Anodische Tauchlackierung
Das anodische Tauchlackieren (ATL) ist ein elektrochemisches Lackierverfahren. Dabei wird das Lackiergut in einen elektrisch leitfähigen, wässrigen Elektrotauchlack eingetaucht und ein Gleichspannungsfeld zwischen Lackiergut und einer Gegenelektrode angelegt. Das Lackiergut ist bei der ATL als Anode, die Gegenelektrode(n) als Kathode geschaltet. Das Grundprinzip des Elektrotauchlackierens besteht darin, wasserlösliche Bindemittel an der Oberfläche des als Elektrode geschalteten Lackiergutes auszufällen (Elektrokoagulation) und so einen geschlossenen, haftenden Lackfilm zu erzeugen.
1963 wurde die erste anodische Teileanlage bei Ford in Betrieb genommen. Die erste Karosserielinie wurde 1967 von General Motors eingesetzt. Nach Europa kam diese Technologie im Jahr 1969.
Aufgrund der Stromrichtung kommt es bei der ATL zu einer elektrochemischen anodischen Auflösung des Lackiergutes. Dies hat hohe Korrosionsanfälligkeit des Lackiergutes zur Folge. Deshalb spielt die anodische Tauchlackierung heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Statt ihrer wird die kathodische Elektrotauchlackierung (KTL) angewendet.
Mit der Einführung der KTL im Automobilbereich ist die ATL bis auf einige wenige Ausnahmen verdrängt worden. Die Vorteile beim Korrosionsschutz sprechen für die KTL. Die ATL erlebt aber in den letzten Jahren wieder eine Belebung, da die alten Nachteile verringert wurden und es mittlerweile gute Lacksysteme gibt. Die ATL hat im Gegensatz zur KTL den Vorteil UV-beständiger zu sein.
Die mit Epoxidharz arbeitende KTL braucht zur Erhaltung ihrer Lösung einen Anteil von 3 bis 4 % Lösemittel. Dafür werden derzeit Isocyanate und Alkohole verwendet. Isocyanate werden in der EU ab 2020 verboten sein. Das ATL-System ist auf einer Acryl-Basis aufgebaut und isocyanatfrei.