Bahnstrecke Hrušovany u Brna–Židlochovice
Die Bahnstrecke Hrušovany u Brna–Židlochovice ist eine Eisenbahnverbindung in Tschechien, die ursprünglich von der k.k. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn (KFNB) als Lokalbahn Rohrbach–Groß Seelowitz erbaut und betrieben wurde. Die Strecke verläuft von Hrušovany u Brna (Rohrbach in Mähren) nach Židlochovice (Groß Seelowitz).
Hrušovany u Brna–Židlochovice[1][2] | |||||||||||||||||||||||||
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Kursbuchstrecke: | 251 | ||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 2,966 km | ||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 25 kV 50 Hz = | ||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 14,8 ‰ | ||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 190 m | ||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 80 km/h | ||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Die Konzession für die Lokalbahn Rohrbach–Groß Seelowitz erhielt die KFNB am 3. September 1894 gemeinsam mit der Strecke Branowitz–Pohrlitz. Teil der Konzession war die Verpflichtung, die Strecke innerhalb von einem und einem halben Jahr fertigzustellen und „dem öffentlichen Verkehre zu übergeben“. Ausgestellt war die Konzession bis zum 31. Dezember 1975.[3] Eröffnet wurde die Strecke am 17. September 1895 nur für den Güterverkehr. Den Betrieb führte die KFNB selbst aus.
Bedeutendster Güterkunde am Streckenendpunkt war die Zuckerfabrik von Julius Robert, die über eine eigene Schleppbahn an die Strecke angebunden war.
Nach der Verstaatlichung der KFNB am 1. Jänner 1906 gehörte die Strecke zum Netz der k.k. Staatsbahnen (kkStB). Ab 1. Jänner 1907 übernahmen die kkStB auch die Betriebsführung.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Strecke zu den neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD). Diese nahmen nun auch den Reiseverkehr auf. Im Jahr 1921 wies der Fahrplan der Lokalbahn bis zu neun gemischte Zugpaare 2. und 3. Klasse aus. Sie benötigten für die drei Kilometer lange Strecke 10–11 Minuten.[4]
Im Zweiten Weltkrieg lag die Strecke zur Gänze im Protektorat Böhmen und Mähren. Betreiber waren jetzt die Protektoratsbahnen Böhmen und Mähren (ČMD-BMB). In diese Zeit fällt eine signifikante Verdichtung des Fahrplanes. Bis zu 14 Zugpaare bedienten die Strecke.[5] Am 9. Mai 1945 kam die Strecke wieder vollständig zu den ČSD.
Am 2. Juni 1979 wurde der Reiseverkehr zugunsten einer Autobuslinie eingestellt. Fortan diente die Strecke nur noch dem Güterverkehr. Mit der Stilllegung der Zuckerfabrik nach der Rübenkampagne im Herbst 1990 verlor die Strecke schließlich ihre verbliebene Bedeutung.
Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie im unbefahrenen Zustand zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC).
Der Jihomoravský kraj als zuständiger ÖPNV-Aufgabenträger plante die Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs und eine Elektrifizierung der Strecke.[6] Im Jahr 2002 erarbeitete die Firma SUDOP eine Studie, nach der in Židlochovice eine neue Bahnstation nahe dem bestehenden Busbahnhof errichtet werden könnte.[7]
Am 4. Juni 2018 schrieb SŽDC die Arbeiten zur Erneuerung und Elektrifizierung der Strecke europaweit aus. Die Inbetriebnahme der Strecke war dabei zunächst zum Fahrplanwechsel 2020/21 vorgesehen. Geplant ist eine Durchbindung der Linie S3 von Brno nach Židlochovice.[8]
Den Zuschlag erhielt ein Konsortium aus Subterra und OHL ŽS, das mit 689 Millionen Kronen das günstigste Angebot abgegeben hatte. Die Bauarbeiten begannen Ende November 2018 und wurden im Dezember 2019 abgeschlossen. Teil des Projektes war auch der Neubau eines Terminals für den Autobusverkehr in Židlochovice und die Modernisierung des Bahnhofes Hrušovany u Brna.[9][10]
Am 8. Dezember 2019 wurde die erneuerte Strecke mit einem Sonderzug feierlich eingeweiht.[11]
Der Jahresfahrplan 2020 – gültig ab 15. Dezember 2019 – sieht Personenzüge der Linie S3 in einem durchgehenden Einstundentakt in der Relation Tišnov–Židlochovice vor. Im werktäglichen Berufsverkehr wird mit einigen Verstärkerleistungen ein 20-Minuten-Takt realisiert.[12]
Literatur
- Miroslav Jelen: Zrušené železniční tratě v Čechách, na Moravě a ve Slezsku. Dokořán, Praha 2009; ISBN 978-80-7363-129-1; S. 101–102.
Weblinks
Einzelnachweise
- Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1
- Artarias Eisenbahnkarte von Österreich-Ungarn und den Balkanstaaten, mit Stationsverzeichnis; Artaria & Co., Wien 1913
- Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder – ausgegeben am 11. Oktober 1894
- Fahrplan 1921 der ČSD
- Fahrplan 1940 der BMB-ČMD
- Jihomoravský kraj chystá návrat lokálek (abgerufen am 3. März 2012)
- V Židlochovicích si na vlak ještě počkají auf www.Brnensky.denik.cz (abgerufen am 3. März 2012)
- „Trať do Židlochovic čeká vzkříšení a elektrizace za tři čtvrtě miliardy“ auf zdopravy.cz
- „Po 40 letech se vrátí do Židlochovic osobní vlaky. Oprava a elektrizace trati začala“ auf zdopravy.cz
- „Židlochovické nádraží čeká zmrtvýchvstání“ auf vlaky.net
- „Obnoveno. Do Židlochovic přijel po 40 letech osobní vlak“ auf zdopravy.cz
- Fahrplan der Strecke 251 – gültig ab 15. Dezember 2019