Beatrice-Zweig-Straße
Beatrice-Zweig-Straße ist eine Straße im Ortsteil Niederschönhausen des Berliner Bezirks Pankow. Sie trug bis zum 15. Oktober 2014 den Namen Straße 201.[1] Die 210 Meter lange Straße verbindet die Heinrich-Mann-Straße mit der Homeyerstraße und verläuft in Südwest-Nordost-Richtung.
Beatrice-Zweig-Straße | |
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Atelierhaus von Ruthild Hahne, Haus Nummer 1 | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Niederschönhausen |
Angelegt | Ende der 1940er Jahre |
Hist. Namen | Straße 201 |
Anschlussstraßen | keine |
Querstraßen | Heinrich-Mann-Straße (Südwest), Homeyerstraße (Nordost) |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 210 Meter |
Geschichte
Die Straße entstand bis 1950 auf einem ehemaligen Sandplatz in der Nähe der Schönholzer Heide auf Anordnung der DDR-Regierung. Mit den dort errichteten 23 relativ einfachen Wohnhäusern zumeist einheitlichen Bautyps, die von Hanns Hopp entworfen worden waren, sollten bis dahin vor allem im Westen Deutschlands bzw. Berlins lebende Künstler für ein Leben in der DDR gewonnen werden. Zudem war die Straße nur etwa 500 Meter vom Majakowskiring, dem damaligen Wohngebiet der DDR-Führung, entfernt. In Ost-Berlin wurden zwei weitere ähnliche Siedlungen gleichen Bautyps in Niederschönhausen in der Waldstraße und in Grünau an der Dahme angelegt. Auch außerhalb Berlins, in Kleinmachnow, konnten weitere Künstler, Akademiker und Vertreter der geistigen Elite der jungen DDR Mieter werden.
Als erste Bewohner zogen 1951 die Familien der Schriftsteller Erich Weinert, Willi Bredel und des Grafikers und Publizisten Herbert Sandberg in die nach dem Bebauungsplan Straße 201 genannte Erschließungsstraße. Später folgten der Maler Max Lingner, der Dichter Kurt Barthel (KuBa), der Schriftsteller Kurt Stern, der Jurist Walther Neye, der Historiker Eduard Winter und die Bildhauerin Ruthild Hahne, die hier von 1953 bis 1965 an einem Modell für ein von der DDR-Führung in Auftrag gegebenes monumentales Denkmal für Ernst Thälmann arbeitete, das aber nie realisiert wurde. Teile des Denkmal-Modells im Maßstab 1:10 und 1:2 sind mit anderen Arbeiten im Atelier-Museum zu besichtigen.
Nach dem Tod Erich Weinerts im Jahr 1953 bekam das Viertel um die Straße 201 die amtliche Bezeichnung Erich-Weinert-Siedlung. Es wird begrenzt durch die Heinrich-Mann-, Hermann-Hesse-, Homeyer- und Leonhard-Frank-Straße. An der Ecke Heinrich-Mann-/Hermann-Hesse-Straße wurde in den 1960er Jahren eine Gedenkmauer für Erich Weinert errichtet.[2] Hier bzw. in dessen unmittelbarer Nähe wohnten darüber hinaus der Sänger Ernst Busch, der Komponist Hanns Eisler, der Bildhauer Theo Balden und der Schriftsteller Arnold Zweig. Der Berliner Senat stellte in den späten 1990er Jahren die ganze Siedlung unter Denkmalschutz.[3]
Das Bezirksamt Pankow, zuständig für den Ortsteil Niederschönhausen, fasste in den 2010er Jahren den Beschluss, diese Straße nach der Malerin Beatrice Zweig (1892–1971), der Ehefrau von Arnold Zweig, zu benennen.[4][5] Das Benennungsvorhaben wurde vom Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Museum und Bezirkliche Geschichtsarbeit, befürwortet und die Biografie bestätigt. Nach Abschluss und Umsetzung der Ausführungsvorschriften zu § 5 des Berliner Straßengesetzes (AV Benennung) erfolgte am 15. Oktober 2014 die feierliche Namensgebung.
Das Atelier von Ruthild Hahne im Haus Nr. 1 kann nach Voranmeldung besichtigt werden.
Weblinks
- Beatrice-Zweig-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
- Lageplan und Bewohner der Straße 201 sowie der angrenzenden Straßen in den 1950er Jahren. Max-Lingner-Stiftung
Einzelnachweise
- Pressemitteilung des BA Pankow zur Namensgebung der Straße 201. In: Berliner Zeitung, 10. Oktober 2014, S. 19.
- Abbildung der Gedenktafel für Erich Weinert
- Baudenkmalskomplex Straße 201, Haus 1–12, Heinrich-Mann-Straße 42, Hermann-Hesse-Straße 77–87 (ungerade), Homeyerstraße 31, 37 und 39
- Drucksache – VII-0638 (Benennungsabsicht für die öffentliche Straße 201 im Ortsteil Niederschönhausen in „Beatrice-Zweig-Straße“): „Beatrice Zweig wurde am 27. Mai 1892 in Berlin geboren. Mit 16 Jahren lernte sie Arnold Zweig kennen, sie heirateten im Kriegsjahr 1916 in München. Im Jahre 1920 wurde Sohn Michael geboren und 1924 Sohn Adam. Anfang der 1930er Jahre besuchte sie eine Kunstschule und hatte einen längeren Studienaufenthalt in Paris. 1933 musste die Familie Zweig, politisch und rassistisch verfolgt, aus Deutschland fliehen und fand für 15 Jahre ein Zuhause in Palästina. Das sonnige Land wurde eines der wichtigsten Motive der Malerin in dieser Zeit, in der Landschaftsmalerei-Aquarelle und -Ölbilder in leuchtenden Farben entstanden. 1948 ging sie mit ihrem Mann nach Ostdeutschland. Im Mai 1950 zog die Familie nach Pankow in die Homeyerstraße 13. Hier fand Beatrice Zweig die notwendige Ruhe zum Malen. 1950 hatte sie eine erste Ausstellung ihrer Landschafts- und Porträtmalereien. Weitere drei folgten bis zum Jahr 1971. Beatrice Zweig starb am 14. Oktober 1971.“
- Beatrice Zweig (1892–1971). In: Der Freitag, 17. Oktober 2014