Antonia Baum
Antonia Baum (* 1984 in Borken) ist eine deutsche Autorin und Journalistin.
Leben
Baum wuchs im Odenwald auf und erlangte ihr Abitur an der Martin-Luther-Schule in Rimbach.[1][2] Sie studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bereits während des Studiums veröffentlichte sie Kurzgeschichten, 2011 den Roman Vollkommen leblos, bestenfalls tot. Sie schrieb für die Wochenzeitung der Freitag,[3] die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung[4], DIE ZEIT und Zeit Online.[5] Für DIE ZEIT wie auch für Zeit Online schreibt sie seit Januar 2020 die monatliche Kolumne Mein Leben als Frau.[6]
Baum lebt in Berlin. Ihre journalistischen Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit Rap, Feminismus und Literatur.
Rezeption
Vollkommen leblos, bestenfalls tot (2011)
Ihr Debütroman Vollkommen leblos, bestenfalls tot wurde von allen großen deutschen Tages- und Wochenzeitungen besprochen[7] und stieß dabei auf gemischte Resonanz. Die Rezensentin der Zeit bescheinigte Baum, sie gebe in ihrem Roman „dem wütenden Affen Zucker“, die Wut des Romans habe aber etwas Kokettes und sei „ein narzisstischer Tobsuchtanfall.“[8] Die tageszeitung beschrieb den Roman als „abstraktes Aggro-Stakkato“ und bescheinigte Antonia Baum sowohl für den Roman als auch für ihr journalistisches Schaffen eine „sezierende Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, die Sätze bis ins Unerträgliche, kaum Auszuhaltende voranzutreiben.“[9] In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde der Roman als „reine Papierverschwendung“, „pubertär“, „vollkommen leblos“ und „grottenschlecht“ verrissen.[10]
Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren (2015)
Baums zweiter, 2015 veröffentlichter Roman Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren, spaltete erneut die Rezensenten. Laut der Rezension Tilman Strassers in Der Tagesspiegel mangele es dem Roman an einem energischen Lektorat: Der Leser tappe im Dunklen, der Plot trete auf der Stelle.[11] Anders urteilte Dana Buchzik in der Süddeutschen Zeitung,[12] die befand: „Dieser Roman ist ein großartiges Buch. Antonia Baum erzählt einfach erbarmungslos gut.“ Jurek Skrobala von Spiegel Online verglich Antonia Baums Werk mit einem „Rap auf Romanlänge“,[13] in Die Zeit schließlich urteilte Moritz Baßler: „Poetisch dicht, reflektiert – gut; witzig, ergreifend, ein Pageturner“[14] über Antonia Baums Geschichte dreier Geschwister und deren Liebe zu ihrem verrückten Vater.
Odenwald-Artikel
Anfang 2014 erschien in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein autobiografischer Artikel Baums über ihre Kindheit im dörflichen Odenwald, die sie, sich auf Menschen und Architektur beziehend, als durchweg furchtbar beschreibt und für asoziale Verhaltensweisen und eigenen Drogenkonsum innerhalb einer Jugendgruppe verantwortlich macht.[1] Beschreibungen wie „Odenwaldhölle“ und „scheußlichster Ort der Welt“ riefen starken Protest und Gegenkampagnen bei Bürgern und Politikern in der Region hervor.[15]
Von Seiten der Redaktion wurde der Text dagegen mit dem Hinweis auf das „literarische Genre der Ortsbeschimpfung“ verteidigt.[16]
Werke
- Vollkommen leblos, bestenfalls tot. Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-40296-4.
- Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren. Hoffmann und Campe, Hamburg 2015, ISBN 978-3-455-40337-4.
- Tony Soprano stirbt nicht. Hoffmann & Campe, Hamburg 2016, ISBN 978-3-455-40572-9. (Auch als E-Book)
- Stillleben. Piper, München 2018, ISBN 978-3-492-05820-9. (Auch als E-Book)
Weblinks
- Literatur von und über Antonia Baum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Antonia Baum auf perlentaucher.de
- Verlagsinfos zu Autorin und Werk bei Hoffmann und Campe
- Antonia Baum im Autorenlexikon der Universität Duisburg
- Videolesung von Antonia Baum aus Vollkommen leblos, bestenfalls tot
- Videolesung von Antonia Baum aus Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, …
Einzelnachweise
- Antonia Baum: Dieses Stück Germany. In: FAZ.net. 1. Januar 2014, abgerufen am 14. Dezember 2014.
- Es könnte jeder Ort sein, wo Beziehungslosigkeit herrscht. (Memento vom 16. Januar 2014 im Webarchiv archive.today) wnoz.de.
- Antonia Baum freitag.de.
- Antonia Baum faz.net (Archivversion vom 24. März 2017).
- Antonia Baum zeit.de.
- Mein Leben als Frau zeit.de.
- perlentaucher.de.
- Ijoma Mangold: Roman von Antonia Baum: „Eine Welt voll Scheiße“. In: Die Zeit, Nr. 47/2011.
- Jan Wehn: Debütroman im Aggro-Stakkato. In: taz.de. 15. Oktober 2011, abgerufen am 14. Dezember 2014.
- Banale Phase oder Die Dilettanten des Wunders. In: FAZ, 25. Oktober 2011.
- Tilman Strasser: Hip-Hop im Heuhaufen. In: Der Tagesspiegel, 18. April 2015, S. 28; Rezension.
- Dana Buchzik in: Süddeutsche Zeitung, 16. April 2015.
- Jurek Skrobala: „Werd bloß nicht der Arsch der Nation“. In: Spiegel Online. 8. April 2015, abgerufen am 13. Juli 2015.
- Moritz Baßler: Großkotz und Kleinganove. In: Die Zeit, Nr. 15/2015.
- Frank van Bebber: Hallo Berlin, schönen Gruß aus der Hölle. (Memento des Originals vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: hr-online.de. 9. Januar 2014.
- Karl-Heinz Schlitt: Jugendtrauma. In: morgenweb.de, 13. Januar 2014.