Alpina Aktiengesellschaft Garten-, Landschafts-, Sportplatzbau
Die Alpina AG (Eigenschreibweise alpina ag) ist ein deutsches Unternehmen des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus mit Sitz in Stahnsdorf, hervorgegangen aus einer Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft (GPG) der DDR.
Alpina AG | |
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Rechtsform | AG |
Gründung | 1. Mai 1960 |
Sitz | Stahnsdorf, Deutschland |
Leitung | Christian Jahnke, Jürgen Schrabbe |
Mitarbeiterzahl | 172 |
Umsatz | 32 Mio. Euro |
Branche | Garten- und Landschaftsbau |
Website | www.alpina-ag.de |
Stand: 2020 |
Geschichte
Während in Westdeutschland mit dem Firmennamen Alpina Produkte wie Wandfarben oder Automobile verbunden werden, stand der Name in der DDR jahrzehntelang für eine landesweit agierende Gärtnerische Produktionsgenossenschaft – die GPG Alpina. Sie hat die politische Wende überlebt und firmiert seit 1990 als alpina ag. Im 60. Jahr ihres Bestehens kann sie auf 30 Jahre im sozialistischen und 30 Jahre im marktwirtschaftlichen System zurückblicken. Die Geschichte des Unternehmens kann auch als Beispiel dienen für eine gelungene Unternehmenstransformation über den politischen Systemwechsel hinweg.
GPG Alpina 1960 – 1990
Nachdem sich im Jahr 1953 zunächst 3 gärtnerische Kleinbetriebe in Ludwigsfelde zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen hatten, wurde im Jahre 1960 eine Gärtnerische Produktionsgenossenschaft auf Grundlage des Gesetzes über die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gegründet. Man gab ihr den Namen "Alpina" und dachte dabei an ein Alpinum, einen kleinen Erdhügel mit Steingartenbepflanzung, vielleicht aber auch an die unerreichbaren Alpen. Die Namensgebung unterschied sich schon bei der Gründung von parteinahen Genossenschaften wie „Roter Oktober“ oder „Frohe Zukunft“. Sitz der Genossenschaftsverwaltung war Kleinmachnow. Die zum Zeitpunkt der Gründung aktiven 104 Beschäftigten waren in den Bereichen Grünanlagen- und Gartenbau tätig. Drei Viertel der Mitarbeiter arbeiteten zu dieser Zeit im Grünanlagenbau (Landschaftsbau). In stationären Gewächshäusern wurden vor allem Rosen, Nelken und Chrysanthemen kultiviert. Die Landschaftsgärtner dagegen waren mit Wohn- und Bauwagen auf dem gesamten Territorium der DDR unterwegs.[1][2]
Zum 25-jährigen Jubiläum wurde in einer Festschrift die vorhandene Maschinentechnik aufgelistet.
Kleiner Auszug:
• 12 Personentransporter B1000-VW
• 7 PKW Wartburg-Trabant-Dacia
• 18 Planierraupen S 651
• 26 Vibrationsplatten
• 51 Motorsägen-Einmann
• 5 Notstromaggregate
Auch im Büro wurde Anschluss an die Entwicklung der Technik und Datenverarbeitung gehalten. Zwar war 1985 noch die Handrechenmaschine Triumphator „Nuddel“ im Einsatz (Abb. oben rechts, vorne), aber auch schon der Kleincomputer KC 85/2 vom Kombinat Mikroelektronik Erfurt mit einer Speicherkapazität von 16 kByte. Die große Kleindatenverarbeitungsanlage DARO 1840 aus dem VEB Kombinat Robotron (Bild unten) hatte dagegen nur eine Speicherkapazität von 8 kByte.
Über das Arbeiten in der GPG Alpina und die Bemühungen der Genossenschaft, die parteipolitische Kontrolle durch die SED in Grenzen zu halten, berichtet anschaulich Georg Heinze, ein langjähriger Mitarbeiter, in seiner Dokumentation über Kleinmachnow zur DDR-Zeit und in den Wendejahren. Bemerkenswert darin der Bericht über die kollektive Weigerung des GPG-Vorstands im Jahr 1972, sich in einen volkseigenen Betrieb eingliedern zu lassen. Der Zeitzeuge vermittelt auch interessanten Einblick in die Arbeitsbedingungen eines Bauleiters im Spannungsfeld zwischen fachlichen Standards und politischen Einflussnahmen.[3]
Schon zu DDR-Zeiten war die GPG Alpina Eigentümerin diverser Immobilien, teils eingebracht von den Genossenschaftsmitgliedern, teils durch Erwerb. Mehrere Immobilien in Ostseenähe können auch heute noch von den Mitarbeitern als Ferienwohnungen genutzt werden. Gesellschaftliche Aktivitäten außerhalb der sozialistischen Verpflichtungen bewies die Genossenschaft auch im Natur- und Denkmalschutz. Verdienste hat sie sich erworben beim Erhalt historischer Bausubstanz. Dafür stand die Übernahme, Rettung und Renovierung der mehr als 600 Jahre alten, von Sprengung bedrohten Bäkemühle in Kleinmachnow.
alpina ag 1990 – heute
1989 kam mit der politischen Wende ein schwieriger Prozess der Anpassung an die marktwirtschaftlichen Verhältnisse auf die Produktionsgenossenschaften der DDR zu. Mit ihrem Schwerpunkt auf landschaftsgärtnerischen Arbeiten, die keinen staatlichen Plan- und Preisvorgaben unterlagen, war die Umwandlung für die Alpina aber vergleichsweise unproblematisch. Nach vielen Gesprächen mit Wirtschaftsprüfern und in einer denkwürdigen Mitgliederversammlung im Dezember 1990 wurde die GPG Alpina in eine kleine Aktiengesellschaft mit vinkulierten Namensaktien umgewandelt. Die früheren Eigentümer, die ihre kleinen Gärtnereien und Blumengeschäfte als Genossen in die GPG eingebracht hatten, waren nun Aktionäre der alpina ag. Noch heute liegt ein Teil des Geschäftskapitals in den Händen der Gründerfamilien und ihrer Nachkommen. Zunehmend wird das Aktienkapital aber weitergegeben an aktiv Beschäftigte, die in Form von Dividenden am Erfolg des Unternehmens teilhaben und über die Hauptversammlung Einfluss auf die Führung des Unternehmens nehmen können. Neben der Kapitalbeteiligung von Mitarbeitern pflegt die alpina ag seit ihrer Gründung auch ein System der gewinnorientierten Erfolgsbeteiligung.[4][5]
Standorte und Tochterunternehmen
Die Gesellschaft ist nach wie vor vor allem im Gebiet der neuen Bundesländer und in Berlin aktiv, hat sich aber mit der Niederlassung Hamburg inzwischen auch außerhalb des angestammten Marktes etabliert. Insgesamt hat die alpina ag zur Zeit sechs Niederlassungen: Rostock, Berlin, Potsdam/Ludwigsfelde, Cottbus, Halle und Hamburg/Rellingen. Die Beschäftigtenzahlen entsprechen jeweils einem mittelgroßen Betrieb der Branche. Die organisatorischen Strukturen einer Aktiengesellschaft mit zentraler kaufmännischer Verwaltung, Bündelung des Beschaffungswesens, der Personalentwicklung, der Datenverarbeitung und des Marketing entlasten aber die operativ tätigen Niederlassungen von allgemeinen Verwaltungsarbeiten und erlauben ihnen eine Konzentration auf das Hauptgeschäft. Sitz der Verwaltung ist Stahnsdorf.
Das Unternehmen und seine Niederlassungen sind über die jeweiligen Landesverbände Mitglieder im Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau BGL. Eine Tochtergesellschaft, die Alpina Service GmbH, Stahnsdorf befasst sich ausschließlich mit der Pflege von Grünflächen und ist an vier Niederlassungsstandorten vertreten.
Insgesamt darf die 60-jährige Geschichte der alpina als gelungenes Beispiel betrachtet werden für die Transformation einer Genossenschaft, die unter den Beschränkungen im sozialistischen System wirtschaftlich erfolgreich war, zu einer ebenso erfolgreichen Kapitalgesellschaft im marktwirtschaftlichen System.
Weblinks
Einzelnachweise
- Autorenkollektiv (1986). Die Entwicklung vom privaten Gartenbau zur genossenschaftlichen Produktion. Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum der GPG Alpina. Kleinmachnow: Eigenverlag.
- Niesel, A. (2001). Alpina AG Kleinmachnow. Neue Landschaft, Heft 4/2001, S. 252–258.
- Heinze, G. (2018). Kleinmachnow eingegrenzt. Die Grenze 1961–1990. 2. Auflage. Teltow: Buchkontor Teltow.
- Wendebourg, T. (2011). alpina AG in Stahnsdorf: 50 Jahre bewegte Geschichte. DEGA GaLaBau, Heft 1/2011, S. 39–44.
- Ziegler, W. (2016): „Fallbeispiel Alpina AG, Stahnsdorf“ in: Mitarbeiterbeteiligung im Baubetrieb – an Entscheidungen, am Erfolg, am Kapital. S. 36–37. Bochum: E-Book-Reihe galabau.expert.