Anton Drexler
Anton Drexler (* 13. Juni 1884 in München; † 24. Februar 1942 ebenda) war ein deutscher Politiker und 1919 Mitbegründer der Deutschen Arbeiterpartei (DAP). Diese antisemitische und nationalistische Partei benannte sich bald in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei um. 1921 wurde Drexler von Adolf Hitler aus dem Vorsitz gedrängt. Drexler war später in anderen Organisationen aktiv. Im nationalsozialistischen Deutschland blieb er ohne politische Bedeutung.
Herkunft, Beruf und Familie
Drexler war der Sohn eines Eisenbahnarbeiters. Von 1902 bis 1923 arbeitete er als Werkzeugschlosser. Er war mit Anna Drexler verheiratet und hatte mit ihr die Kinder Anton Drexler jr. und Annemarie Drexler.[1]
Kaiserreich und Weimarer Republik
Politische Anfänge
1917 trat Drexler zunächst der neu gegründeten Deutschen Vaterlandspartei bei. Zusammen mit 27 Arbeitskollegen in der damaligen Königlich Bayerischen Staatsbahn-Centralwerkstätte in München gründete er am 7. März 1918 den Freien Arbeiterausschuss für einen guten Frieden, um, wie er schrieb, „den Siegeswillen der Bayern, besonders der Arbeiterschaft zu stärken“.[2]
Ebenfalls 1918 gründete er zusammen mit anderen den nationalistisch-rechtskonservativen Politischen Arbeitszirkel. 1918 brachte Drexler in einem Flugblatt mit dem Titel „Politisches Erwachen“ seine antibolschewistische und antisemitische politische Haltung zum Ausdruck, die in dem Satz gipfelte, dass der Bolschewismus „jüdischer Betrug“ sei.[2]
Am 2. Oktober 1918 wurde die erste Versammlung von Drexlers Freiem Arbeiterausschuss abgehalten. Teilnehmer dieser Veranstaltung war auch der Sportjournalist Karl Harrer, Mitglied der Münchner Thule-Gesellschaft.[3]
Parteigründung
Drexler gründete zusammen mit Karl Harrer am 5. Januar 1919 die Deutsche Arbeiterpartei (DAP), die im Februar 1920 in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannt wurde (Mitgliedsnummer 526).[4][5] Im Januar 1919 veröffentlichte Drexler den Artikel Das Versagen der proletarischen Internationale und das Scheitern der Verbrüderungsidee. Sein ebenfalls 1919 erschienenes Pamphlet Mein politisches Erwachen, mit dem er eine nationalistische Volksgemeinschaft propagierte, trug den Untertitel Aus dem Tagebuch eines deutschen sozialistischen Arbeiters und war die erste nationalsozialistische Programmschrift.[2] Auch Adolf Hitler soll die darin enthaltenen Denkweisen rezipiert haben.
Parteitätigkeit
Am 24. Februar 1920 erhielt die DAP im Münchner Hofbräuhaus den neuen Namen NSDAP. In einer späteren Niederschrift brachte Alfred Rosenberg seine Vermutung zum Ausdruck, dass das dort verlesene 25-Punkte-Programm neben Adolf Hitler und Anton Drexler auch von Gottfried Feder ausgearbeitet worden sei.[6]
Anton Drexler übernahm zunächst den zweiten Vorsitz der neuen Partei und war in den Jahren 1920/21 als Nachfolger Harrers erster Vorsitzender. Er behielt dieses Amt inne, bis er 1921 von Hitler abgelöst wurde. Drexler hatte während Hitlers Abwesenheit mit anderen Rechtsparteien wegen eines engeren Zusammengehens oder einer Vereinigung verhandelt. Hitler erklärte daraufhin am 11. Juli seinen Parteiaustritt. Drei Tage später forderte er in einem ausführlichen Schreiben den Parteivorsitz mit diktatorischen Vollmachten als Bedingung für seine Rückkehr. Tatsächlich unterwarf sich der Parteiausschuss seinen Forderungen.
Am 25. Juli erschien Drexler bei der Münchner Polizeibehörde und warnte vergeblich vor Hitler. Am 29. Juli erfolgte Hitlers Wahl mit 553 von 554 Stimmen zum neuen Parteivorsitzenden der NSDAP. Drexler wurde mit dem Amt des Ehrenvorsitzenden abgefunden, das er von 1921 bis 1923 innehatte.
Am Tag des Hitlerputsches wurde er von zu Hause abgeholt, doch als Hitler ihm sein Vorhaben darlegte, beteiligte er sich nicht daran. Dennoch wurde er danach vorübergehend inhaftiert. Im Dezember 1923 überzeugte Drexler Hitler zusammen mit dem Anwalt Roder davon, einen Hungerstreik, in den Hitler in der Gefangenschaft eingetreten war, abzubrechen.
Ende 1923 organisierte Drexler die „Hitlerspende“, die Geldmittel zur Versorgung von Hinterbliebenen der getöteten Teilnehmer des Hitlerputsches vom 9. November sammelte.[7]
Nach der zwischenzeitlichen Auflösung der NSDAP ab 1923 engagierte er sich im Völkischen Block und war von 1924 bis 1928 Mitglied im Bayerischen Landtag.
Nationalsozialer Volksbund
1925 gründete Drexler den Nationalsozialen Volksbund. Bei der Neugründung der NSDAP 1925 spielte er keine Rolle mehr. In Mein Kampf charakterisierte Hitler ihn als einfachen Arbeiter ohne militärische Erfahrung und rhetorisches Talent, der als Parteiführer ungeeignet sei, „nicht fähig, mit brutalster Rücksichtslosigkeit die Widerstände zu beseitigen, die sich beim Emporsteigen der neuen Idee in die Wege stellen mochten“.[8]
Nationalsozialismus
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 trat Anton Drexler erneut in die NSDAP ein. 1934 erhielt er aufgrund seiner Rolle als Gründungsmitglied der Partei den Blutorden der NSDAP. Er konnte jedoch bis zu seinem Tod keine politische Bedeutung mehr gewinnen. Er starb am 24. Februar 1942 „nach längerer Krankheit“ in München[9] und wurde auf dem Westfriedhof (Feld 104-A, Grab 9) bestattet.
Schriften
- Anton Drexler: Mein politisches Erwachen. Aus dem Tagebuch eines deutschen sozialistischen Arbeiters. Deutscher Volksverlag, München 1919. DNB.
Literatur
- Ernst Deuerlein (Hrsg.): Der Aufstieg der NSDAP in Augenzeugenberichten. 5. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1982, ISBN 3-423-02701-0.
- Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. Blessing, München 2005, ISBN 3-89667-148-0, S. 29–55.
- Wolfram Selig: Drexler, Anton, in: Handbuch des Antisemitismus, Band 2/1, 2009, S. 182f.
- Drexler, Anton, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 122.
Weblinks
- Literatur von und über Anton Drexler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Anton Drexler. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
Einzelnachweise
- Familien-Anzeigen. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 27. Februar 1942, S. 5 (online bei ANNO).
- Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. Blessing, München 2005, S. 43.
- Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. Blessing, München 2005, S. 44 (Quelle: Ernst Deuerlein: Der Aufstieg der NSDAP in Augenzeugenberichten. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1974, S. 59).
- Bundesarchiv NS 26/230 bzw. 2099, Mitgliederverzeichnis, die Zählung wurde bei 501 begonnen
- Anton Joachimsthaler: Korrektur einer Biographie. Adolf Hitler 1908–1920. 1989, S. 252.
- Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen. Göttingen 1955, S. 92, DNB; Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945–1. Oktober 1946. Bd. XI, München/Zürich 1984, S. 494.
- Staatsarchiv München Nr. 6788, Digitalisat 12: Aufruf Drexlers zum Spenden von Dezember 1923.
- Adolf Hitler: Mein Kampf. Eher Verlag, München 1932, S. 391.
- Anton Drexler gestorben. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 26. Februar 1942, S. 2 (online bei ANNO).