün, Seubtendorf und Göttengrün.
Mit den Linien 720 und 721 des Verkehrsunternehmens KomBus hat Blintendorf Anschluss an die Städte Bad Lobenstein, Hirschberg (Saale) und Schleiz.
Geologie
Die Flur von Blintendorf ist ein typischer Standort des Südostthüringischen Schiefergebirges. Die Böden sind durch den hohen Feinerdeanteil und Humusgehalt sehr fruchtbar. Quellmulden sowie schmale Tallagen der Böden sind typische Grünlandstandorte. Ackerbau wird auf plateauartigen Geländerücken, welligen Ebenen und Flachhängen begünstigt. Auf sonstigen Lagen überwiegt die forstliche Nutzung.[2]
Geschichte
Die urkundliche Ersterwähnung von Blintendorf fand am 20. März 1327 statt.[3] In einer wenige Tage jüngeren Urkunde des böhmischen Königs Johann von Luxemburg und Böhmen (ausgestellt in Prag am 13. April 1327) unterwirft sich Petzold Sack von Sparnberg dem König und trägt ihm sein Lehen an, namentlich die Burg Sparnberg („castrum Sparenbergk“), die Bevölkerung Sparenbergs („Gens Sparenbergiorvm“) und die beiden Dörfer Ullersreuth und Blintendorf („dua villas Vlrichsreut & Plintendorff“). Den genannten Besitz, der zuvor ein reichsunmittelbares Lehen gewesen sein dürfte, nimmt er als Lehen vom böhmischen König zurück. Diese Urkunde ist als Regest[4] und als Abschrift[5] überliefert.
Gefell und Blintendorf gehörten als Exklaven zum sächsisch-albertinischen Amt Plauen (Vogtländischer Kreis). Nach dem Wiener Kongress waren die beiden Orte von 1815 bis 1944 Exklaven des preußischen Landkreises Ziegenrück, der im Verband der Provinz Sachsen selbst eine Exklave war. Grund dieser außergewöhnlichen Verwaltungsart war wohl die Vermählung von Markgraf Friedrich dem Freidigen mit Elisabeth, der 14-jährigen Tochter seiner Schwiegermutter aus der Verbindung mit Otto von Lobdeburg-Arnshaugk am 24. August 1300. Die junge Frau brachte Neustadt/Orla, Auma und Ziegenrück in die Ehe ein. Der Vormund Elisabeths, der Reuße Heinrich von Plauen erhielt von Friedrich zur Schuldenbegleichung Triptis, Auma und Ziegenrück als Unterpfand für die Summe von 3000 Schock Meißner Groschen.[6]
Zur Zeit der Reichseinigung 1871 war der Ort ein Grenzort zwischen dem Fürstentum Reuß – jüngere Linie und Preußen. Die damalige Schule, welche heute als Gemeindehaus genutzt wird, und die Kirche befanden sich auf preußischem Gebiet. Zur damaligen Zeit bestand die Bevölkerung (299 Einwohner) aus Reußen und Preußen, welche beide gemeinschaftlich Kirche und Schule nutzten.[7]
Nach wie vor prägt die Landwirtschaft diesen Ort.
Sehenswürdigkeiten
- Kirche St. Marien (Blintendorf)
Einzelnachweise
- Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla – Bevölkerungsverteilung im Gebiet des Zweckverbandes. (PDF) In: Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. S. 46, abgerufen am 30. Oktober 2021.
- Manfred Graf: Organisation der kooperativen Pflanzenproduktion bei hohem Grünlandanteil im Südostthüringer Schiefergebirge. Dargestellt an der KOG „Lobenstein“. 1970, (Jena, Universität, Dissertation, 1970; maschinschriftlich).
- Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. 5., verbesserte und wesentlich erweiterte Auflage. Rockstuhl, Bad-Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 35.
- Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. 1732–1754.
- Johann Peter von Ludewig: Reliqviae Manvscriptorvm Omnis Aevi Diplomatvm ac Monvmentorvm, Ineditorvm adhvc. Band 6. s. n., Frankfurt am Main u. a. 1724, S. 33–34.
- Wilfried Warsitzka: Die Thüringer Landgrafen. Bussert und Stadeler, 2004, ISBN 3-932906-22-5, S. 260, 293, 294.
- G. Brückner: Landes- und Volkskunde des Fürstentums Reuß j. L. 1870. 1. Reprintaufl Auflage. Bad Langensalza 2011, ISBN 978-3-86777-150-4, S. 792 ff.