Anton Eipeldauer
Anton Eipeldauer (* 25. Februar 1893 in Maires, Mähren; † 17. Oktober 1977 in Wien) war ein populärer österreichischer Gärtner, Chefredakteur, Volksbildner und Buchautor.
Leben
Anton Eipeldauer kam am 25. Februar 1893 in Maires als unehelicher Sohn des Gemischtwarenhändlers Anton Ott (* 1868 in Hardegg/NÖ, † 1912 in Wien) und der Maria Eipeldauer (* 1867 in Wien, † 1912 ebenda) zur Welt. Er wuchs bei seinen Großeltern in Maires auf und besuchte sowohl die Volks- als auch die dreiklassige Bürgerschule in Zlabings. Seine Mutter, später verehelichte Stumfohl, arbeitete im Schloss Schönbrunn und betreute dort die Appartements der adeligen Gäste. Nach dem Ende seiner Schulpflicht begann er eine Gärtnerlehre in einer nicht näher bekannten Herrschaftsgärtnerei. Seine Lehrzeit dauerte vom 16. September 1907 bis Anfang September 1910. Bereits am 8. September 1910 trat er im städtischen Gutsgarten in Rannersdorf bei Wien eine Stelle als Gärtnergehilfe an. Sein Vorgesetzter, Obergärtner Albert Tuschek, beschrieb ihn als treu, fleißig und ordentlich. Seinem tadellosen Arbeitszeugnis ist zu entnehmen, dass er den Betrieb am 1. Jänner 1912 auf eigenen Wunsch verließ. Was in den Monaten danach passierte, ist unklar. Eipeldauer wohnte bei seiner Mutter in der Rauchfangkehrergasse 20 im 15. Wiener Gemeindebezirk. Mit 4. Juli 1912 beendete er jedenfalls einen zweimonatigen Schreibmaschinenkurs an der „Privat-Schule für Stenographie und Maschinenschreiben“ in Wien, eine Fähigkeit, die ihm in seinem weiteren Berufsleben und seiner schriftstellerischen Tätigkeit sehr zugutekam. Umfassendes gärtnerisches Wissen zu erlangen, war ihm ein wichtiges Anliegen, und deshalb besuchte er Kurse wie 1911 den Gartenbaukurs des Fortbildungsvereins für Gärtnergehilfen in Wien. Ende September 1912 begann er eine zweijährige Weiterbildung an der Gartenbauschule der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft. Die am 15. Oktober 1868 gegründete Schule war eine theoretisch-praktische Bildungsstätte, wo Gärtnern Botanik, Theorie und Praxis des Gartenbaus, Grundzüge der darstellenden Geometrie sowie Architektur und kaufmännische Grundlagen gelehrt wurden. Bei der zweitägigen Abgangsprüfung am 12. und 13. März 1914 schloss Anton Eipeldauer alle Prüfungsgegenstände mit „Sehr gut“ ab.
Am 28. Oktober 1912 trat Eipeldauer seine neue Arbeitsstelle als Gärtnergehilfe im feudalen Privathaus des Fritz Mendl auf der Hohen Warte an, zu dem Glas- und Treibhäuser, Park- und Obstanlagen gehörten, und übersiedelte damit an die Adresse Wien 19., Wallmodengasse 11., was seinem Leben in vieler Hinsicht eine Wendung gab.
Fritz Mendl (1864–1929) hatte 1891 zusammen mit seinem Bruder Heinrich in Wien-Favoriten die Ankerbrotfabrik gegründet. Das Unternehmen vergrößerte sich von anfangs 20 Mitarbeitern schnell und entwickelte sich in kurzer Zeit zum größten Bäckereibetrieb Österreichs. Aufgrund der hervorragenden Qualität erhielt der Betrieb das Privileg, den Titel „k.u.k. Hoflieferant“ zu führen. Anfangs, 1894, hatte es noch Arbeitskämpfe gegeben – die Bäckereiarbeiter hatten sich gegen die Aussperrung einiger Mitarbeiter gewehrt, die auf die unmenschlichen Zustände in der Brotfabrik hingewiesen hatten –, aber grundsätzlich war Fritz Mendl überaus sozial eingestellt. Zuerst wurde die Acht-Stunden-Schicht eingeführt und die Gehilfenorganisation als Tarifpartner anerkannt. Danach begannen die Brüder Mendl schrittweise, die soziale Situation ihrer Mitarbeiter zu verbessern. Es wurden Bäder, Speisesäle und sogar ein Sanitätszimmer für die Mitarbeiter geschaffen, und für die Kinder der Arbeiter und Angestellten wurde ein Erholungsheim adaptiert. Um die drückende Wohnsituation vieler Beschäftigter zu verbessern, wurden von der Geschäftsführung auch Gebäude in Fabriksnähe angekauft und als Wohngebäude hergerichtet. In der Zwischenkriegszeit war es der Belegschaft möglich, die am Fabriksgelände angelegten Schrebergärten zu erwerben.
Vom Oktober 1912 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitete er in der Privatgärtnerei von Fritz Mendl. Dieser beschrieb ihn als einen außerordentlich fleißigen und wissensdurstigen Mann. Eipeldauer habe sich in seiner Dienstzeit sehr bewährt und die Topfpflanzen mit gutem Erfolg kultiviert. Weiter schrieb er: „Ganz besonders hervorzuheben wäre noch seine Intelligenz, sein Wissensdrang und sein Zeichentalent sowie sein intensives gärtnerisches Interesse. Indem er nun infolge der Assentierung seine Stelle aufgeben muß, begleiten ihn meine besten Wünsche“.[1]
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und diente im k.u.k. Mährischen Infanterieregiment „Freiherr von Waldstätten“ Nr. 81, kurz Infanterieregiment Nr. 81, während des Gebirgskriegs an der Dolomitenfront, um bei Kriegsende, mit der Bronzenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, als Feldwebel abzurüsten.
Im Haus der Mendls hatte Anton Eipeldauer seine spätere Frau Eleonore Hansmann (* 1897, † 1990) kennengelernt, die dort als Kindermädchen arbeitete. Noch während des Krieges heirateten die beiden. Anton Eipeldauer nahm Ende Mai 1918 ein paar Tage Fronturlaub, und am 2. Juni fand die Kriegstrauung statt. Nach Kriegsende stellte Fritz Mendl dem Ehepaar das zur Villa gehörende Gärtnerhaus zur Verfügung. Die Eipeldauers bekamen zwei Kinder, 1921 wurde Tochter Marianne, 1928 Sohn Herbert geboren.
Bereits im Herbst 1918 begann Eipeldauer wieder bei Fritz Mendl zu arbeiten, bis Mai 1921 als Gärtnergehilfe, danach übernahm er bis Dezember 1924 die Leitung der Privatgärtnerei. Ab dem 1. Jänner 1925 arbeitete er als Leiter der Mendlschen Handelsgärtnerei. Eipeldauer sammelte in den Jahren bei Mendl wertvolle Erfahrungen und kam in Kontakt mit Klein- und Schrebergärtnern – der späteren Hauptzielgruppe seiner Beratungstätigkeit und Schriftstellerei. Er selbst berichtet über seinen Arbeitsplatz und seine Tätigkeit: „Seit Jahren leite ich die Gärtnerei des Besitzers der Ankerbrotfabrik, Herrn Fritz Mendl, welcher seinen Gartenbetrieb ganz auf die Bedürfnisse der zirka 400 Schrebergärtner seiner Fabrik und einer großen Anzahl Fremder eingestellt hat. Es werden alljährlich ganze Wagenladungen von Gemüsesetzlingen produziert, wovon Sellerie, Zwiebel und Paradeispflanzen als Spezialität besonders geschätzt sind. Es ist allerdings die Arbeit groß – werden doch zum Beispiel die meisten Pflanzen einmal und die Paradeispflanzen gar dreimal pikiert (verschult) – doch freut es einen immer wieder, wenn die Resultate im Schrebergarten günstig lauten, und wenn die Leute zufrieden sind. Ferner harren Bestände junger Apfel-, Birnen-, Marillen-, Kirschen-, Ringlotten- und Zwetschkenbäume ihrer Abgabe und große Teile sollen noch aufgeschult werden. Was an Erdbeerpflanzen und Beerensträuchern schon hinausgegangen ist, geht ebenfalls in die Tausende.“[2]
Aufgrund seiner Erfahrungen im Betrieb Mendls verfasste er 1924 sein erstes Buch Schreber- und Hausgartenkultur, welches sich zu einem wahren Verkaufsschlager entwickelte.
An den Februarunruhen des Jahres 1934 war Anton Eipeldauer – selbst unter bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen und als überzeugter Sozialist seit 1919 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei – aufseiten des Schutzbundes aktiv beteiligt und wurde in der Folge vom Ständestaat aus politischen Gründen inhaftiert.[3] In der Folge musste er auch als Direktor der fachlichen Fortbildungsschule zurücktreten, hatte Lehrverbot und verlor auch seine Dienstwohnung. Im Zweiten Weltkrieg wurde er im Winter 1944/45 zum Volkssturm einberufen und geriet in Mähren in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Herbst 1945 entlassen wurde.
Eipeldauer war Herausgeber verschiedener Fachzeitschriften und „Hauptschriftleiter“ der illustrierten Wochenzeitung für Garten, Siedlung und Kleintierhaltung Nach der Arbeit.[4] Von 1945 bis 1964 war er Generalsekretär der Österreichischen Gartenbaugesellschaft und wurde durch Auftritte in Radio und Fernsehen als „Blumendoktor“ bekannt. Medial immer am Puls der Zeit, gelang es Anton Eipeldauer in den 1950er Jahren, eine eigene Fernsehsendung mit dem Titel Beim Blumendoktor zu erhalten. Am 6. Mai 1956 war er erstmals, damals natürlich noch schwarz-weiß, am Bildschirm zu sehen. Diese Sendungen, ab 1969 auch in Farbe, verhalfen ihm zu großer Bekanntheit in ganz Österreich und darüber hinaus. Das letzte Mal trat Professor Eipeldauer, wie er inzwischen genannt wurde, am 17. November 1971 vor die Kamera. Zwischen 1956 und 1971 war er insgesamt 116-mal als Blumendoktor im Einsatz.
Aufgrund seiner regen Tätigkeit und der Verdienste um den Gartenbau erhielt Anton Eipeldauer zahlreiche Auszeichnungen: So wurde ihm 1959 der Titel Professor, 1964 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen und 1965 eine Fuchsiensorte nach ihm benannt.
Er war an der Gründung der Fortbildungsschule für Gärtnerlehrlinge in Wien (Kagran) beteiligt.[3]
Anton Eipeldauer erkrankte 1976 an Speiseröhrenkrebs und wurde nach einer Operation in häusliche Pflege entlassen. Er starb am 17. Oktober 1977 und wurde am 27. Oktober 1977 am Friedhof Ober St. Veit bestattet.
Schriften und Bücher
- Schreber- und Hausgartenkultur. Tagblatt Bibliothek, 1924.
- Zimmerpflanzen und ihre Pflege. Tagblatt Bibliothek, 1926.
- Obstbau im Siedler- und Kleingarten. Scholle-Verlag, 1933.
- Gartenland als Stütze der Ernährung. Scholle-Verlag, 1940.
- 1000 Gartenfragen beantwortet von Anton Eipeldauer. Verlag für Jugend und Volk, 1941.
- Schreber- und Hausgartenkultur – Anlage und Pflege eines Gemüse-, Obst- und Blumengartens. Ostmärkischer Zeitungsverlag/Tagblatt-Bibliothek, Leipzig/Wien, 1943.
- Gemüsebau im Selbstversorgergarten. Scholle-Verlag 1948.
- Eipeldauers immerwährender Arbeitskalender. Selbstverlag, 1949.
- Obstbaumschnitt in Wort und Bild. 2 Bände (Text- und Bildband), Verlag für Jugend & Volk, 1961.
- Reine Freude an Zimmerpflanzen. Ullstein Fachverlag, 1961.
- Du und Dein Garten. Ullstein Fachverlag, 1966.
- Eipeldauers Ratgeber für Blumenfreunde. Ullstein Fachverlag, 1970.
- Eipeldauers 1000 Gartenfragen. Lizenz Donauland, 1972.
- Blumen und Pflanzen im Haus – ein ABC der Zimmerpflanzen. Leopold Stocker Verlag, 1973.
- Blumen in unserem Heim – Kinder und Eltern als Blumengärtner – Ein Familienhobby. Leopold Stocker Verlag 1973.
- fiori e piante in casa. Sperling u. Kupfer Edition, 1975.
- Eipeldauers Ratgeber für Blumenfreunde. Taschenbuch, Ullstein Fachverlag, 1980.
Neuauflagen, bearbeitet von Ök-Rat Ing. Herbert Eipeldauer
- Eipeldauers Obstbaumschnitt. Österr. Agrarverlag, 1988.
- 1000 Gartenfragen. von Herta und Herbert Eipeldauer, Österr. Agrarverlag, 1997.
- Obstbaumschnitt – Bewährtes und Neues. von Eipeldauer und Schreiber, Österr. Agrarverlag, 2003.
- 1000 Gartenfragen. A & M, Deutsche Auflage, 2003.
Alle Bücher von Anton Eipeldauer sind in mehreren Auflagen erschienen.
Periodische Schriften
- Nach der Arbeit. 1937–44.
- Die Scholle. 1945–62.
- Eipeldauers Gartenmagazin. 1948–88.
- Eipeldauers Zimmerpflanzenzeitschrift. Eigenverlag, 1956–62.
Literatur
- DI Erika Karner: Den Gartenfreuden verschrieben: Anton Eipeldauer – Volksbildner und Visionär, veröffentlicht in historische gärten, 19. Jg., Heft 2/2013
Einzelnachweise
- Privatarchiv Eipeldauer: Empfehlungsschreiben Fritz Mendls
- Anton Eipeldauer: Schreber- und Hausgartenkultur. 1. Aufl., Steyrermühl Verlag, Wien 1924.
- 24. Februar 1953: Direktor Eipeldauer – ein Sechziger – Der „Mann mit Gartenherz“ auf Wien im Rückblick – Februar 1953, abgerufen am 25. April 2010.
- Schreber- und Hausgartenkultur – Anlage und Pflege eines Gemüse-, Obst- und Blumengartens. Rückseitentext zum Verfasser.
Weblinks
- Literatur von und über Anton Eipeldauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Anton Eipeldauer im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)