Anne de Dadelsen
Anne de Dadelsen (auch Anne Hanson-de Dadelsen, * 5. November 1944 in Paris) ist eine schweizerisch-britische Pianistin französischer Familienherkunft.[1][2]
Leben und Werk
Anne de Dadelsen wurde im November 1944 als älteste Tochter des französischen Dichters und Journalisten Jean-Paul de Dadelsen (* 1913 in Straßburg; † 1957 in Zürich) und der Engländerin Barbara Windebank (1913–1992)[3] in Paris geboren. Die Familie väterlicherseits stammte aus dem Elsass.[4] Jean-Paul de Dadelsen wirkte im Zweiten Weltkrieg als Armeedolmetscher. Nach dem Krieg wirkte er zunächst als Gymnasiallehrer in Lyon und in Oran, wo er Albert Camus kennenlernte. 1944 trat er dann in Paris als Journalist in Camus' Zeitung „Combat“ ein. Nach weiteren journalistischen Stationen unter anderem in London ließ sich die Familie 1951 beruflich bedingt in Genf und 1956 in Zürich nieder.[4] In einem weiteren Grad ist Anne de Dadelsen mit dem deutschen Musikwissenschaftler Georg von Dadelsen und dessen Familie verwandt.[4]
Anne de Dadelsen verlebte ihre Kindheit, ihre Jugend und ihre frühen Künstlerjahre in der Schweiz. Sie studierte an den Konservatorien in Genf und Zürich und an der Musikakademie Zürich Klavier unter anderem bei dem Pianisten und Cembalisten Hans Andreae (1908–1978), wo sie mit 22 Jahren ihr Lehr- und ihr Konzertdiplom erwarb.[1] Anschließend absolvierte sie Aufbaustudien bei Jean-Jaques Hauser und Meisterkurse bei Bruno Seidlhofer.[1] 1975 wurde die in Freienbach ansässige Künstlerin Schweizer Bürgerin. Sie heiratete 1995 den Briten Malcolm Hanson und siedelte nach Birmingham um. Sie war und ist in der Schweiz als Klavierdozentin und Interpretin häufig präsent.[2]
Schon zu Beginn ihrer pianistischen Karriere setzte sie sich für selten gespielte Werke der Romantik und der Gegenwart ein. 1973 trat sie mit der ersten westlichen Einspielung von Jan Ladislav Dusseks Klaviersonaten Le Retour à Paris op. 70 und L’Invocation op. 77 in die Öffentlichkeit. Sie widmete sich intensiv einer kammermusikalischen Tätigkeit mit Konzertreisen in der Schweiz und im Ausland unter anderem in London, Paris und Wien.[1] Sie gab Konzerte mit Orchestern in Zürich, Winterthur, London und Wien.[1] Sie gab auch zahlreiche eigene Rezitals. Sie wirkte häufig bei Radioeinspielungen unbekannterer Werke mit. Anne de Dadelsen war als Pianistin an zahlreichen Tonträgereinspielungen vorwiegend im Bereich der Kammermusik beteiligt.[2][5]
Anne de Dadelsen übersetzte CD-Booklet-Texte von Aufnahmen klassischer Musik von der deutschen in die englische und französische Sprache.[6]
Diskographie
- András von Tószeghi (Bratsche), Anne de Dadelsen (Klavier): Sonatenabend Bach–Schubert–Brahms. LP. Label Jecklin. o. J.
- Jan Ladislav Dussek: Klaviersonaten op. 70 (Le Retour à Paris) & op. 77 (L’Invocation). 1973.[7]
- Klarinettenmusik von Schweizer Komponisten. (Anne de Dadelsen Klavier). Zürich 1981.[5]
- Joachim Raff, Anne de Dadelsen: Virtuose Klaviermusik. Zürich 1984.[5]
- Franziska Badertscher; Anne de Dadelsen: Vous portez en vous une oeuvre authentique. (Musik für Flöte und Klavier). Lausanne 2014.[5]
- Klavier- und Kammermusik von Hans Huber. (Anne de Dadelsen Klavier). Dietikon-Zürich 1988.[5]
- Kammermusik von Werner Wehrli (Anne de Dadelsen Klavier). Zürich 1994.[5]
- Späte Kammermusikwerke von Wladimir Vogel. (Anne de Dadelsen Klavier). Dietikon-Zürich 1988.[5]
- Kammermusik von Peter Benary. (Anne de Dadelsen Klavier). Dietikon-Zürich Deutschland 1980.[5]
- Œuvres pour instruments à vent et piano von René Gerber. (Anne de Dadelsen Klavier). Lausanne 1996.[5]
- Von Hans Georg Nägeli zu Hans Huber. Klaviermusik der Schweizer Romantik. (Anne de Dadelsen Klavier). Zürich 1982.[5]
Weblinks
- Literatur von und über Anne de Dadelsen in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Anne de Dadelsen bei Discogs
- Mark von Dadelsen: Stammbaum der Familie von Dadelsen. Februar 2012, S. 40, abgerufen am 23. Januar 2021 (englisch).
Einzelnachweise
- LP András von Tószeghi (Bratsche), Anne de Dadelsen (Klavier): Sonatenabend Bach–Schubert–Brahms. Label Jecklin. Dort auch persönliche Angaben zur Interpretin Anne de Dadelsen.
- Abschnitt nach: Anne de Dadelsen. In: Joachim Raff: Virtuose Klaviermusik. Rimaphon RILP 30-034 Stereo (mit Informationen zur Interpretin).
- Vergleiche den Artikel „Jean-Paul de Dadelsen“ in der französisch- oder der englischsprachigen Wikipedia.
- Jean-Paul Sorg: Dadelsen (de) Jean-Paul. Federation de Societes d'Histoire & d'Archeologie d'Alsace, 1986, abgerufen am 23. Januar 2021 (französisch).
- Dadelsen, Anne de 1944. In: worldcat.org. Abgerufen am 23. Januar 2021.
- Gustav Mahler: Symponie No. 9 (Bamberger Symphoniker. Jonathan Nott). Abgerufen am 23. Januar 2021 (Der Booklet-Text dieser Musik-CD von Ellen Kohlhaas wurde von Anne de Dadelsen ins Englische und Französische übersetzt.).
- Eloquente Aufnahmen von zwei Dussek-Klaviersonaten. Pizzicato (Journal about Classical Music), 30. Juli 2019, abgerufen am 23. Januar 2021.