Bischöfliches Schloss Fürstenau
Das Schloss Fürstenau, ehemals auch „Bischöfliches Schloss“ oder „Unteres Schloss“ genannt, steht in Fürstenau, der kleinsten Stadt der Schweiz. Zusammen mit dem Schloss Schauenstein oder „Oberen Schloss“, bildete es ursprünglich einen Teil der mittelalterlichen Wehranlage.
Geschichte
Die Erbauung einer ersten Wehranlage geht in die Regierungszeit des Churer Bischofs Heinrich I. von Montfort in die Zeit um 1272 zurück[1]. Sie erhielt 1354 königliche Stadtrechte. Aus jener Anfangszeit hat sich an der Ostecke der quadratische Bergfried mit einer Seitenlänge von rund zehn Metern erhalten. Der mittelalterliche Wohnbau wird im Südwesten vermutet.
1635 baute Meister Magnus Tauscher aus dem Allgäu einen Dachstuhl, der mit seiner Länge von 62 Schuh der Länge des Schlosses ohne Turm entsprach. Ansichten zu diesem Schloss sind keine erhalten. Grosse Umbauten fanden unter Bischof Ulrich VII. von Federspiel zwischen 1709 und 1711 statt. Auch davon gibt es keine Abbildungen. Eine Vermutung, dass ein «Abriss» das Schloss zeigt, konnte bei archäologischen Grabungen nicht bestätigt werden. Der Stadtbrand vom 27. Oktober 1742 richtete verheerenden Schaden vor allem beim Turm an. Unter Bischof Benedikt von Rost fand der Wiederaufbau statt, das Schloss erhielt sein heutiges Aussehen. Auch die grossartigen Stuckdecken stammen mehrheitlich von diesem Umbau.
Schloss Fürstenau war damals das Verwaltungszentrum der bischöflichen Herrschaft im Domleschg und am Heinzenberg. Der Bischof residierte oft in Fürstenau und stellte Urkunden aus; zudem mussten die Zinsen aus dem Raum Domleschg hier abgeliefert werden. Er genoss von Schloss Fürstenau aus auch die Jagd.
Seine Bedeutung als Fürstensitz verlor das Schloss kurze Zeit nach dem Wiederaufbau, die domherrliche Wohnung wurde in einem schlechten Zustand geschildert. Ab 1802 sollte das Schloss verkauft werden, einzig der Titel «Herr von Fürstenau» sollte beim Bischof verbleiben. Der Verkauf kam jedoch nicht zu Stande. Das Bistum vermietet 1840 das Gebäude an den Kanton Graubünden für eine Arbeitserziehungsanstalt. Als die Anstalt nach Realta verlegt wurde, stand das Schloss einige Jahre leer. Ab 1855 wurde es unter Pater Theodosius Florentini als Kosthaus für Jugendliche genutzt, nach 1871 beherbergte es eine Realschule.
Am 20. August 1877 wurde das Schloss vom Bistum an den Kaufmann Peter (Conradin) von Planta verkauft, der 1863 schon das benachbarte Schloss Schauenstein gekauft hatte. Er liess das bischöfliche Wappen über dem Eingang durch sein eigenes ersetzen. 1878 richtete er das erste Landspital Graubündens ein. 1896 gab er es seinem Sohn Gaudenz von Planta, der es zusammen mit seiner frischvermählten Frau Jenny von Planta-Vischer umfassend renovierte. Herr Chiodera vom Zürcher Architekturbüro Chiodera und Tschudy wurden mit den Umbauarbeiten betraut. Die heute noch vorhandene historistische Einrichtung mit Täfer und Böden machten aus dem ehemaligen Kosthaus und Spital einen vornehmen Familiensitz. Besonders bemerkenswert ist der Einbau der grossen Fenster und dem neuen Wintergarten über einer Loggia mit dem Gartenzugang.
Die Familie von Planta verkaufte das Schloss 1941 an Rudolf Schöller, der es 1961 an die Emser Werke weiterverkaufte. 1983 übernahm es die Familie Calonder. Seit 2016 ist das Schloss Fürstenau im Besitz von Guido Hager und David Hauptmann. Es wird privat bewohnt und 2018 umfassend restauriert. Zahlreiche namhafte Spezialisten, vorwiegend aus der Region, sind daran beteiligt. Die Epochen von Rokoko und Historismus sollen erhalten bleiben. Elektrisch, Heizung, Bäder und Küche werden erneuert. Am meisten Aufmerksamkeit wird der neuen Eindeckung des maroden Daches geschenkt. Es bleibt ein Kaltdach und wird wieder mit gelben Ziegeln eingedeckt, so gelb wie die ältesten noch vorhandenen Ziegel waren.
Galerie
- Garten im Südwesten
- Ansicht von Südwesten
- Eingangstor
Literatur
- Otto P. Clavadetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von Graubünden. Orell Füssli, Zürich u. a. 1984, ISBN 3-280-01319-4.
- Fritz Hauswirth: Burgen und Schlösser in der Schweiz. Band 9: Graubünden. Teil 2: (Südbünden) und Tessin. Neptun-Verlag, Kreuzlingen 1973.
- Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden. Scheidegger & Spiess, Zürich 2008, ISBN 978-3-85881-216-2.