Alte Synagoge (Pilsen)
Die Alte Synagoge (tschechisch Stará synagoga) in Pilsen (Tschechien) ist eine von der lokalen jüdischen Gemeinde für den jüdischen Gottesdienst genutzte Synagoge. Sie wurde in den Jahren 1857 bis 1859 im neuromanischen Stil errichtet. Sie ist als Kulturdenkmal in der Tschechischen Republik geschützt.
Alte Synagoge | |
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Bauzeit: | 1857–1859 |
Baumeister: | W.Wiesner |
Architekt: | Martin Stelzer |
Baustil: | Neuromanik |
Lage: | 49° 44′ 39,5″ N, 13° 22′ 27,6″ O |
Anschrift: | Smetanovy sady 80/5 301 00 Plzeň Pilsen-Süd, Pilsen, Tschechien |
Zweck: | Judentum Synagoge |
Webseite: | www.zoplzen.cz |
Bau- und Nutzungsgeschichte
1857 wurde auf einem Hinterhofgelände des jüdischen Gemeindehauses in der Nähe des Stephansplatz, dem heutigen zentral gelegenen Smetana-Platz, der Grundstein zur Alten Synagoge gelegt. Das Gebäude wurde innerhalb von zwei Jahren nach den Plänen von Martin Stelzer errichtet. Durch ihre Lage war sie direkten Blicken von der Straße entzogen und bot Platz für 250 Gläubige. Die Synagoge wurde 1869 mit einer Orgel ausgestattet, die aber nicht mehr erhalten ist.
Bereits wenige Jahre später war sie dem Andrang der Gläubigen nicht mehr gewachsen, so dass daneben 1875 die Hilfsynagoge gebaut wurde, die bis zum Jahr 1893 als jüdische Schule genutzt wurde. Die beiden Gebäude waren durch eine Steintreppe verbunden, die zur Galerie der Alten Synagoge führte. Heute befindet sich hier das Mahndenkmal der Holocaustopfer "Zahrada vzpomínek" (Erinnerungsgarten). 1888 begann der Bau der Großen Synagoge, der 1893 vollendet wurde. Nach dem Umzug der Gemeinde in das neue Gotteshaus wurde die Alte Synagoge als Lagerraum genutzt, was wohl ihre Zerstörung in der Zeit der deutschen Besatzung verhinderte.
Im Januar 1942 wurden ca. 2600 Juden aus Pilsen und Umgebung in drei großen Transporten ins KZ Theresienstadt und in andere Lager deportiert. Der Holocaust kostete mehr als 90 % der Deportierten das Leben. Nur wenige Juden kehrten nach Kriegsende in die Stadt zurück. Nach Ende des Prager Frühlings 1968 setzte eine weitere Auswanderungswelle ein und die Alte Synagoge verfiel zusehends.
In den Jahren 2010–2014 wurde die Alte Synagoge im Rahmen des Zehn-Sterne-Projekts umfassend restauriert, das sich der „Revitalisierung jüdischer Denkmäler“ in der Tschechischen Republik widmete (tschechisch Revitalizace židovských památek v České republice). Die Renovierungskosten beliefen sich auf 31.939.000 CZK (ca. 1,25 Mio. Euro), die zu 85 % von der Europäischen Union bezuschusst wurden.[1] Heute leben nur noch wenige Juden in Pilsen (ca. 70 Personen).[2] Die kleine jüdische Gemeinde nutzt das Gebäude für ihre Gottesdienste. Erneuert wurde auch das sog. Schammeshaus (Haus des Synagogendieners), das heute als Information mit Kasse dient. Es kann auch für kleinere Veranstaltungen genutzt werden.
Außenbereich
Das neuromanische Gebäude verfügt auf der Nordseite über eine Außentreppe, die als Fluchtweg dient. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Laubhütte.
Innenraum
Die Bima mit dem Toraschrein liegt in der Synagoge an der Ostseite. Die Haupthalle wird von einer zweigeschossigen Frauengalerie auf Holzpfählen umschlossen. Die Frauengalerie dient heute als kleines Museum über das Judentum. Der Toraschrein wurde von 2010 bis 2014 renoviert und mit dekorativen Gipselementen verziert. Die Kassettendecke wird durch einen vielarmigen Lüster ergänzt. Im Westteil der Frauengalerie ist eine Uhr eingebaut.
- Blick nach Westen zum Ausgang.
- Blick nach Osten zur Bima und zum Thoraschrein.
- Frauengalerie.
- Kassettendecke.
Holocaustdenkmal
Neben der Alten Synagoge wurde eine Hilfssynagoge errichtet, von der heute nur noch die Grundmauern erhalten sind. Das Gelände wurde in ein Mahnmal für die Opfer des Holocaust im Jahre 2002 umgestaltet. Der Erinnerungsgarten besteht aus Steinen, die mit den Namen und Geburtsdaten von Opfern versehen wurden.
- Blick nach Westen.
- Blick nach Osten.
Besichtigung
Die Alte Synagoge und das restaurierte ehemalige Schammes-Haus, das heute die Information mit Kasse beherbergt, befinden sich in einem Hinterhof, der durch einen Durchgang in der Straße Smetanovy sady 80/5 in 301 00 Plzeň 3-Jižní Předměstí erreicht werden kann. Ein großer grüner Punkt auf der Straße weist auf die Sehenswürdigkeit hin. Eine Besichtigung ist ganzjährig jeweils von Sonntag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr möglich. Am Sabbat und jüdischen Feiertagen kann die Synagoge nicht besichtigt werden.[3]
- Hinweis auf der Straße zum Eingang.
- Durchgang zur Alten Synagoge.
- Ehemaliges Schammes-Haus (heute: Information mit Kasse).
Einzelnachweise
- Plzeň (cz), auf 10hvezd.cz/
- Paul Reichenbecher: Die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Pilsen, vom 4. April 2018, abgerufen am 29. April 2019.
- Die Große Synagoge, auf pilsen.eu, abgerufen am 29. April 2019.
Literatur
- Max Hoch: Geschichte der Juden in Pilsen, in: Hugo Gold (Hrg.): Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I, Brünn/Prag: Jüdischer Buch- u. Kunstverlag, 1934, S. 479–488.