Beate Ulbricht
Beate Ulbricht (* 6. Mai 1944 in Leipzig als Maria Pestunowa; † 5. oder 6. Dezember 1991 in Berlin) war durch Adoption die Tochter Walter Ulbrichts, des bis 1971 führenden Politikers der DDR.
Leben
Beate Ulbricht kam unter dem Namen Maria Pestunowa als Tochter einer ukrainischen Zwangsarbeiterin und eines unbekannten Vaters in Leipzig zur Welt. Kurz darauf starb die Mutter bei einem Bombenangriff. Nach einem Aufenthalt zunächst in einem Waisenheim und später bei Pflegeeltern adoptierte Walter Ulbricht sie im Januar 1946. Hintergrund war der Kinderwunsch Walter Ulbrichts und seiner Lebensgefährtin Lotte Kühn. Diese hatte mehrere schwere Krankheiten durchlitten und konnte keine Kinder mehr bekommen.
Die Schulausbildung absolvierte Beate Ulbricht zunächst in Berlin, seit 1954 besuchte sie die Russisch-Spezialschule in der Kissingenstraße in Berlin-Pankow, wo sie von ihren Mitschülern geschnitten und auch verprügelt wurde. Im Alter von 15 Jahren schickten ihre inzwischen verheirateten Adoptiveltern sie nach Leningrad, wo sie ihr Abitur ablegte. Anschließend studierte Beate Ulbricht am dortigen Herzen-Institut Geschichte und Russisch. Mitte 1962 begann sie eine Liebesbeziehung mit dem Sohn eines italienischen KP-Funktionärs. Trotz des Widerstandes ihrer Eltern heirateten beide im Oktober 1963 in Pankow und Beate brach ihr Studium ab. Nach der Geburt einer Tochter im Februar 1965 entstand die Idee, zurück nach Leningrad zu gehen. Dadurch sollte den Anfeindungen durch die Eltern, welche die Verbindung weiter ablehnten, ausgewichen werden. Wenige Stunden nachdem ihr Ehemann sich auf den Weg gemacht hatte, um den Umzug vorzubereiten, wurde seiner Frau der Reisepass abgenommen. Dadurch gelang es Walter Ulbricht und seiner Frau, das Paar zwangsweise voneinander zu trennen. Dieser Zustand hielt zwei Jahre an und endete damit, dass Beate ihre Einwilligung zur Scheidung gab, worauf sie ihren Pass zurückerhielt. Kurz darauf flog sie nach Leningrad, konnte ihren Mann aber nicht mehr ausfindig machen. Stattdessen kam es zu einer Begegnung mit ihrem Schulfreund Juri Polkownikow, den sie im März 1968 heiratete. Im Januar 1969 kam ein Sohn zur Welt und es folgte die zwischenzeitliche Wiederaufnahme ihres Studiums.
Nach dem Tod von Walter Ulbricht 1973 ließ sich Beate scheiden, nahm wieder den Namen ihres ersten Ehemannes (Matteoli) an und kehrte in die DDR zurück. Dort lebte sie mit zwei Kindern in schwierigen sozialen Verhältnissen, ohne Studienabschluss und finanzielle Absicherung, weil der Vater sie enterbt hatte. Ende der 1970er-Jahre entzogen ihr die Behörden das Sorgerecht für die Kinder. Um diese kümmerte sich nun Lotte Ulbricht. Im Spätherbst 1991 gab sie der Boulevardzeitung Super! ihr einziges ausführliches Interview. Wenig später, in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember 1991, wurde Beate in ihrer Lichtenberger Wohnung erschlagen. Die Tat konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Der Rechtsmediziner Volkmar Schneider berichtet in seinem Buch Brisante Fälle auf dem Seziertisch über die Umstände.[1]
Literatur
- Ines Geipel: Tochter des Diktators. Roman. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-98311-1.
- Ines Geipel: Vergnügt und nützlich – Beate Matteoli. In: Ines Geipel und Andreas Petersen (Hrsg.): Black Box DDR. Unerzählte Leben unterm SED-Regime. Marix Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-86539-211-4, S. 160–165.
- Christian Neef: Wertvolles Menschlein. In: Der Spiegel. Nr. 35, 2004 (online – 23. August 2004).
Weblinks
- Ines Geipel: Wie Ulbrichts Adoptivtochter dem Alkohol verfiel. Auszug aus dem Buch Black Box DDR. Unerzählte Leben unterm SED-Regime, Marix Verlag, Wiesbaden, 2009. In: Die Welt. 24. Juli 2009, abgerufen am 1. Mai 2014.
- Ines Geipel: Eine schreckliche Familie. Auszug aus dem Buch Black Box DDR. Unerzählte Leben unterm SED-Regime, Marix Verlag, Wiesbaden, 2009. In: Die Welt. 25. Juli 2009, abgerufen am 1. Mai 2014.
Einzelnachweise
- Volkmar Schneider: Brisante Fälle auf dem Seziertisch. Militzke Verlag, Leipzig 2005, ISBN 386189744X.