Berthold Masing
Berthold Masing (* 3. Oktober 1849 in Mustel auf Ösel; † 25. April 1911 in Dresden) war ein deutscher Schiffbauingenieur und Werftleiter.
Frühe Jahre
Seine Eltern waren Carl Johannes Masing und Adelheid Elmira (Ida), geb. Freiin von Ungern-Sternberg. Sein Vater war Pastor in dem Dorf Mustel im Nordwesten der damals russischen, heute estnischen Insel Ösel bzw. Saaremaa. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Arensburg auf Ösel und, nach der Berufung seines Vaters nach Sankt Petersburg, einer deutschen Kirchenschule in Sankt Petersburg, studierte er Schiffbau, zunächst in Sankt Petersburg und ab 1873 in Charlottenburg. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er zunächst in einer kleinen Maschinenfabrik in Rostock und danach bei der „Stettiner Maschinenbau Actien-Gesellschaft Vulcan“ in Bredow bei Stettin.[1] In dieser Zeit wurde er auch formell als Deutscher naturalisiert. Er heiratete 1883 und wurde 1884 Oberingenieur bei der „Stettiner Maschinenbau-Anstalt und Schiffsbauwerft-Actien-Gesellschaft (vormals Möller & Holberg)“ in Grabow bei Stettin.[2] 1888 verließ er die Firma und arbeitete dann selbständig as „Civil-Ingenieur“ in Stettin.
Werftdirektor in Übigau
1890 wurde Masing Direktor der 1873 von der „Frachtschiffahrts-Gesellschaft in Dresden“ (FSG) gegründeten, ab 1878 zur „Kettenschleppschiffahrt der Oberelbe“ (KSO) und seit 1881 zur „Kette – Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft“ gehörigen Schiffswerft Übigau bei Dresden.[3] Diese Stellung hatte er bis 1906 inne. Aus einer kleinen Anlage mit knapp 200 Arbeitern machte er, auch dank zielstrebiger Unterstützung seitens der Muttergesellschaft und deren Generaldirektor Ewald Bellingrath, eine in Deutschland führende Schiffbauanlage mit mehr als 700 Arbeitern und Angestellten. Die Werft erhielt u. a. einen 18 Meter hohen Drehkran mit einem 14 Meter langen Ausleger, der Lasten bis zu 50 Tonnen heben konnte, und eine Kesselschmiede.
1892 wurde auf dem Werftgelände die erste Schiffbauversuchsanstalt Deutschlands eingerichtet, die „Anstalt zur Prüfung von Schiffswiderständen und hydrometrischen Instrumenten“, wo in enger Zusammenarbeit mit Lehrern und Studenten der TH Dresden in Modellversuchen eine günstigere Schiffsform für Binnenschiffe auf dem deutschen Kanalnetz gesucht wurde und wo der TH-Professor Gustav Zeuner den von ihm konstruierten „Turbinenpropeller mit Kontraktor“ (zwei Wasserturbinen, Vorläufer des heutigen Wasserstrahlantriebs, mit denen das Schiff gelenkt werden und ohne Kette talwärts fahren konnte) in einem Versuchsschiff hydrokinetisch testete.
Im Dezember 1903 fusionierte die „Kette“ mit der „Dampfschleppschiffahrts-Gesellschaft vereinigter Elbe- und Saale-Schiffer“ und ging daraufhin am 1. Januar 1904 in der „Vereinigten Elbschiffahrts-Gesellschaft“ auf. Zwei Jahre später wurde die Schiffswerft Übigau mit der 1863 gegründeten „Sächsischen Dampfschiffs- und Maschinenbauanstalt“ zur „Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau AG“ fusioniert. Damit endete Masings Zeit als Direktor der Werft.
Berthold Masing starb an den Folgen eines Schlaganfalls am 25. April 1911.
Fußnoten
- Bredow wurde 1900 nach Stettin eingemeindet und heißt heute Drzetowo.
- Auch Grabow wurde 1900 nach Stettin eingemeindet; es heißt heute Grabowo.
- Die anfangs recht kleine Reparaturwerft wurde 1877/78 mitsamt ihrer 1871 gegründeten Muttergesellschaft von der KSO übernommen. 1881 kaufte die KSO sowohl die „Elb-Dampfschiffahrts-Gesellschaft“ als auch die „Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie“ und fusionierte mit diesen zur „Kette – Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft“.
Literatur
- Schiffbautechnische Gesellschaft (Hrsg.): Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft: Dreizehnter Band. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-92039-4, S. 88–90 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Erstausgabe: 1912).
- Die Schiffswerft zu Dresden-Übigau. In: Dresdner Anzeiger, 3. Juli 1904. Online: Die Schiffswerft zu Dresden-Übigau; abgerufen 19. November 2018.
- Rudolf Sonndorfer: Die Technik des Welthandels: Ein Handbuch der internationalen Handelskunde. 3. vollständig neu bearbeite Auflage. A. Hölder, Wien, Leipzig 1905, OCLC 82944756, S. 210 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Berthold Masing. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital