Bambusfahrrad
Bei einem Bambusfahrrad ist der Rahmen, speziell die Rahmenrohre aus Bambus (meist Bambuseae) gefertigt.
Geschichte
Das erste Bambusrad wurde der Öffentlichkeit bereits am 26. April 1894 vorgestellt.[1][2] In den 1890er Jahren wurden mehrere Patente zur Fertigung von Bambusfahrrädern angemeldet. John Howard aus Dudley patentierte Rahmenverbindungen 1895.[3] George Sanders und John William Holland meldeten ein ähnliches Patent mit der Nummer GB189512173 (A) ― 1896-06-22 an. Die Hersteller Franz Grundner und Otto Lemisch aus Klagenfurt patentierten 1898 diverse Leichtbaufertigungsarten auch für Bambusfahrräder.[4]
In den 2000er Jahren wurde der Werkstoff aus Aspekten der Nachhaltigkeit wieder aufgegriffen, ebenso wie Fahrräder aus anderen Materialien, wie z. B. das Pappfahrrad, das allerdings über Prototypen nicht hinauskam.
Material
Bambus (meist Bambuseae) wird heute vor allem zum Rahmenbau verwendet. Bambus besitzt eine spezifische Steifigkeit (Elastizitätsmodul), die sehr nahe an Stahl herankommt, aber nur ca. ein Drittel seiner Dichte aufweist (abhängig vom verwendeten Gras). Bei der statischen Materialfestigkeit steht Bambus Aluminium und Stahl etwas nach. Um einen Rahmen aus Bambus mit gleicher Biege- und Torsionssteifigkeit wie aus Stahl zu erhalten, ist ein Rohrdurchmesser notwendig, der mit einem Aluminiumrahmen vergleichbar ist. Da Bambusrohre jeweils Unikate sind, variiert der Materialquerschnitt bedingt durch die unterschiedlichen Rohrstärken von Bambus.
Ermüdungsbrüche sind bei Bambus bisher nicht bekannt. Da es sich um ein organisches Material handelt, kann es jedoch unter Feuchtigkeitseinfluss schimmeln. Bambus bricht nicht, sondern splittert bei zu hoher Belastung. Außerdem ist es aufgrund des hohen Silikatgehalts schwer entflammbar.[5] Die Verbindungen des Bambusrahmens werden meist mit mehreren Faserschichten und Epoxidharz hergestellt. Die Verbindungen der Rahmenteile werden mit Verbundwerkstoffen, teilweise auch mit Flachsfasern erreicht. Vorteil von Bambus zum Rahmenbau ist eine teilweise geringere Masse als bei Aluminium. Bambusrahmen können bei Defekten relativ leicht repariert werden. Es ist keine Lackierung als Schutzlack notwendig. Lackierungen zur optischen Aufwertung sind allerdings möglich.
Hersteller
Mittlerweile sind Bambusfahrräder in Deutschland etabliert und werden in größeren Stückzahlen gefertigt. Im Mai 2013 gab es erst drei Hersteller in ganz Deutschland.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- The Bamboo Cycles Co. Ltd. auf der Website Bike Bamboo, englisch, abgerufen am 16. Mai 2013.
- Bambusfahrrad von 1895 (Memento vom 3. April 2015 im Internet Archive)
- Bambusfahrrad, Patent GB189520837: An Improved Method of Connecting Metal Tubes or Rods, or Lengths of Bamboo or Wood, as Used in Constructing the Frames for Cycles or other Carriages.. Veröffentlicht am 31. Oktober 1896, Anmelder: Fabrik John Howard Dudley, Worcestershire.
- Bambusfahrrad, Patent GB189802861: Improvements in the Frames of Velocipedes. Veröffentlicht am 9. April 1898, Anmelder: Franz Grundner, Otto Lemisch, Klagenfurt, Österreich.
- Christof Kullmann: Bambus verbindet extreme Härte sowie große Druck- und Zugfestigkeit mit hoher Elastizität und geringem Gewicht. faz.net vom 6. März 2006
- Fahrräder aus Bambus (Memento vom 11. Mai 2013 im Internet Archive), Radio Bremen vom 8. Februar 2013, aufgerufen am 16. Mai 2013