Auguste von der Decken

Auguste von der Decken, geborene Auguste Meyer, (* 30. November 1827 in Bleckede; † 25. April 1908 in Hannover) war eine deutsche Schriftstellerin, die unter den Pseudonymen A. von der Elbe und A. v. d. Elbe mehrere Erzählungen und 50 Romane veröffentlichte.

Auguste von der Decken (1827–1908)
Auguste mit ihrem Ehemann, dem Major Hieronimus von der Decken, eine Fotografie von 1861
Roman von Auguste von der Elbe: Chronika eines fahrenden Schülers – C. Winter, Heidelberg, 1880 (Fortsetzung des Fragments von 1818 "Aus der Chronicka eines fahrenden Schülers" von Clemens Brentano) Abbildung der illustrierten Ausgabe mit Bildern von Franz Hein
Roman: Brausejahre 1885 – jetzt im Projekt Gutenberg

Leben

Auguste wurde als fünftes von sechs Kindern des hannöverschen Justizamtmanns zu Bleckede Heinrich August Meyer und seiner Frau Henriette Büchting geboren.[1] Sie wuchs auf im „hoch an der Elbe“ gelegenen Schloss Bleckede, damals Amtssitz der exekutiven und judikativen Verwaltung („Amtshaus“).[2] Ihr Vater hatte zuvor während der französischen Besatzungszeit hohe Ämter inne. Von 1809 bis 1810 war er der erste Polizeidirektor bei der Polizeidirektion Hannover. Von König Jérôme von Westphalen wurde er zum Reisemarschall für eine Inspektionsreise durch Norddeutschland 1810 ernannt. Heinrich August Meyer galt als Organisationstalent und wurde nach der Reise als Präfekt für das neugegründete Departement der Elbe- und Weser-Mündung eingesetzt, das vom 1. September 1810 bis zum 31. Dezember 1810 mit Sitz in Stade bestand. Nach weiteren beruflichen Stationen unter anderem in Hamburg kam er 1819 nach Bleckede. Auguste von der Decken hat den Lebensweg ihres Vaters nach einem heute verschollenen Tagebuch aus den Jahren 1809 bis 1812 und verschiedenen Familienpapieren in ihrem Roman Die Brüder Meienburg verarbeitet.

Sie heiratete 1849 in Lüneburg den hannoverschen Major der Kavallerie Hieronymus von der Decken. Hieronymus (1818–1875) ist in Balje im Lande Kehdingen bei Freiburg/Elbe aufgewachsen. Sie lebte mit ihrem Ehemann in verschiedenen Garnisonsstädten. In der Schlacht bei Langensalza 1866 führte er die hannoversche Garde du Corps.[3] Als das Königreich Hannover preußisch wurde, nahm er seinen Abschied aus dem Militärdienst. Nach 1866 lebten sie in der Nähe von Göttingen. 1873 zog das Ehepaar von der Decken nach Meiningen um. Dort wurde Hieronymus am 2. April 1875, wenige Monate vor seinem Tod, Kammerherr in Sachsen-Meiningen in Südthüringen.[4] Eine langjährige Freundschaft entstand in Meiningen zwischen Auguste von der Decken und Ellen Franz, die ebenfalls aus bürgerlichen Kreisen stammte und als Helene von Heldburg kurz vor ihrer Hochzeit mit Herzog Georg II. (Sachsen-Meiningen) geadelt wurde. Das Ehepaar von der Decken hatte keine Nachkommen.[5]

Nach Hieronymus Tod 1875 schrieb Auguste unter ihren Pseudonymen "A. von der Elbe" und "A. v. d. Elbe" Erzählungen, die sie in Zeitungen veröffentlichte. Bereits als Jugendliche zeigte sie früh ihr Erzählertalent als sie kleinere Familienaufführungen leitete. Erste anonyme Veröffentlichungen erfolgten vermutlich bereits in der Zeit zwischen 1856 und 1865. Die erste nachweislich zuschreibbare Veröffentlichung datiert aus dem Jahr 1861. Es war im 19. Jahrhundert üblich anstelle des Autorennamens Sterne anzugeben wenn die Autorenschaft verborgen bleiben sollte. Später wurde Auguste von der Decken literarisch stark beeinflusst durch Hermann Allmers, mit dem sie ebenfalls eine jahrzehntelange Freundschaft pflegte. Er schrieb das Vorwort zu einigen ihrer frühen Bücher. In dem Vorwort zu dem Werk: "Lüneburger Geschichten" schrieb er die erste Kurzbiografie über Auguste von der Decken. Dabei gab er das Geburtsjahr 1828 an. Dieses nachweislich falsche Geburtsjahr wird bis in die heutige Zeit oft von anderen Rezensenten/-innen übernommen. Der Geburtseintrag in das Kirchenbuch Bleckede erfolgte nach der Taufe am 8. Januar 1828 für den 30. November 1827.

Ab 1883 lebte die Dichterin in Hannover.[4]

Ab 1877 schrieb sie 50 Romane, die teilweise hohe Auflagen erreichten.[6] Mit ihren phantasievollen und keineswegs alltäglichen Geschichten eroberte sie rasch größere Leserkreise.[4] Die größtenteils heimatbezogenen Romane hatten oft einen geschichtlich wahren Ausgangspunkt und waren spannende Unterhaltungsliteratur. Beispiele sind Die Grafen von Roden über das 1553 erloschene Adelsgeschlecht der Grafen von Roden, die eine bedeutende Rolle bei der Stadtentwicklung Hannovers spielten oder das Buch Der Bürgermeisterturm, das den Lüneburger Prälatenkrieg mit einer Liebesgeschichte verbindet. Ihre Bücher erschienen in vielen Auflagen und einige wurden noch bis 1930 gedruckt. Reprintausgaben sind 1986 (Der Bürgermeisterturm), 1991 (Souverän), 2012 (Brüder Meienburg) und 2013 (Der lange Kerl) erschienen.

Das Pseudonym A. von der Elbe wählte sie, weil sie den Familiennamen von der Decken nicht durch ihre Schriftstellerei in Misskredit bringen wollte. Es war andererseits aber auch eine Hommage an ihren Geburtsort Bleckede, weil sie als Kind von der Elbe fasziniert war. Sie wählte die Abkürzung des Vornamens, weil sie anfangs nicht als schreibende Frau erkannt werden wollte. Im 19. Jahrhundert war es noch die Ausnahme, wenn Frauen schrieben. In manchen Rezensionen der Zeit ist daher auch von „dem Verfasser“ die Rede. Später war es kein Geheimnis mehr, dass sie eine Schriftstellerin war und auch ihr Klarname war damals bekannt durch ihren eigenen Beitrag in Hannoversche Schriftsteller der Gegenwart von 1888[7] mit dem bekannten Foto von ihr als auch durch Einträge in Meyers Konversations-Lexikon von 1892[8] und im "Brockhaus Konversations-Lexikon" von 1893.[9]

Werke

Chronologisches Verzeichnis der 50 Bücher
  1. Junker Ludolfs Gedenkbüchlein – Nordwestdeutscher Volksschriften Verlag, Bremen 1877. (Digitalisat)
  2. Chronika eines fahrenden Schülers – C. Winter, Heidelberg, 1880 (Fortsetzung des Fragments von 1818 Aus der Chronicka eines fahrenden Schülers von Clemens Brentano)
  3. Die Ricklinger – O. Janke, Berlin 1881*
  4. Die Brüder Meienburg – Eine Erzählung aus der Franzosenzeit – C. Winter, Heidelberg 1881, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Lüneburger Geschichten – Spemann, Stuttgart 1883, urn:nbn:de:hbz:6:1-225980
  6. Der Heliandssänger – Spemann, Stuttgart 1884
  7. Aref der Hindu – Kiepert, Freiburg i.Br. 1884
  8. Der Bürgermeisterturm – G. Grote, Berlin 1885
  9. Brausejahre, Bilder aus Weimars Blütezeit – Keil, Leipzig 1885 Auguste von der Decken: Brausejahre im Projekt Gutenberg-DE und eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  10. Dornröschen – Böhme Nachf., Leipzig 1885
  11. Souverän – Pierson, Dresden 1886
  12. Um ein Grafenschloß – O. Janke, Berlin 1887
  13. Die Junker von Luzern – Pierson, Dresden 1888
  14. Ein Sohn – Kiepert, Freiburg i.Br. 1888
  15. Apollonia von Celle – Böhme Nachf., Leipzig 1889
  16. Eine alte Schuld – O. Janke, Berlin 1889
  17. Graf Floris – Pierson, Dresden 1889
  18. Wahre Liebe – Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1891
  19. In seinen Fußstapfen: Roman aus Lüneburgs Vorzeit – G. Grote, Berlin 1891
  20. Die Welt des Scheins – Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1892
  21. Eigenart – Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1893
  22. Die Macht des Kleinen – O. Janke, Berlin 1894
  23. Die jüngeren Prinzen – Verein der Bücherfreunde, Berlin 1894
  24. Erkämpftes Glück (2 Erzählungen: Der Tannhofserbe /Die Tochter des wilden Salder) – H.J. Meidinger, Berlin 1896
  25. Lustige Geschichten – A. Schumann, Leipzig 1896
  26. Wartburggeschichten – Buchhandlung der Berliner Stadtmission, Berlin 1896
  27. Astolf, der Cherusker – H.J. Meidinger, Berlin 1897
  28. Die Töchter des Obersten – Hermann Costenoble, Jena 1897
  29. Aussaat und Ernte – C. Reissner, Dresden 1897
  30. Isabellas Nachlass und andere Erzählungen – Paul List, Leipzig 1898
  31. Der letzte Düsterhop – Hermann Costenoble, Jena 1899
  32. Onkel Wilhelms Gäste – C. Reissner, Dresden 1899
  33. Seekönigs Töchter – Otto Janke, Berlin 1900
  34. Des lustigen Heinz Bekenntnisse – Otto Janke, Berlin 1901
  35. Kaiser und Arzt – Ulrich Meyer, Berlin 1901
  36. Harriets Ehe – L. von Vangerow, Bremerhaven 1902
  37. Frau Leonies Geheimnis – Pierson, Dresden 1903
  38. Ehrgeiz – Otto Janke, Berlin 1903
  39. Heimgefunden – Ulrich Meyer, Berlin 1903
  40. Ein frisches Reis – L. von Vangerow, Bremerhaven 1904
  41. Ein gefährlicher Mann. Sein Kind. (2 Novellen) – Enßlin und Laiblin, Reutlingen 1904
  42. Eine Lebenssünde – Hillger, Berlin 1905
  43. Drei Frauenschicksale – Unterborn, Berlin-Schöneberg 1906
  44. Die Eiken von Eikenheide – C. Reissner, Dresden 1907
  45. Sommerliebe – Sarganek, Berlin 1907
  46. In Banden – L. von Vangerow, Bremerhaven 1907
  47. Das Schloß am See – Seyfert, Dresden 1908
  48. Die Grafen von Roden – E. Ungleich, Leipzig 1908
  49. Nemesis – L. von Vangerow, Bremerhaven 1908
  50. Der lange Kerl – Seyfert, Dresden 1909 (posthum erschienen)
* Der Roman Die Ricklinger ist eigentlich das zweite Werk von Auguste von der Decken und erschien als Fortsetzungsroman bereits 1878 in den Bremer Nachrichten. In Buchform wurde der Roman aber erst wie oben angeführt 1881 gedruckt.
Erzählungen in Zeitschriften und Zeitungen
  • Der alte Lehnstuhl – anonym 1861 in der Lüneburger Zeitung erschienen. Erstfassung, die sich in Länge und Duktus noch stark unterscheidet von der 16 Jahre später veröffentlichten Zweitfassung: "Der stille Freund", die bereits von Hermann Allmers revidiert wurde. Anstelle des Autorennamens drei Sterne.
  • Der stille Freund – anonym 1877 in der Zeitung Bremer Nachrichten erschienen. Anstelle des Autorennamens vier Sterne. Die nochmals überarbeitete Fassung, erstmals unter dem Pseudonym "A. von der Elbe", erschien 1883 in dem Buch Lüneburger Geschichten.
  • Annas Herz – Zeitschrift: Vom Fels zum Meer, Spemann 1882/83 1. Bd.
  • Lorbeer und Myrte – Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Herm. Schönlein, Stuttgart 1883
  • Ein getreuer Knecht – Zeitschrift: Vom Fels zum Meer, Spemann 1883/84 1. Bd.
  • Sommerblumen – Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Herm. Schönlein, Stuttgart 1884
  • Marzillas Lehrjahre – Zeitschrift: Das Kränzchen, Spemanns Illustriertes Mädchen-Jahrbuch, 3. Jg. Stuttgart 1890
  • Die Brillanten der Herzogin – Zeitung: Thorner Presse, 1892
  • Flamma – Ein Märchen für große Leute – Monatsblätter für deutsche Literatur 5. Jg., Herm. Beyer, Leipzig 1901
  • Christinens Kummer – Trowitzsch’s Volkskalender, Berlin 1902
  • Himmlische oder irdische Liebe – Reclams Universum, Leipzig 1905
  • Aus Trotz – Deutsche Roman-Bibliothek, Band 35.2, Stuttgart 1907
  • Der Stein des Anstoßes – Jahrbuch: Neue Christoterpe 1907, C. Ed. Müllers Verlagsbuchhandlung
  • Verstrickt – Zeitung: Bote vom Untersee (Schweiz) Nr. 34/1917 – 103/1917
Gedichte
  • Die Bake von Bosch-Plat (Novellette in Versen) – Zeitschrift: Velhagen und Klasings Monatshefte, Band 1, September 1894
Historisches
  • Aus Lüneburgs Geschichte – Hannoversche Schriftsteller der Gegenwart, W. Otto 1888
Autobiografisches
  • Erinnerungen – in: Allmers-Buch, Festgabe zum 80. Geburtstag von Hermann Allmers. F.A. Lattmann 1901
  • Warum A. von der Elbe? – in: Anny Wothe (Hrsg.): Selbsterlebtes. Aus den Werkstätten deutscher Poesie und Kunst. L. von Vangerow, Bremerhaven und Leipzig 1904
Commons: Auguste von der Decken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. Decken, Auguste v. der. In: Sophie Pataky (Hrsg.): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 1. Verlag Carl Pataky, Berlin 1898, S. 145 (Digitalisat).
  2. Hannoversches biographisches Lexikon: von den Anfängen bis in die Gegenwart, Dirk Böttcher 2002 S. 91 bei Google Books
  3. Datenbank Niedersächsische Personen dort suchen mit: Name Decken Auguste
  4. Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1905 Band 4 S.570
  5. Stammtafeln der Familie von der Decken, Herwart und Thassilo von der Decken 1994, S. 130.
  6. Lexikon deutscher Frauen der Feder, Sophie Pataky 1898 S. 91
  7. Hannoversche Schriftsteller der Gegenwart, Verlag: Otto 1888
  8. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Leipzig 1892
  9. Brockhaus Konversations-Lexikon von 1893
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.