Antje Brüggemann-Breckwoldt
Antje Brüggemann-Breckwoldt (* 17. Juni 1941 in Bützow als Antje Breckwoldt) ist eine deutsche Keramikerin.
Leben
Nach ihrem Abitur im Jahr 1961 in Westerland auf Sylt trat Antje Breckwoldt eine zweijährige Töpferlehre in der Kunsttöpferei Helma Klett in Fredelsloh/Solling an, die sie 1963 mit der Gesellenprüfung abschloss. Anschließend studierte sie bis 1965 das Fach Keramik bei Jan Bontjes van Beek an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. In den Jahren 1965 bis 1966 setzte sie ihr Studium bei Walter Popp an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel fort. In dieser Zeit beschäftigte sie sich zudem mit Fotografie und Siebdruck. Von 1966 bis 1969 betrieb Breckwoldt in Westerland ihre erste Keramik-Werkstatt und wurde dabei von Jakob Wilhelm Hinder durch monatliche Ankäufe und Berichte in der „Keramischen Zeitschrift“ unterstützt. Anschließend nahm Breckwoldt ab 1969 für ein Jahr das Studium bei Walter Popp in Kassel wieder auf. Im selben Jahr heiratete sie den Bildhauer und Kunsterzieher Volker Brüggemann und nahm den Doppelnamen an.
Nach ihrer ersten Einzelausstellung im Jahr 1972 in der Kunstkammer Ludger Köster, Mönchengladbach, folgten zahlreiche weitere Ausstellungen und Wettbewerbsbeteiligungen im In- und Ausland. In jenem Jahr erfolgte auch der Umzug ihrer Werkstatt nach Wippershain/Schenklengsfeld in der Nähe von Bad Hersfeld.
1979 wurde Brüggemann-Breckwoldt als Mitglied in die Académie Internationale de la Céramique (AIC) in Genf (International Academy of Ceramics, Geneva) berufen. Die deutschen Mitglieder dieser AIC schlossen sich 1983/1984 in der Gruppe 83 – Deutsche Keramiker zusammen.[1]
In den Jahren 1980 bis 1992 arbeitete Brüggemann-Breckwoldt zusammen mit der Porzellanindustrie und kreierte unter anderem für die Firma Rosenthal in Selb Entwürfe für Vasen, Schalen und Dosen sowie für Tassen. Für die Rosenthal studio-line kreierte sie beispielsweise die Künstler-Sammeltasse Nr. 24 und die Künstler-Sammeldose Nr. 9.[2] 1997 erstellte sie Entwürfe für British Airways und die Deutsche BA zur farblichen Gestaltung eines Flugzeughecks.
Werk
Während ihrer langjährigen Tätigkeit als Keramikerin gab es für Brüggemann-Breckwoldt drei Hauptthemen: Das gedrehte Gefäß, das gebaute Gefäß und die freie Arbeit in Form von Reliefs und Stillleben. In den letzten Jahren entstehen überwiegend gebaute Gefäße, bei denen Form und Oberflächengestaltung zu spannenden Aussagen führen. Gefäßoberflächen suggerieren Tiefenräumlichkeit durch intarsienartig eingearbeitete und nur zum Teil glasierte Tone. Als Material verwendet sie Feinsteinzeugmassen. Der Reduktionsbrand findet bei 1300 °C im Gasofen statt.
Im Informationsportal für deutsche und europäische Künstlerkeramik wird zusammenfassend festgestellt:
„Antje Brüggemann-Breckwoldt ist eine vielfach ausgezeichnete Keramikerin mit eigener Formsprache und interessanter Oberflächengestaltung. Sie ist bekannt für Ihre Gefäßmontagen und die plastischen Stillleben.[3]“
Sammlungen
- Berlin, Keramik-Museum Berlin
- Edenkoben, Villa Ludwigshöhe, Sammlung Hinder-Reimers
- Leipzig, Grassimuseum
- Ludwigsburg, Keramik-Museum im Schloss Ludwigsburg
- München, Sammlung Freiberger, Schenkung an die Neue Sammlung, Design in der Pinakothek der Moderne
Ausstellungen (Auswahl)
- 1966: Einladung und Teilnahme an der Jahresmesse, Museum für Kunst und Gewerbe
- 1969: Kunstgewerbemuseum Köln anlässlich der Verleihung des 1. Preises beim Richard-Bampi-Preis
- 1970: Werkstoff und Form, Focke-Museum Bremen
- 1972: Kunstkammer Ludger Köster, Mönchengladbach
- 1981: Museum für moderne Keramik, Deidesheim, Gemeinschaftsausstellung mit Volker Brüggemann
- 1983: Kunstsammlungen der Veste Coburg
- 1991: Das keramische Objekt, Forum Form im Emslandmuseum Clemenswerth
- 2016: Ausstellung zum 75. Geburtstag von Antje Brüggemann-Breckwoldt, Keramik-Museum Berlin (KMB),[4]
Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)
- 1969: Richard-Bampi-Wettbewerb zur Förderung junger Töpfer und Keramikkünstler, 1. Preis[5]
- 1970: Auszeichnung, Ausstellung „Werkstoff und Form“, Bremen
- 1975: Westerwaldwettbewerb in Höhr-Grenzhausen, 3. Preis
- 1975: Preis der Justus-Brinkmann-Gesellschaft, Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
- 1977: Staatspreis der Freien und Hansestadt Hamburg
- 1979: Mitglied der Académie Internationale de la Céramique (AIC) in Genf
- 1985: Westerwaldpreis für das gebaute Gefäß[6]
- 1992: Preis der 1. Internationalen Triennale für Keramik, Kairo
Publikationen
- Keram. Arbeiten, zur Erinnerung an die Erste Einzel-Ausstellung ihres Werkes im November 1972 in der Kunstkammer Ludger Köster, Mönchengladbach; 12 Photos von Volker Brüggemann mit Notizen von Paul Köster, 1972
- Gefässe und Plastiken, zusammen mit Volker Brüggemann, Museum für Moderne Keramik, Deidesheim, 25. April – 8. Mai 1981; Hrsg.: Museum für Moderne Keramik, Deidesheim/Weinstrasse, 1981
- Keramik, Museum Historisches Rathaus Mölln, 7. September – 19. Oktober 2003; Hrsg.: Lauenburgischer Kunstverein e.V.; Katalogbearbeitung: Antje Brüggemann ; Hiltrud Lübbert, 2003
Literatur
- Jakob Wilhelm Hinder: Veröffentlichung zu Antje Breckwoldt, In: Keramische Zeitschrift 1967
- Elisabeth Pluquet-Ulrich u. a.: Katalog zu Ausstellung Werkstoff und Form, Kunsthandwerk in der Architektur der Gegenwart (gemeinsame Ausstellung des Deutschen Kunsthandwerks, ADK und des Bundes Deutscher Architekten, BDA; veranstaltet von den Landesgruppen Bremen und Niedersachsen). Focke-Museum, Bremen, 12. Juni – 18. August 1970.
- Vier Meisterkeramiker: Arbeiten der Bontjes-van-Beek-Schüler Christine Atmer de Reig, Antje Brüggemann-Breckwoldt, Volker Ellwanger, Barbara Stehr aus 3 Bremer Sammlungen ; [zur Sonderausstellung vom 13.1. – 30.3.1980] / Verf. d. Beitr.: Monika u. Günther Czichon … Red.: Heinz-Wilhelm Haase; Hefte des Focke-Museums, Nr. 53
- Ulrich Philippi: Ein Blick in die Werkstattarbeit von Antje Brüggemann-Breckwoldt und Volker Brüggemann. In: Keramos Heft 101, 1983, S. 83–92.
- Antje Brüggemann, Keramische Objekte, Katalog 1971–1991, Sögel 1991
- Ingrid Vetter: Keramik in Deutschland – 1955–1990, Arnoldsche, Stuttgart 1997, S. 21 f., 54–61, 97, 162, 175 ff., 218, 230–234 ISBN 3-925369-77-5
- Ingrid Vetter: Walter Popp und seine legendäre Kasseler Schule. Museum für moderne Keramik Deidesheim e.V. 2014, S. 14, 21 u. 27 ISBN 978-3-00-046094-4
- Ingrid Vetter: Walter Popp – Keramik. Museum für moderne Keramik Deidesheim e.V., 2013, S. 9.
- Ingrid Vetter: Moderne Keramik des 20. Jahrhunderts. Arnoldsche, Stuttgart 2007, S. 21–22, 25, 28, 40, 73, 80–81, 142–144, 93, 242 ISBN 978-3-89790-275-6
- Katharina von Rohden: Brüggemann-Breckwoldt, Antje. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 14, Saur, München u. a. 1996, ISBN 3-598-22754-X, S. 481.
Weblinks
- Homepage Antje Brüggemann-Breckwoldt
- Übersicht Mitglieder Gruppe 83
- Porträt auf capriolus contempory ceramics
- Brüggemann-Breckwoldt, Antje – Vase, 1980 Keramik des 20. Jahrhunderts, Landessammlung RLP in rlp.museum-digital.de
- Literatur von und über Antje Brüggemann-Breckwoldt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Gründungsmitglied Gruppe 83, Antje Brüggemann-Breckwoldt
- Designerin für Fa. Rosenthal (Selb), Antje Brüggemann
- keramik-sammler.de
- Antje Brüggemann zum 75. Geburtstag, auf keramik-atlas.de
- 1969, Preisträger Bampi-Preise,, auf den Seiten der Gesellschaft der Keramikfreunde, abgerufen am 19. September 2020
- Karl-Rudolf Henkes und Axel Schmidt-Walguny: Keramik 85 – Westerwaldpreis, Verlag: Westerwaldverein e.V., Höhr-Grenzhausen 1985, ISBN 3-921548-32-2