Bergbau in den Vogesen
In den Vogesen wurde vom 10. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts Erzbergbau betrieben. Es wurde hauptsächlich Zinn, Kupfer, Blei und Silber gewonnen. Die Namen zahlreicher Orte zeugen von dieser Vergangenheit, z. B. Sainte-Marie-aux-Mines, Plancher-les-Mines, La Croix-aux-Mines und Val d’Argent (Silbertal).
Dieser Artikel befasst sich mit dem Erzbergbau, in den Vogesen wurde auch Kohle, siehe Kohleminen von Ronchamp, und in der nahen Rheinebene Kali im Kalirevier im Elsass abgebaut.
Geschichte
Der Bergbau in den Vogesen begann im Mittelalter, im 10. bis 15. Jahrhundert, und wurde im 16. und 17. Jahrhundert intensiviert. In den 1930er Jahren wurde der Bergbau wegen Erschöpfung der Vorkommen eingestellt. Abgebaut wurden Metalle, vor allem Silber, Zink, Kupfer, Blei und auch Kobalt zur Farbenherstellung.[1] Die ersten Bergwerke folgten den Adern ins Gebirge, später wurden senkrechte Schächte gegraben, erst mit verbesserter Wasserführung und Belüftung konnte man tiefere Schächte abteufen. In den Nordvogesen in der Nähe von Niederbronn-les-Bains und Lembach wurde Eisenerz im Tagebau oder in geringer Tiefe gefördert.[2]
Im 16. Jahrhundert begann ein wahrer Ansturm auf die neuen Bergwerke. Nachdem 1524 die Mine Saint-Barthélemy in Sainte-Marie-aux-Mines eröffnet wurde, strömten bis zu 3000 Arbeiter aus anderen Gegenden des Elsass und ganz Europa in das Tal. Es kamen insbesondere Bergleute aus Sachsen und Tirol. Die einzelnen Aufgaben in den Minen waren spezialisiert: es gab Bergleute, die das Erz ergruben, für die Beförderung an die Oberfläche, das Sortieren, Zerkleinern, die Befestigung der Gänge, die Wasserhaltung und Belüftung waren jeweils andere zuständig. Die Spezialisten aus Sachsen und aus Tirol waren gesucht, für sie wurden extra Häuser errichtet und sie mussten keine Steuern bezahlen. Dies wieder führte zu Unruhen, z. B. in Giromagny 1532.[3] Aus dieser Zeit stammen auch die Zeichnungen von Heinrich Groff der Mine von La Croix-aux-Mines, die die Arbeiten im 16. Jahrhundert illustrieren. Die 26 Zeichnungen beschreiben sowohl die verschiedenen Arbeiter als auch Arbeitsschritte der Mine[4] Durch die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Ausbeutung der Minen unterbrochen. Danach wurde nicht versucht, neue Vorkommen zu finden, sondern man beutete die vorhandenen weiter aus durch tiefere Schächte. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Minen überschwemmt, außerdem waren die Blei-Vorkommen erschöpft, was auch die Kupfergewinnung beeinträchtigte. Viele Minen wurden geschlossen, Bergleute zogen zu anderen Revieren. Mit der Französischen Revolution kam der Bergbau vollkommen zum Erliegen. Am Ende des 19. Jahrhunderts fand man neue Vorkommen, der Abbau ging bis in die 1930er Jahre, 1940 wurde die letzte Mine in Sainte-Marie-aux-Mines geschlossen.[5]
Auch wenn am Ende nur noch wenige Menschen in den Minen gearbeitet haben, so war die Schließung doch ein schwerer Rückschlag für die Vogesen Täler, nach dem Rückzug der Textilindustrie verloren sie ihren zweiten wichtigen Wirtschaftszweig. Es blieb nur noch der Tourismus.
Überreste heute
In Sainte-Marie-aux-Mines gibt es ein Museum mit Vergnügungspark Parc Tellure – Das Elsässische Silberbergwerk 1549, welches über einem ehemaligen Silberbergwerk errichtet wurde.[6]
Auch in der Nähe von La Bresse kann man den Eingang eines alten Kupferbergwerks besichtigen.[7] Ebenso kann man in Le Thillot ein ehemaliges Bergwerk besichtigen.[8]
Das Industrieunternehmen De Dietrich in den Nord-Vogesen hat seine Ursprünge in den Eisenhütten des 18. Jahrhunderts. In Nothweiler in der Pfalz, wenige Kilometer hinter der französischen Grenze, kann man das ehemalige Eisenerzbergwerk Sankt Anna Stollen besichtigen.[9]
Literatur
- Les Saisons D'Alsace Nr. 90 Novembre 2021. DNA, Straßburg 2021.
- Pierre Fluck, Bruno Ancel: Le paysage minier des sites métalliques des Vosges et de la Forêt-Noire. In: Annales de Bretagne et des pays de l'Ouest Année 1989. Persé – Unité d’appui et de recherche (UAR), rattachée à l’ENS de Lyon et au CNRS, qui bénéficie du soutien du Ministère de l’Enseignement Supérieur, de la Recherche et de l’Innovation, 1989, abgerufen am 7. Dezember 2021 (französisch).
Weblinks
- La vie d'une mine d'Argent au XVIème siècle selon Heinrich Groff (Das Leben einer Silbermine im 16. Jahrhundert, 26 Zeichnungen von Heinrich Groff). In: La mine GABE GOTTES, un voyage au coeur des filons. Sainte Marie Aux Mines, 2006, abgerufen am 7. Dezember 2021 (französisch).
Einzelnachweise
- Pierre Fluck, Bruno Ancel: Le paysage minier des sites métalliques des Vosges et de la Forêt-Noire. S. 183ff
- Présentation de la Fédération des Sociétés d’Histoire et d’Archéologie d’Alsace Hélène Georger-Vogt et Jean-Pierre Kintz (1985). Abgerufen am 7. Dezember 2021
- Geoges Bischoff: Les Saisons D'Alsace Nr. 90 Novembre 2021. DNA, Straßburg 2021. S. 14ff
- Hubert Bari: GROFF Heinrich. Fédération des Sociétés d’Histoire et d’Archéologie d’Alsace, 1989, abgerufen am 7. Dezember 2021 (französisch).
- L’histoire minière du val d’argent (Bergbaugeschichte des Val d'Argent). Abgerufen am 7. Dezember 2021
- Homepage des Parc Tellure. Abgerufen am 7. Dezember 2021
- Die ehemalige Kupfermine. Abgerufen am 7. Dezember 2021
- Tourismus in den Vogesen, Les Hautes Mynes. Abgerufen am 7. Dezember 2021
- Besucherbergwerk Sankt Anna Stollen. In: Webpage Gemeinde Nothweiler (Pfalz). Abgerufen am 23. Dezember 2021.