Arno Deutelmoser
Arno Deutelmoser (* 1907; † Februar 1983 in Hamburg) war ein aus der Jugendbewegung stammender nationalrevolutionärer Aktivist in der Endphase der Weimarer Republik, Widerständler gegen den Nationalsozialismus sowie führendes Mitglied der Unabhängigen Freikirche von Friedrich Hielscher.
Biographie
Arno Deutelmoser wuchs im Sudetenland auf und studierte ab 1927 Rechtswissenschaften, Philosophie und Geschichte in Göttingen. Dort wurde er Mitglied der von Werner Lass im gleichen Jahr gegründeten jugendbewegten und nationalrevolutionär ausgerichteten „Freischar Schill“. 1931 schloss er sich dem „Bund der Eidgenossen“, der Älteren-Organisation der „Freischar Schill“, an. Unter anderem wirkte er als Autor an der von Werner Lass herausgegebenen Zeitschrift Der Umsturz – Kampfblatt für die deutsche sozialistische Revolution mit.
Die gegen die Politik der NSDAP gerichtete Politik der „Eidgenossen“, deren als besonders radikal geltende Göttinger Gruppe sich zeitweilig sogar der KPD annäherte, führte im März 1933 zur Verhaftung und zeitweiligen Inhaftierung Deutelmosers. Im Sommer des gleichen Jahres schloss er sich der Widerstandsgruppe des Publizisten und Religionsphilosophen Friedrich Hielscher sowie dessen gerade gegründeter und mit der Widerstandsgruppe eng verbundenen „Unabhängigen Freikirche“ an. Mehrere weitere Mitglieder der inzwischen verbotenen „Eidgenossen“ folgten diesem Schritt.
Deutelmoser konnte sein Studium in Hamburg fortsetzen und promovierte 1937 mit einer religionsgeschichtlichen Arbeit zum Thema Luther, Staat und Glaube, die im Eugen-Diederichs-Verlag erschien. Darin griff er zahlreiche Positionen auf, die sein Mentor Friedrich Hielscher bereits in seinem 1931 erschienenen und inzwischen vom NS-Regime verbotenen Werk „Das Reich“ vertreten hatte. 1940 wurde Deutelmoser zur Wehrmacht eingezogen und war dort, überwiegend in Norwegen stationiert, im Auftrag seiner Dienstherren u. a. mit der Abfassung von Schriften zum britisch-skandinavischen Verhältnis befasst.
Nach Kriegsende hatte Deutelmoser lange Jahre lehrende und leitende Funktionen an einer niedersächsischen Heimvolkshochschule inne. Innerhalb der Unabhängigen Freikirche, der er bis zu seinem Tode 1983 angehörte, galt er als die nach Friedrich Hielscher bedeutendste Persönlichkeit und als Hielschers „dogmatisches Gewissen“.
Werke
- Luther, Staat und Glaube. Jena (Eugen-Diederichs-Verlag) 1937
- Reformation und Gegenreformation in Deutschland. Leipzig / Berlin 1938
- England gegen Skandinavien. Eine Geschichte der britischen Übergriffe gegen die nordischen Staaten. Berlin 1940
- England im skandinavischen Urteil. Berlin 1940
Literatur
- Peter Bahn: Die Hielscher-Legende. Eine panentheistische „Kirchen“-Gründung des 20.Jahrhunderts und ihre Fehldeutungen. In: Gnostika, Heft 19 (2001), S. 63–76
- Peter Bahn: Ernst Jünger und Friedrich Hielscher: eine Freundschaft auf Distanz. In: Les Carnets Ernst Jünger, Nr. 6 (2001), S. 127–145
- Louis Dupeux: „Nationalbolschewismus“ in Deutschland 1919–1933. Kommunistische Strategie und konservative Dynamik. München 1985
- Friedrich Hielscher: Fünfzig Jahre unter Deutschen. Hamburg 1954
- Rolf Kluth: Die Widerstandsgruppe Hielscher. In: Puls. Dokumentationsschrift der Jugendbewegung. Nr. 7 (Dezember 1980), S. 22–27
- Karl Otto Paetel: Versuchung oder Chance ? Zur Geschichte des deutschen Nationalbolschewismus. Göttingen 1965
- Ina Schmidt: Der Herr des Feuers. Friedrich Hielscher und sein Kreis zwischen Heidentum, neuem Nationalismus und Widerstand gegen den Nationalsozialismus. SH-Verlag, Köln 2004
- Otto-Ernst Schüddekopf: Nationalbolschewismus in Deutschland 1918–1933. Frankfurt 1972