Bahnhof King’s Cross
Die London King’s Cross Station (oft nur kurz King’s Cross, auch ohne Apostroph Kings Cross geschrieben) ist einer der Hauptbahnhöfe von London. Die Endstation der East Coast Main Line befindet sich im Stadtbezirk London Borough of Camden, gleich neben dem Bahnhof St Pancras. King’s Cross ist nach einem nicht mehr existenten Denkmal für König Georg IV. benannt. Im Jahr 2011 nutzten 26,255 Millionen Fahrgäste den Bahnhof.[1]
Funktion
Der Bahnhof ist die Endstation der Eisenbahnlinien aus dem Nordosten Englands und dem Osten Schottlands. Hier verkehren Züge u. a. nach Cambridge, York, Durham, Newcastle und Edinburgh. Unterhalb des Bahnhofs befindet sich die weitläufige U-Bahn-Station King’s Cross St. Pancras, wo sich sechs Linien der London Underground kreuzen. Etwa fünf Gehminuten entfernt befindet sich die teilweise unterirdische Station King’s Cross Thameslink.
Seit der Privatisierung des britischen Eisenbahnnetzes verkehren ab King’s Cross hauptsächlich Züge folgender Bahngesellschaften:
- East Coast: Intercity-Verbindungen entlang der östlichen Hauptlinie (East Coast Main Line)
- First Capital Connect: Schnellzüge nach Cambridge und King’s Lynn sowie Vorortszüge nach Nord-London, Hertfordshire, Bedfordshire und Peterborough
- Hull Trains: Direkte Schnellzüge nach Kingston upon Hull
- Grand Central Railway: Schnellzüge nach Sunderland via York und Hartlepool (ab September 2007)
Geschichte und Empfangsgebäude
King’s Cross wurde als Endstation für die Great Northern Railway geplant und gebaut. Der verantwortliche Architekt war Lewis Cubitt, die Bauarbeiten begannen 1851 auf dem Gelände eines ehemaligen Fieber- und Pockenkrankenhauses. Der neue Bahnhof ersetzte ein Provisorium an der Maiden Lane, das am 8. August 1850 eröffnet worden war. Der Hauptteil des Gebäudes, der heute die Gleise 1 bis 8 umfasst, wurde am 14. Oktober 1852 eröffnet. Westlich des Bahnhofsgebäudes nahm die Bahngesellschaft 1854 ihr Great Northern Hotel in Betrieb.[2]
Die Anordnung der Gleise ist mehrmals geändert worden: Zu Beginn gab es – wie im Betrieb großer Endbahnhöfe damals üblich – nur je ein Ankunfts- und Abfahrtsgleis (heute der Bereich der Gleise 1 bis 8), die Gleise dazwischen wurden als Abstellanlage und für das Umsetzen von Lokomotiven genutzt. Wegen des wachsenden Verkehrs wurde der Bahnhof ständig erweitert. Ein zweites Gebäude mit den Gleisen 9 bis 11 kam hinzu. An der Vorderseite des Bahnhofs wurde 1972 ein einstöckiger Erweiterungsbau errichtet, der die denkmalgeschützte Fassade der Haupthalle verstellt hat.
Sanierung und Erweiterung
In den Jahren 2008 bis 2013 wurde der Bahnhof für 547 Millionen Pfund[3] grundlegend renoviert und erweitert, nachdem schon 2007 der benachbarte Bahnhof St. Pancras zum Eurostar-Terminal ausgebaut worden war. Die Maßnahme umfasste eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen:[4]
- Das Hallendach wurde saniert.
- Seitlich der Haupthalle wurde ein zusätzliches Gleis „0“ neben Gleis 1 angelegt, auch um eine Ausweichmöglichkeit für die Gleissperrungen während der Bauzeit zu schaffen.
- In der Haupthalle wurden Fußgängerbrücken als Bahnsteigzugänge errichtet bzw. erweitert.
- Das Great Northern Hotel wurde saniert und ist wieder als Luxushotel in Betrieb.[5]
- Im Bereich zwischen dem Great-Northern-Hotel und dem historischen Empfangsgebäude wurde eine unterirdische Schalterhalle für den U-Bahnhof King’s Cross St. Pancras mit neuen, barrierefreien Bahnsteigzugängen gebaut,
- und dann darüber die neue, halbkreisförmige Schalterhalle der Bahn errichtet. Von ihr sind die Bahnsteige, die U-Bahnen und der Bahnhof St. Pancras auf kurzen Wegen erreichbar. Durch das Londoner System der Bahnsteigsperren wird geregelt, dass die abfahrenden Fahrgäste die Bahnsteige über das Obergeschoss der neuen Halle und die neuen Fußgängerbrücken erreichen und die ankommenden das Gebäude ebenerdig über den Querbahnsteig verlassen.
Der erneuerte Bahnhof wurde am 19. März 2012, rechtzeitig zu den Olympischen Sommerspielen, eröffnet. Nach den Spielen wurde der Anbau von 1972 abgebrochen und wieder ein repräsentativer Bahnhofsplatz angelegt, der die historische Fassade wieder zur Geltung bringt.[6]
Gleichzeitig wird das Gelände nördlich von King’s Cross als neues Stadtquartier entwickelt.[7] Dieser Bereich zwischen den Gleisanlagen von King’s Cross und St. Pancras war durch Industriebrachen wie ein früheres Gaswerk, den Güterbahnhof, das Bahnbetriebswerk und einen Kanalhafen geprägt. Die wichtigsten historischen Gebäude wie die Gaskessel und die Güterhalle bleiben erhalten, im Übrigen ist eine stark verdichtete Hochhausbebauung vorgesehen. Im November 2013 wurde der von Dan Pearson gestaltete West Handyside Park eröffnet.[8] In der Gestaltung greift Pearson auf heimische Pflanzen und Neophyten zurück, die sich in Großbritannien seit der Industriellen Revolution entlang der Bahnlinien ausbreiteten wie Astern und Weiden, verzichtete allerdings auf Japanischen Staudenknöterich, der in Großbritannien meldepflichtig ist.
King’s Cross in Literatur, Film und Musik
In der Romanreihe Harry Potter von Joanne K. Rowling ist die Haupthalle des Bahnhofs King’s Cross Ausgangspunkt des Hogwarts-Express, mit dem Harry ins Internat fährt. Der Zug fährt vom geheimen Gleis 9¾ ab, das hinter einem unsichtbaren Portal in einer Wand zwischen den Gleisen 9 und 10 verborgen liegt. In der Realität liegen die Gleise 9 und 10 in einem Nebengebäude, und es gibt keine Wand zwischen ihnen. 2001 gab Joanne Rowling in einem Interview zu, dass sie beim Schreiben des ersten Buchs King’s Cross mit dem Bahnhof Euston verwechselt hatte, jedoch befindet sich dort ebenfalls keine Mauer zwischen Gleis 9 und 10. Als die Bücher verfilmt wurden, drehte man die Bahnhofsszenen in der Haupthalle, die Gleise 4 und 5 wurden für diesen Zweck für kurze Zeit in 9 und 10 umnummeriert. Im letzten Film wurde wegen der Bauarbeiten am Bahnhof während der Dreharbeiten in der Abschlussszene (der Zeitsprung am Ende des Romans) die Außenansicht des St-Pancras-Bahnhofes gezeigt.
Im Bahnhof wurde an der Mauer zwischen Gleis 4 und 5 ein Schild mit der Beschriftung „Platform 9¾“ angebracht. Zudem gibt es eine Installation, bei der die Hälfte eines Gepäckwagens an der Wand befestigt wurde, als ob der Wagen gerade dabei sei, in der Wand zu verschwinden. Nach mehreren Umzügen während der Bauarbeiten befindet sie sich seit 2012 in der neuen Eingangshalle, rechter Hand auf dem Weg zu den Gleisen 9, 10 und 11 (Western Departures). Dort gibt es auch einen Harry-Potter-Shop.
Auf der Webseite Pottermore erklärt Rowling, dass es neben Gleis 9¾ noch weitere magische Bahnsteige gibt, so fährt auf Gleis 7½ eine Art Orient-Express nur für Zauberer, der London mit den Zaubererdörfern in Kontinentaleuropa verbindet. An anderen Gleisen verkehren außerdem Sonderzüge zu magischen Konzerten oder Veranstaltungen.[9]
Die Kriminalkomödie Ladykillers von 1955 ist im Bahnhof King’s Cross und in seiner näheren Umgebung entstanden. Die Außenaufnahmen des Films zeigen den Zustand vor den umfangreichen Verkehrs- und Stadtentwicklungs-Baumaßnahmen seit der Jahrtausendwende.[10]
Im Doctor-Who-Roman Transit ist King’s Cross ein wichtiger Umsteigeknoten eines interplanetaren Verkehrssystems, welches auf der London Underground basiert.
Die Pet Shop Boys veröffentlichten auf ihrem Album Actually im Jahre 1987 einen Song namens King’s Cross. Das Musikvideo zum Song Rent, das ebenfalls aus dem Album Actually stammt, wurde teilweise in und um King’s Cross Station gedreht.
Hauptschauplatz der Handlung für Anthony Minghellas Film Breaking and Entering – Einbruch & Diebstahl ist neben dem Stadtteil Kings Cross die Grossbaustelle des neuen Eurostar-Terminals St Pancras/Kings Cross.
Die britische Indie-Rock-Band The Holloways veröffentlichte das Lied King’s Cross Cutie auf dem Album So This Is Great Britain? (2006).
Schreibweise
Die korrekte Schreibweise des Bahnhofsnamens ist umstritten. Ob mit oder ohne Apostroph, beide Varianten sind richtig:
- Kings Cross ist der Name der umliegenden Gegend.
- King’s Cross ist die „offizielle“ Beschriftung im Bahnhof und in der U-Bahn-Station, sie wird auch auf dem Liniennetzplan der London Underground verwendet…
- …doch Kings Cross ist die „offizielle“ Bezeichnung in Online-Fahrplänen und wird auch in anderen „offiziellen“ Eisenbahn-Unterlagen verwendet.
- seit 2004 verwendet das Bahninfrastrukturunternehmen Network Rail die Bezeichnung King’s Cross.
- Auf elektronischen Zielanzeigern an den Bahnhöfen wird auch die Bezeichnung London Kings X verwendet.
Weblinks
Einzelnachweise
- Office of Rail Regulation – station usage
- History and Heritage, Website des Great Northern Hotels (englisch)
- Umbau des Londoner Bahnhofs King’s Cross bei Zukunft Mobilität, abgerufen am 17. Dezember 2013
- Beschreibung der Umbauarbeiten bei Network Rail, abgerufen am 17. Dezember 2013
- Website des Great Northern Hotels (englisch)
- pson: Spektakuläre Halle im Londoner Bahnhof King’s Cross. In: Eisenbahn-Revue International 7/2012, S. 361.
- Website der Entwicklungsgesellschaft Kingscross
- https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2013/nov/17/dan-pearson-design-for-kings-cross-garden
- J.K. Rowling: Platform Nine and Three-Quarters. In: Pottermore. Abgerufen am 11. August 2016 (englisch).
- Beschreibungen zu den Drehorten von Ladykillers: auf Deutsch und auf Englisch, sehr ausführlich, mit Fotos und Plänen
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