August Kirstein
August Kirstein (* 21. August 1856 in Cosel, Preußisch-Schlesien; † 7. Juni 1939 in Wien) war ein österreichischer Architekt und Wiener Dombaumeister.
Leben
August Kirsteins Vater war Steinmetz am Kölner Dom, sein Bruder Otto schlug die schriftstellerische Laufbahn ein. August absolvierte das Gymnasium in Ratibor, Oberschlesien, dann zwei Lehrjahre bei den renommierten Architekten Kyllmann und Heyden in Berlin. 1875 legte er die Matura an der Staatsgewerbeschule in Wien ab und studierte ab 1876 an der Wiener Kunstakademie bei Friedrich von Schmidt. Dombaumeister Schmidt, mit dem schon Kirsteins Vater während seiner Kölner Zeit befreundet gewesen war, wurde zur bestimmenden Figur für August Kirstein, der letztlich selbst 1921 zum Dombaumeister von St. Stephan ernannt wurde.
In Schmidts Atelier war Kirstein zunächst vor allem mit der Aufnahme mittelalterlicher Kirchen und der Erstellung von Restaurierungsplänen im Sinne der historistischen „verbessernden Restaurierungen“ des 19. Jahrhunderts beschäftigt. 1882 wurde Kirstein Bauleiter der Arbeiten Schmidts am Dom in Fünfkirchen. Nach Friedrich Schmidts Tod (1891) schloss Kirstein diese Restaurierung eigenverantwortlich ab.
Aus hauptsächlich finanziellen Gründen ging Kirstein 1892 mit Friedrich Ohmann ein „Compagnie-Verhältnis“ ein. Mit diesem errichtete er unter anderem 1901–1906 das Kaiser-Friedrich-Museum in Magdeburg und 1901–1904 das Römermuseum in Bad Deutsch-Altenburg, ein zweigeschossiges Museumsgebäude in Stil einer romischen villa rustica. Seit 1902 im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft, gestaltete Kirstein 1901–1909 die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale in Brünn um. Nachdem der Architekt Victor Luntz während der Bauausführung der Wiener Franz-von-Assisi-Kirche im Jahr 1903 starb, führte Kirstein den Bau zu Ende. Im Jahr 1915 wurde er Ehrenvorstand der Wiener Bauhütte und 1921 Dombaumeister des Stephansdoms. In den 1930er Jahren war er an der Restaurierung der Kirche Maria am Gestade beteiligt.
Kirstein erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Er wurde auf dem Helenenfriedhof in Baden bei Wien begraben.
Literatur
- Inge Scheidl: Schöner Schein und Experiment. Katholischer Kirchenbau im Wien der Jahrhundertwende. Böhlau, Wien u. a. 2003, ISBN 3-205-77138-9.
- Kirstein August. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 346 f. (Direktlinks auf S. 346, S. 347).
Weblinks
- August Kirstein. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.