Bharhut
Bharhut oder Bharhat (Hindi: भरहुत) ist ein Dorf mit ca. 2.100 Einwohnern im Gemeindebezirk (tehsil) von Unchehara im Distrikt Satna im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Bekannt geworden ist der kleine Ort durch den hier im ausgehenden 19. Jahrhundert entdeckten buddhistischen Stupa aus dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., dessen erhaltene vedika-Teilstücke aus reliefiertem und poliertem dunkelroten Sandstein heute größtenteils im Indian Museum in Kolkata aufbewahrt und gezeigt werden.
Bharhut भरहुत | |||
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Staat: | Indien | ||
Bundesstaat: | Madhya Pradesh | ||
Distrikt: | Satna | ||
Subdistrikt: | Unchehara | ||
Lage: | 24° 27′ N, 80° 53′ O | ||
Höhe: | 310 m | ||
Fläche: | 9,35 km² | ||
Einwohner: | 2.100 (2011[1]) | ||
Bevölkerungsdichte: | 225 Ew./km² | ||
Lage
Das Dorf Bharhut befindet sich in einer Höhe von etwa 310 m in einer Hügellandschaft im zentralindischen Distrikt Satna. Die Distriktshauptstadt und der Bahnhof von Satna sind etwa 25 km (Fahrtstrecke) in nördlicher Richtung entfernt.
Geschichte
Der Stupa von Bharhut wird ins 3. Jahrhundert v. Chr., also in die Zeit des Maurya-Herrschers Ashoka datiert. Die steinerne Zauneinfassung entstand wahrscheinlich etwa ein Jahrhundert später zur Zeit der Shunga-Dynastie. Die jüngsten Funde stammen aus mittelalterlicher Zeit (ca. 10. Jahrhundert); ob der Stupa damals noch in unversehrtem Zustand existierte, ist unklar. In der Zeit der Dominanz des Islam über weite Teile Nordindiens wurde die Kultstätte vergessen, vielleicht sogar absichtlich zerstört. Später entnahmen die Bewohner der umliegenden Dörfer Steinmaterial für den Bau ihrer Häuser. Im Jahr 1873 besuchte Alexander Cunningham, der Direktor des Archaeological Survey of India, die Ruinenstätte; im darauffolgenden Jahr begannen die Ausgrabungsarbeiten.
Stupa
Der Stupa von Bharhut hatte Cunningham zufolge einen Durchmesser von knapp 68 Fuß (= ca. 20,70 m) und war somit nur geringfügig kleiner als der große Stupa von Sanchi; seine Höhe dürfte bei etwa 8–10 m gelegen haben, von denen jedoch nur noch etwa 1,50 m übrig ist. Wahrscheinlich war der zur Gänze aus gebrannten Ziegelsteinen bestehende Hügel mit Natursteinen oder Steinplatten abgedeckt und eine kleine Zauneinfassung (harmika) mit einem Ehrenschirm (chhatri) bildete seine obere Bekrönung. In der Ursprungszeit befanden sich keine Bildreliefs in seiner Nähe; verehrt wurde der den Kosmos bzw. Buddha selbst symbolisierende Stupa durch eine Umwandlungszeremonie (pradakshina) im Uhrzeigersinn.
Vedika
Eine herausragende Leistung der frühen buddhistischen Kunst, aber auch der gesamten indischen Kunst ist die handwerkliche Bearbeitung und bildhauerische Gestaltung des einst den Stupa umgebenden Steinzauns (vedika). Dieser besteht aus dunkelrotem Sandstein und hat einen Durchmesser von gut 88 Fuß (= ca. 26,90 m); er schützte einerseits den Stupa vor freilaufenden Rindern und anderen Tieren, andererseits bildete er eine Art ‚Heiliger Bezirk‘, innerhalb dessen für Mönche und andere hochrangige Besucher eine ungestörte Umwandlung (pradakshina) des Stupa einschließlich seiner Berührung möglich war. Der Steinzaun hatte vier in die vier Himmelsrichtungen orientierte und nicht abgewinkelte Eingangstore (toranas) mit jeweils drei übereinander angeordneten steinernen Querbalken mit eingerollten Enden. Die beiden unteren Querbalken waren durch kleine, teilweise durch Figuren ersetzte Ziersäulchen miteinander verbunden.
Die Rund- oder Halbrundreliefs des Steinzauns zeigen ganz überwiegend abstrakte oder florale Motive, aber auch einige Wasserungeheuer (makaras), szenische Darstellungen und menschliche Büsten sind zu sehen; mehrere annähernd quadratische Reliefplatten mit Szenen aus den buddhistischen Legenden und Erzählungen (jatakas) finden sich im Bereich der Eingangstore. Die Hauptpfosten zeigen in der Regel männliche und weibliche Figuren – z. T. mit vor der Brust gekreuzten oder aneinandergelegten Händen. Die kleineren Pfosten der vedika sind oft mit seitlichen kleinen yakshi- oder salabhanjika-Figürchen geschmückt.
Durch intensive Politur der Steine erhielten die Reliefs einen Glanz, der – trotz diverser Beschädigungen – nach über 2000 Jahren noch vorhanden ist und jeden Betrachter tief beeindruckt.
- Steinrelief mit Yakshi
- Verehrung des Stupa
- Männliche Figur mit Turban und Blume in der rechten Hand
- Weibliche Figur mit Spiegel
- Affen reiten auf einem Elefanten und machen Musik
- Gayalakshmi-Medallion
- Steinfigur (yakshi)
- Baumnymphe (salabhanjika)
Tempel
Während der Ausgrabungen wurde ein aus der Zeit um 1000 n. Chr. stammender, aber nur noch auf Fotografien zu sehender kleiner Tempelbau mit einer sitzenden, leider jedoch kopflosen Buddha-Figur mit dem Handgestus (mudra) der Erdanrufung (bhumisparshamudra) freigelegt, die gerahmt ist von seitlichen torana-Pfeilern mit figürlichen Reliefs des hinduistischen Götterhimmels (z. B. Shiva, Brahma und Indra).
Literatur
- Alexander Cunningham: The Stu-Pa of Bharhut. A Buddhist Monument Ornamented with Numerous Sculptures Illustrative of Buddhist Legend and History in the Third Century B.C. Hardpress Publ., London 2013. (Nachdruck der Erstausgabe von 1879)
- Heino Kottkamp: Der Stupa als Repräsentation des buddhistischen Heilsweges. Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung architektonischer Symbolik. Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03306-1.
- Adrian Snodgrass: The symbolism of the Stupa. Motilal Banarsidass, Delhi 1992, ISBN 81-208-0781-2.
- Johannes W. Glauche: Der Stupa. Kultbau des Buddhismus. DuMont, Köln 1995, ISBN 3-7701-3018-9.
Weblinks
- Bharhut-Stupa – Fotos + ausführliche Infos (Jatland Wiki, englisch)
- Bharhut-Stupa, Reliefs – Fotos + ausführliche Infos (englisch)
- Bharhut-Abteilung im Indian Museum in Kolkata – Foto des Steinzauns (vedika)
- Bharhut, Tempel – Foto + Infos (englisch)
- Bharhut, Schrifttafel – Foto + Infos (englisch)
- Kopf einer Statue aus Bharhut – Foto