Baiersdorfermühle
Die Baiersdorfermühle (umgangssprachlich: Baiaschdofa Mühl[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Baiersdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).[3]
Baiersdorfermühle Stadt Baiersdorf | |
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Höhe: | 266 m ü. NHN |
Einwohner: | 3 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91083 |
Vorwahl: | 09133 |
Baiersdorfer Mühle flussaufwärts |
Lage
Die Baiersdorfermühle liegt etwa eineinhalb Kilometer südwestlich von Baiersdorf, am rechten Ufer der Regnitz bei Flusskilometer 38,7 am Wehr Baiersdorf. Gegenüber, am anderen Ende des Wehres, also am linken Ufer, liegt die zu Möhrendorf gehörende Kleinseebacher Mühle. Früher waren die beiden Mühlen durch einen Holzsteg verbunden, der zum Schutz gegen Eis und Treibgut im Herbst abgebaut und im Frühjahr nach der Schneeschmelze wieder aufgebaut wurde. Der Steg erlaubte den Verkehr mit Pferdefuhrwerken zwischen Kleinseebach und Baiersdorf. Die Gemeindestraße Mühlweg verbindet die Mühle mit Baiersdorf.[4]
Ein Situationsplan aus dem Jahr 1816 von Ambrosius von Amman zeigt die Lage der Kleinseebacher Mühle am linken Ufer (oben) und der Baiersdorfer Mühle gegenüber am rechten Ufer (unten).
Geschichte
Die Mühle wurde wohl Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet.[5] 1458 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, jedoch namenlos. Aus der Ortsangabe „an der Rednitz [Regnitz] gelegen czu Beyrstorff gehörend“ kann geschlossen werden, dass es sich um die Baiersdorfermühle handelt. 1497 wurde sie als „Brantzmul“ erwähnt. Benannt wurde sie nach dem Familiennamen Brand, wie wohl der damalige Besitzer hieß. Seit 1581 ist auch die Form „Bairstorffer mull“ bezeugt, die ab dem 18. Jahrhundert die allein gebräuchliche wurde. Die Mühle lag im Fraischbezirk des brandenburg-bayreuthischen Oberamtes Baiersdorf. 1778 hatte die Mühle fünf Mahlgänge und einen Gerbgang. Es gab auch eine neu angebaute Schneidmühle, ein zweigädiges Haus, ein Hofhäuslein mit Backofen, Stallung und Stadel.[6]
Unter der preußischen Verwaltung (1792–1806) des Fürstentums Bayreuth erhielt die Baiersdorfermühle die Hausnummer 179 des Ortes Baiersdorf. Im 18. und 19. Jahrhundert hatte die Mühle ihre Blütezeit.
Lohmühle
Seit 1855 gehörte die Mühle der Familie Koch. Sie diente als Lohmühle zur Zerkleinerung der für die Lohgerberei notwendigen pflanzlichen Gerbmittel, vor allem Fichten- und Eichenrinde. Sie hatte damals sechs Mahlgänge, einen Gerbgang zum Abtrennen von Spelzen und eine Schneidmühle (Sägewerk). Kunden waren die Rotgerber aus dem nahen Erlangen.[7]
Walzenmühle
1898 brannte die Mühle ab. Sie wurde von Christian Koch († 1918) als „Automatische Walzenmühle Baiersdorf Koch & Gellweiler“ wieder aufgebaut und galt damals als eine der modernsten Walzenmühlen.[7] Der 1900 eingetretene Teilhaber Wilhelm Gellweiler starb 1907. Seitdem war die Mühle wieder im Alleinbesitz der Familie Koch, die Lohn- und Handelsmüllerei betrieb. Seit 1952 wurde sie nicht mehr genutzt und verfiel zunehmend. Später erwarb sie Edmund Brockers, der das Wohnhaus renovierte und das Mühlengebäude für Maschinenbau nutzte. Heute ist die Mühle in Privatbesitz.[8][7]
Flusskraftwerk
Die Wasserräder werden heute in einem Flusskraftwerk zur Stromerzeugung genutzt. Besitzer war Edmund Brockers, der damals auch die Baiersdorfer Mühle und der gegenüber liegenden Kleinseebacher Mühle besaß. Im Einsatz waren vier mittelschlächtige und rückschlächtige Wasserräder.
2006 kaufte Martin Bauer das Kraftwerk, der die Anlage umfassend modernisierte und mit einer automatischen Steuerung ausstatte. Die Wasserräder haben einen Durchmesser von etwa 6,5 Meter und drehen sich mit 4 Umdrehungen pro Minute. Ein Getriebe erhöht die Drehzahl auf 600 und ein Riemenantrieb auf 700 Umdrehungen – ausreichend als Antrieb für den Stromgenerator. Je zwei Wasserräder laufen gemeinsam und haben zusammen eine Leistung von 90 kW bei einem Wirkungsgrad von 55 bis 60 %. In der EEG-Jahresmeldung 2008 wird die installierte Leistung mit 300 kW und die Inbetriebnahme mit 1. Juli 2007 angegeben.[9] Auf EnergyMap werden für 2010 die Angaben 255 kW und 1.586.320 kWh/Jahr gemacht.[10]
2007 wurde eine Fischtreppe eingebaut, die 2011 erweitert wurde.
2010 wurde eine Wasserkraftschnecke eingebaut. Sie hat eine Leistung von 60 kW bei einem Wirkungsgrad von 80 bis 82 %. Bei Hochwasser ist der Rückstau des Wassers unterhalb des Wehres so groß, dass sich die Wasserräder nicht mehr drehen. Sie stehen deshalb etwa vier Wochen im Jahr still. Die Wasserschnecke hingegen läuft dauernd.
Im Durchschnitt hat das Kraftwerk eine Leistung von 180 kW[11]. Der erzeugte Strom wird auf der Möhrendorfer Seite in das Stromnetz eingespeist.
Religion
Der Ort war seit der Reformation gemischt konfessionell. Die Lutheraner nach St. Nikolaus (Baiersdorf) gepfarrt, die Katholiken nach St. Josef (Baiersdorf).
Literatur
- Dorothea Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 7). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2015, ISBN 978-3-7696-6869-8, S. 22–24.
- Franz Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Verlag für Behörden u. Wirtschaft, Hof (Saale) 1979, ISBN 3-921603-00-5, S. 89.
Weblinks
- Baiersdorfermühle in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 29. November 2021.
- Baiersdorfermühle in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 2. November 2019.
- Baiersdorfermühle im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 2. November 2019
Einzelnachweise
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 334 (Digitalisat).
- D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 23. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: bâi̯ɒšdǫfɒ mǖl.
- Gemeinde Baiersdorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. Januar 2022.
- Baiersdorfermühle im BayernAtlas
- F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 89.
- D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 22ff.
- Johannes Bischoff: Baiersdorf – Entwicklungsgeschichte einer fränkischen Kleinstadt, 1953
- Wolfgang Simon: Baiersdorf – Bilder und Geschichte, 1978/1983
- Erhebungsbogen EEG Jahresmeldung 2008 der Bundesnetzagentur. In: Anlagenstammdaten Teil 2, e.ON Bayern. Abgerufen am 14. Januar 2022.
- Stadt Baiersdorf, Mittelfranken. Abgerufen am 14. Januar 2022.
- https://www.nordbayern.de/region/erlangen/grosse-bedeutung-fur-die-energiewende-1.1899097
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1840 wurden diese als Häuser bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 87 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1015, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1179, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1111 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1178 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1215 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1049 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 771 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 173 (Digitalisat).