Bahnhof Fürstenfeld
Der Bahnhof Fürstenfeld ist der größte Bahnhof der steirischen Stadt Fürstenfeld, liegt im Streckenkilometer 20,126 der eingleisigen Thermenbahn auf einer Seehöhe von 273 m ü. A.[1] und ist Systemhalt aller dort vorbeikommen Personenzüge. Er liegt im Osten von Fürstenfeld. Ein weiterer Haltepunkt in Fürstenfeld ist die Haltestelle Übersbach im Streckenkilometer 13,210, im südwestlichen Stadtteil Übersbach.
Fürstenfeld | |
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Das Aufnahmsgebäude im Sommer 2017 | |
Daten | |
Bahnsteiggleise | 3 |
Abkürzung | Fue |
IBNR | 8100177 |
Eröffnung | 1. Oktober 1885 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Fürstenfeld |
Bundesland | Steiermark |
Staat | Österreich |
Koordinaten | 47° 2′ 30″ N, 16° 5′ 2″ O |
Eisenbahnstrecken | |
Liste der Bahnhöfe in Österreich |
Anlagen
Der Bahnhof ist mit drei Hauptgleisen mit Bahnsteig, einem Abstellgleis, zwei Freiladegleisen (davon eines mit Seitenrampe), einem Bestandnehmergleis und einem Gleis für Bahndienstfahrzeuge (mit Lokwerkstatt) ausgestattet. Die Hauptgleise sind mit Ausfahr-Lichtsignalen in beide Richtungen ausgestattet und weisen eine Länge von mindestens 266 Meter (Gleis 1) und höchstens 285 Meter (Gleis 3) auf. Die Bahnsteige haben jeweils eine Länge von 135 Metern, wobei der Bahnsteig 1 eine Kantenhöhe von nur 25 Zentimeter und der Inselbahnsteig 2/3 eine Kantenhöhe von 38 Zentimeter aufweist. Zu den Bahnsteigen besteht kein gleisfreier Zugang. Die maximale Neigung im Bahnhof beträgt 19,45 Promille.[1] An den Bahnhof sind drei Anschlussbahnen, die zum Kältekompressoren-Hersteller Nidec, zum Stahlerzeuger Voestalpine und zum Lagerhaus führen, angeschlossen.
Eine weitere Anschlussbahn, die vom Bahnhof Fürstenfeld bedient wird, ist zwischen Haltestelle Übersbach und dem Bahnhof Fürstenfeld im Streckenkilometer 17,577 angeschlossen.[1]
Im Bahnhof Fürstenfeld befindet sich eine Dienststelle der ÖBB in welcher mehrere Bahnmitarbeiter stationiert sind. In die Dienststelle führt ebenso ein Gleis, da sie eine Lokwerkstatt beherbergt. Der Grund, weswegen diese noch in regelmäßiger Verwendung ist, ist, dass im Bahnhof Fürstenfeld zwei Lokomotiven stationiert sind. Auch dass bis auf den Bahnhof Fürstenfeld kein größerer Stützpunkt zwischen Fehring und Friedberg ist, spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Zugverkehr
Personenverkehr
Im 2-Stunden-Takt, außer freitags jedoch mit Lücken, verkehren Regionalzüge nach Fehring und Wiener Neustadt Hauptbahnhof. Einzelne Züge Richtung Fehring laufen bis Graz Hauptbahnhof durch.
Samstags mit R/REX 2756 und sonn- und feiertags mit R/REX 2756 und 2772 ist Fürstenfeld auch direkt an Wien Hauptbahnhof angebunden.
Güterverkehr
Es existiert lediglich ein Bedienungszugpaar (VG 74772 / 74773) welches montags, mittwochs und freitags um 11:45 Uhr in Fehring aufbricht und um 12:18 Uhr im Bahnhof Fürstenfeld eintrifft. Abfahrt nach den diversen Verschubtätigkeiten ist planmäßig um 13:00 Uhr. Transportiert wurden im Jahr 2019 noch Schrott, Holz, Kältekompressoren und Heizöl. Diese Frachten wurden aus Fürstenfeld geholt und nach Fehring zurückgebracht, wo sie in einen um 17:00 Uhr aus Szentgotthárd eintreffenden und nach Graz Verschiebebahnhof weiterfahrenden Güterzug eingereiht wurden.
Im Fahrplanjahr 2020 ist jedoch nach aktuellen Aussichten (April 2020) keine Bedienung des Anschlussgleis zur "Kohl Eisen GmbH" mehr vorgesehen. Somit fällt der größte Faktor für den Güterverkehr, der Transport von Stahlschrott, weg. Die Lieferung von Heizöl und Kältekompressoren an das Lagerhaus und die Fa. SECOP finden nur etwa monatlich statt. So ist die mittlerweile magere Holzverladung die einzige Ursache für eine weitere regelmäßige Führung eines Bedienungszuges. Doch auch diese soll in absehbarer Zeit verschwinden. Der letzte Güterzug steht auf der Kippe.
Die einzigen sonstigen Zugbewegungen, die nicht dem Personenverkehr angehören, sind einige Trafozüge und Lokzüge, welche etwa wöchentlich und unvorhersehbar zwischen Weiz bzw. Fehring und Wiener Neustadt unterwegs sind.
Ferne Vergangenheit
Im Zweiten Weltkrieg wurden Bahnhof und Bahnstrecke Ziele von Luftangriffen. Am 17. Oktober 1944 wurde die Bahnstrecke zwischen Fürstenfeld und Bierbaum durch Bombardierungen ziemlich schwer beschädigt.[2] Am 1. Februar 1945 wurde der Bahnhof Fürstenfeld als Gelegenheitsziel von B-17 Bombern attackiert.[3]
Der Anschluss an die Tabakfabrik Austria und an die Fürstenfelder Stadtwerke wurde 2013 zurückgebaut.
Die Fahrdienstleitung diente von 2008 bis 2020 nur noch als Pausenraum für Verschubpersonal und Schaffner. Die Personenkassa wurde 2006 geschlossen und stand seither leer. Ein Ticketautomat und das neue Projekt Bahnhof in der City im Tourismusbüro in der Innenstadt[4] wurden als Nachfolger auserkoren. Bereits im ersten Jahr waren die Umsätze höher als erwartet,[5] das Modellprojekt fand österreichweit Nachahmer.[6] Ende 2019 wurden die Räumlichkeiten restauriert und eine Wand durchbrochen. Fahrdienstleitung und Ticketschalter sind nun ein großer Raum und dieser ist seit 2020 werktags wieder mit zwei ÖBB-Mitarbeitern besetzt, welche für Auskunft und Ticketverkauf zuständig sind.
In den Jahren 1960 bis 1970 verkehrten noch Schnellzüge Wien–Graz mit Halt in Friedberg, Hartberg, Fürstenfeld, Fehring, Feldbach und Gleisdorf, welche wegen des Kur- und Bädertourismus auch Kurswagen nach Bad Gleichenberg führten.
In den Jahren 2006/2007 wurden im Bahnhof Fürstenfeld zahlreiche ausgemusterte Triebfahrzeuge der ÖBB durch die Firma Kohl verschrottet. Betroffen waren die Reihen 1042, 1142, 2062 und 2067.[7][8][9]
Zusammenhang mit der steirischen Ostbahn
Ursprünglich sollte die von Graz Hauptbahnhof über Fehring nach Szentgotthárd verlaufende steirische Ostbahn über Ilz nach Fürstenfeld und über Heiligenkreuz im Lafnitztal weiter nach Szentgotthárd gebaut werden. Somit wäre der Bahnhof Fürstenfeld ein wichtiger Knotenpunkt und Trennungsbahnhof gewesen. Im Zuge des Einspruchs der Stadt Feldbach wurde die Strecke jedoch über Fehring nach Szèntgotthard gebaut.[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- Betriebsstellenbeschreibung der ÖBB
- Walter Brunner: Luftschutz und Luftkrieg in der Steiermark. Luftschutzmaßnahmen außerhalb der Landeshauptstadt. In: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 38 (1988), S. 71–157, hier S. 92; online
- Sonja Wagner: Kriegsende und Beginn der Besatzung an der Lafnitzgrenze. In: Felix Tobler (Red.): Befreien - besetzen - bestehen: das Burgenland von 1945–1955; Tagungsband des Symposions des Burgenländischen Landesarchivs vom 7./8. April 2005. Burgenländische Forschungen 90; Amt der Burgenländischen Landesregierung, Eisenstadt 2005, ISBN 3-901517-49-9, S. 63
- Bahnhof in der City, Vorbildhafte Mobilitätsprojekte 2009, Verkehrsclub Österreich
- Richard Deiss: Der Eskimo am Westbahnhof: Kleine Geschichten zu 111 Bahnhöfen in den Alpenländern. 4. Aufl., BoD, Norderstedt 2013, S. 24 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Seit zehn Jahren: Dieser Bahnhof verkauft Karten, obwohl bei ihm kein Zug hält, Kleine Zeitung, 31. Mai 2017
- Eisenbahnfotos aus Österreich: Diesellokverschrottung in Fürstenfeld (abgerufen am 14. September 2017)
- Eisenbahnfotos aus Österreich: Tfz-Verschrottung in Fürstenfeld durch Fa. Kohl (abgerufen am 14. September 2017)
- Eisenbahnfotos aus Österreich: „I wü ned ham noch Fürstenfeld“ – 1042/1142-Schrottloks (abgerufen am 14. September 2017)
- Marktgemeinde Laßnitzhöhe (Hrsg.): Marktgemeinde Laßnitzhöhe. Ortsgeschichte. 50 Jahre Gemeinde – 100 Jahre Heilanstalt – 50 Jahre Sportverein. Brockamp-Verlag, Laßnitzhöhe 2001.