Aurélien (Roman)
Aurélien ist ein 1944 bei Gallimard erschienener Roman von Louis Aragon. Der Roman beschreibt die unglückliche Liebe zwischen dem Weltkriegs-Veteran Aurélien Leurtillois und der verheirateten Bérénice Morel.
Handlung
Aurélien Leurtillois hat am Ersten Weltkrieg zuletzt 1917/18 als Leutnant der Orient-Armee in Saloniki teilgenommen, wo er sich mit einem Sumpffieber infiziert hat, das anfallsweise wiederkehrt. Er lebt im Paris der ersten Nachkriegsjahre von Einnahmen aus Verpachtung seines Guts und widmet sich dem Müßiggang. Er verliebt sich in die die Stadt besuchende Bérénice, obwohl er sie zuerst „schlichtweg hässlich“ findet. Obwohl ihm selbst zugeneigt, erteilt sie Aurélien eine Absage, da sie „vom Absouten besessen“ ist. Sie lebt kurze Zeit mit dem erfolglosen jungen Pariser Dichter Paul Denis zusammen. Aurélien findet keinen richtigen Platz mehr in der Pariser Gesellschaft, zieht nach Lille und gründet eine Familie.
Später erfährt Aurélien von der sich inzwischen anbahnenden Affäre zwischen Bérénice und Paul Denis. Aurélien trägt schwer an der Last, dass Bérénice sich von ihm abgewandt und der in seinen Augen schlechteren Partie Denis hingegeben hat. Als Bérénice sich von Denis trennt, wirft dieser sich in eine Schlägerei und verstirbt, nicht ungewollt, an deren Folgen. Bérénice kehrt aber zu ihrem einarmigen Mann in der Provinz zurück.
Achtzehn Jahre später, in der Spätphase der deutschen Invasion des Zweiten Weltkrieges, kommt Aurélien als Hauptmann auf dem Rückzug einer Panzereinheit in die Heimatstadt von Bérénice und trifft sie dort in loser Ehe von ihrem Mann lebend an. Ihm wird offenbar, dass sie ihn für die Liebe ihres Lebens hielt und sich fortan von der Männerwelt losgelöst hatte. Aurélien erklärt ihr, obwohl mittlerweile glücklich verheiratet, die gleichen Gefühle. In der Folge eines Ausfluges bemerkt Aurélien bei einer Meinungsverschiedenheit die in den letzten Jahren der Trennung gewachsene Unterschiedlichkeit der Beiden. Bei der Heimfahrt geraten beide in eine wilde Schießerei mit anrückenden deutschen Truppen. Bérénice verstirbt in Auréliens Armen.
Hintergrund
Der Roman stellt den vierten (und letzten) Teil eines Zyklus mit dem Titel Die wirkliche Welt dar, den Louis Aragon 1934 mit Die Glocken von Basel begonnen und auf dreißig Romane geplant hatte. Er ist allerdings mit den drei vorhergehenden Romanen nur lose verbunden, am ehesten noch mit Die Viertel der Reichen (1936). Das Paris der ersten Nachkriegsjahre beschreibt Aragon mit einer außerordentlichen Dichte anhand vieler sinnlicher und atmosphärischer Details. Einige Kritiker sehen in Aurélien eine verschlüsselte Charakterstudie des Schriftstellers, Dandys und späteren Kollaborateurs Pierre Drieu la Rochelle und in der Figur der Bérénice die Cousine der Frau André Bretons, Denise Lévy.[1] Aragon selbst sieht seinen Roman in einem Nachwort zur französischen Neuausgabe 1966 als Ausdruck der „Unmöglichkeit des Paares“, das an der Ungleichzeitigkeit der Gefühle scheitert. Bérénice heißt auch die Hauptfigur von Jean Racines gleichnamiger Tragödie aus dem Jahre 1670, die Aragon zu Beginn des Romans zitiert.[2]
Aragon benutzt einen Gipsabdruck der Unbekannten aus der Seine, um Aurélien die unterschwellige Schönheit Bérénices beschreiben zu lassen.
Deutsche Ausgaben
- Aurélien. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1952.
- Aurélien. Kindler Verlag, München 1961 (Lizenzausgabe der Ausgabe 1952).
- Aurélien. Neuübersetzung ist Lydia Babilas, Düsseldorf 1987, Bertelsmann Jahrhundert Edition 1998.
Einzelnachweise
- Louis Aragon: Der Pariser Bauer. Dt. Ausgabe Frankfurt 1996, Anm. der Übersetzerin Lydia Babilas, S. 225.
- Hanns Grössl: Vom Ansoluten besessen. In: Die Zeit 32/1987, 31. Juli 1987.