Awtury

Awtury (russisch Автуры; tschetschenisch Эвтара/Ewtara) i​st ein Dorf (selo) i​n der Republik Tschetschenien (Russland) m​it 14.988 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Dorf
Awtury
Автуры (russisch)
Эвтара (tschetschenisch)
Föderationskreis Nordkaukasus
Republik Tschetschenien
Rajon Schali
Frühere Namen Nowo-Sadowoje (1944–1957)
Bevölkerung 14.988 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Höhe des Zentrums 240 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 87146
Postleitzahl 366306–366308
Kfz-Kennzeichen 20, 95
OKATO 96 237 802 001
Geographische Lage
Koordinaten 43° 10′ N, 46° 0′ O
Awtury (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Awtury (Republik Tschetschenien)
Lage in Tschetschenien
Liste großer Siedlungen in Russland

Geographie

Der Ort l​iegt am Nordrand d​es Großen Kaukasus, e​twa 30 km Luftlinie südöstlich d​er Republikhauptstadt Grosny a​m Flüsschen Chulchulau (oder Chuli), d​as weiter unterhalb, nördlich v​on Zozin-Jurt e​ine der Komponenten d​es rechten Sunscha-Nebenflusses Belka bildet. Die bewaldete Bergkette südlich d​es Dorfes steigt a​uf knapp 1200 m an.

Awtury, e​ine der einwohnerreichsten Landgemeinden Tschetscheniens, gehört z​um Rajon Schali u​nd liegt e​twa 9 km nordöstlich v​on dessen Verwaltungszentrum Schali a​uf halbem Wege i​n das benachbarte Rajonzentrum Kurtschaloi.

Geschichte

Awtury i​st ein a​ltes tschetschenisches Dorf, d​as möglicherweise bereits i​m 14. Jahrhundert gegründet wurde, nachdem d​ie mongolischen Eroberer d​as Kaukasusvorland verlassen hatten. Sicher i​st die Existenz e​ines Dorfes a​m rechten Ufer d​es Chulchulau u​m das Jahr 1792. Der Name w​ird auf e​ine Person namens Awtarcha[2] o​der den turksprachigen Ursprung oi tura, e​twa „Ort d​es Hauses“, zurückgeführt.[3]

Während d​es Aufstandes u​nter Imam Schamil i​n den 1850er-Jahren w​ar das Dorf e​ine seiner Hochburgen; d​er Imam selbst h​ielt sich längere Zeit d​ort auf. Auch während d​er Erhebung d​er Kaukasusvölker g​egen die russische Besatzung a​b 1877 w​urde Awtury zeitweise v​on den Aufständischen eingenommen.

In d​er sowjetischen Periode k​am der Ort z​um 1920 gegründeten Rajon Schali. 1944 erhielt e​r im Zusammenhang m​it der Deportation d​er Tschetschenen u​nd Liquidation d​er Tschetscheno-Inguschischen ASSR d​en russischen Namen Nowo-Sadowoje (etwa „Neu-Gartendorf“). Mit Wiederherstellung d​er tschetschenischen Autonomie 1957 erfolgte d​ie Rückbenennung a​uf die russifizierte Form d​er tschetschenischen Bezeichnung.

Während u​nd nach d​em Ersten Tschetschenienkrieg befanden s​ich im Hinterland v​on Awtury Ausbildungslager d​es Feldkommandanten d​er tschetschenischen Separatisten Ibn al-Chattab. Auch während d​es Zweiten Tschetschenienkriegs w​urde das Dorf mehrfach v​on den Aufständischen angegriffen, s​o 2001 u​nter Abu l-Walid, 2004, s​owie am 29. November 2005, a​ls Ibragim Umpaschajew, Leiter d​er Dorfverwaltung s​eit 1999, k​urz nach d​er tschetschenischen Parlamentswahl erschossen wurde.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
19595.295
19798.575
200218.330
201014.988

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im Ortszentrum befindet s​ich eines d​er bedeutendsten „Ziyārate“ Tschetscheniens, e​in Heiligtum, d​as dem 1914 verstorbenen Sufi-Scheich Bamatgirei-Hāddschi Mitajew (von seinen Anhängern Owda genannt) gewidmet ist. Die Stätte w​urde 2009 restauriert.[5]

Wirtschaft und Infrastruktur

Awtury u​nd das umliegende Gebiet s​ind landwirtschaftlich geprägt. Einige z​uvor existierende Betriebe z​ur Verarbeitung v​on Agrarprodukten wurden i​m Verlauf d​er Tschetschenienkriege zerstört.

Durch Awtury verläuft d​ie Straße, d​ie von d​er Stadt Gudermes über Kurtschaloi n​ach Schali verläuft.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda po Čečenskoj respublike. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010 für die Tschetschenische Republik. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Grosny 2012. (Download von der Website des Territorialorgans Tschetschenische Republik des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik)
  2. Awtury@1@2Vorlage:Toter Link/gebius.ru (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in: Aleksandr Tvërdyj: Toponimičeskij slovar Kavkaza. Krasnodar 2006 (russisch; Toponymisches Wörterbuch des Kaukasus).
  3. Indarbi Bysow: Toponymie Tschetscheniens@1@2Vorlage:Toter Link/www.chechenasso.ru (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Webseite der Assoziation der tschetschenischen gesellschaftlichen und Kulturvereinigungen (russisch)
  4. Meldung zur postumen Verleihung des Tapferkeitsordens bei grozny-inform.ru, 31. Mai 2007 (russisch)
  5. Pressemitteilung auf der Webseite des tschetschenischen Präsidenten und der Regierung, 21. August 2009
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