Blanka Zmigrod
Blanka Zmigrod-Feldman (geboren am 22. Januar 1924 in Królewska Huta, ehemals Königshütte, heute Chorzów, Oberschlesien[1]; gestorben am 23. Februar 1992 in Frankfurt am Main) war eine polnisch-jüdische Holocaust-Überlebende. Sie wurde im Februar 1992 in Frankfurt am Main von dem schwedischen Rechtsterroristen John Ausonius ermordet.
Leben
Zmigrod überlebte während des Zweiten Weltkrieges die Inhaftierung in vier Konzentrationslagern, darunter dem KZ Flossenbürg[2] und dem KZ Auschwitz.[1] 1945 wanderte sie nach Israel aus, kehrte aber 1960 mit ihrem Lebensgefährten Sacha Feldman nach Deutschland zurück und siedelte sich in Frankfurt am Main an, wo beide Restaurants und Hotels betrieben.[3] Nach Feldmans Tod arbeitete sie ab 1991 im Frankfurter Restaurant Mövenpick am Opernplatz als Garderobenfrau.[4][5]
Am 23. Februar 1992 wurde sie von John Ausonius ermordet, der bereits zuvor in Schweden auf elf Menschen mit Migrationshintergrund geschossen und dabei eine Person getötet hatte. Als Gast des Restaurants, in dem Zmigrod arbeitete, hatte er sie und eine Kollegin einige Tage vor der Tat[6] wegen ihrer osteuropäischen Herkunft beleidigt und des Diebstahls eines Pocket-Computers bezichtigt[7], der möglicherweise Daten über falsche Identitäten und Bankkonten enthielt.[6] Am Tatabend arbeitete Zmigrod bis kurz nach Mitternacht im Restaurant und begab sich dann zu Fuß auf den kurzen Weg zu ihrer Wohnung. Der Täter verfolgte sie mit einem Fahrrad und tötete sie an der Kreuzung Kettenhofweg/Niedenau mit einem Kopfschuss, bevor er ihre Handtasche an sich nahm.
Der Fall wurde auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ vom 6. November 1992 vorgestellt. Dennoch wurde der Täter erst 2017 angeklagt, obwohl der Streit im Restaurant den Ermittlern bereits 1993 bekannt war.[8] Ausonius wurde 1994 in Schweden wegen der elf oben genannten Taten sowie wegen einiger Banküberfälle[9] verurteilt. 2016 wurde er an Deutschland ausgeliefert und wegen des Mords an Zmigrod am 22. Februar 2018 vom Landgericht Frankfurt am Main erneut zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Ob Ausonius Zmigrods jüdische Identität erkannt haben könnte, z. B. an ihrer sichtbaren KZ-Tätowierung, konnte im Prozess nicht geklärt werden.[6][10] Auch die politischen Aspekte der Tat wurden dabei kaum bewertet.[6]
Erinnerung
Am 23. Februar 2021 fand in Frankfurt am Main eine Gedenkkundgebung für Blanka Zmigrod statt. In einer Petition forderte der Aktivist Ruben Gerczikow den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und die Stadt Frankfurt auf, ein Denkmal für Zmigrod zu errichten.[11] Am 22. Februar 2022 wurde in Anwesenheit von Angehörigen Zmigrods durch Oberbürgermeister Peter Feldmann und Kulturdezernentin Ina Hartwig eine Gedenktafel für Blanka Zmigrod enthüllt.[12]
Einzelnachweise
- Text der Online-Petition auf change.org. Abgerufen am 24. Januar 2021 (deutsch).
- Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (Yad Vashem). Abgerufen am 24. Januar 2021.
- Reuters, Ynet: 'Laser man' charged with 1992 Frankfurt killing of Holocaust survivor. Abgerufen am 28. Januar 2021 (englisch).
- Andreas Förster: Mysteriöser Mord an einer Frankfurter Garderobenfrau. Abgerufen am 28. Januar 2021 (englisch).
- Hanning Voigts: Ein Gedenkort für Blanka Zmigrod. In: Frankfurter Rundschau. 21. Januar 2021, abgerufen am 4. Oktober 2021.
- Blanka Zmigrod (Verdachtsfall). In: Amadeu Antonio Stiftung. Abgerufen am 24. Januar 2021 (deutsch).
- Hanning Voigts: Ein Gedenkort für Blanka Zmigrod. 21. Januar 2021, abgerufen am 24. Januar 2021.
- Alexander Jürgs: Eine Tat, die nicht ins Schema passt. In: DIE WELT. 27. Dezember 2017 (welt.de [abgerufen am 24. Januar 2021]).
- AFP: Swedish racist ‘laser man’ gets life for murdering Holocaust survivor. Abgerufen am 24. Januar 2021 (englisch).
- Cihan Balikci, Paul Werfel: Urteil im Mord an Blanka Zmigrod – Der »Lasermann«-Prozess in Frankfurt. Abgerufen am 28. Januar 2021.
- Blanka Zmigrod unvergessen!, change.org. Abgerufen am 23. Februar 2021.
- Matthias Trautsch: Genugtuung 30 Jahre nach Mord an Holocaust-Überlebender. In: faz.net vom 23. Februar 2022.