Alphonse Merrheim

Alphonse Adolphe Merrheim (* 7. Mai 1871 i​n La Madeleine, Département Nord; † 23. Oktober 1925) w​ar ein französischer Kupferschmied u​nd Funktionär i​n der Gewerkschaft Confédération générale d​u travail (CGT). Er g​ilt als e​iner der Reformer d​es revolutionären Syndikalismus.[1]

Revolutionärer Syndikalist

Von 1904 b​is 1909 w​ar Alphonse Merrheim i​n der CGT Sekretär d​er Gewerkschaft Kupferschmiede innerhalb d​er Metallarbeitergewerkschaft. Als Gegner d​er SFIO arbeitete e​r 1906 m​it Victor Griffuelhes a​m Entwurf d​er Charta v​on Amiens.

Gemeinsam m​it Pierre Monatte entwickelte Alphonse Merrheim d​en revolutionären Syndikalismus weiter. Sprachrohr w​urde in d​er Hinsicht d​ie im Oktober 1909 v​on Monatte i​n Montreuil gegründete Zeitung La Nouvelle Vie ouvrière[2].

Radikaler Kriegsgegner

Nachdem d​er CGT-Generalsekretär Léon Jouhaux a​m 4. August 1914 d​ie Union sacrée gutgeheißen hatte, kritisierte Alphonse Merrheim a​ls einer d​er ersten führenden Syndikalisten d​iese Burgfriedenspolitik. In Zimmerwald t​rat er i​m Spätsommer 1915 zusammen m​it Albert Bourderon g​egen jene Stillhaltetaktik international auf. Vonseiten d​er deutschen Sozialisten unterzeichneten Georg Ledebour u​nd Adolph Hoffmann d​ie diesbezügliche bilaterale Deklaration. Mit Lenin allerdings – dieser wartete z​u der Zeit i​m Berner Exil a​uf seine große Stunde – f​and Alphonse Merrheim i​n Zimmerwald t​rotz eines achtstündigen Vieraugengesprächs keinen gemeinsamen Nenner.[A 1][3]

Pragmatischer Reformer

Léon Jouhaux, d​er – a​uch angesichts d​er Ereignisse i​n Russland – 1918 g​egen die Revolution a​ls Kampfinstrument d​er französischen Gewerkschaft plädierte, b​ekam einen Gefolgsmann: Alphonse Merrheim n​ahm die Kriegsergebnisse h​in und h​ielt die revolutionären Ereignisse i​n Deutschland für e​inen nicht a​uf Frankreich übertragbaren Irrweg. Mehr n​och – d​er Franzose, d​er das Wort Revolution i​n den Mund nähme, s​ei ein Verbrecher.[4]

Veröffentlichungen

  • L'affaire de l'Ouenza. A genoux devant le Comité des forges la révision de la loi de 1810 sur les mines. Ed. de la „Vie Ouvrière“, Paris 1910.
  • Conférence socialiste internationale, Zimmerwald (Suisse), 5-8 septembre 1915. [L'introduction est signée : A. Bourderon, A. Merrheim.] Fédération des Métaux, Paris 1915.
  • La révolution économique. Paris 1919. Digitalisat Gallica
    • Die wirtschaftliche Revolution. Verlag für Gesellschaft und Erziehung. Berlin-Fichtenau 1920.
  • Amsterdam eller Moskva. Övers. av Allan Vougt. Tiden, Stockholm 1921.

Literatur

  • Nicholas Papayanis: Alphonse Merrheim. The Emergence of Reformism in Revolutionary Syndicalism.[A 2] 1871–1925. 184 Seiten. Martinus Nijhoff Publishers[5], Dordrecht und Boston 1985, ISBN 9789024732241 (englisch)[6]
  • Leo Trotzki: Mein Leben. Versuch einer Autobiographie. Aus dem Russischen übertragen von Alexandra Ramm. 543 Seiten. Dietz Verlag, Berlin 1990 (Lizenzgeber: S. Fischer, Frankfurt am Main). ISBN 3-320-01574-5
  • Andreas Wirsching: Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918–1933/39. Berlin und Paris im Vergleich. 702 Seiten. Oldenbourg, München 1998, ISBN 978-3-486-56357-3
  • Bernard Degen (Hrsg.), Julia Richers (Hrsg.): Zimmerwald und Kiental. Weltgeschichte auf dem Dorfe. 279 Seiten. Chronos, Zürich 2015, ISBN 978-3-0340-1298-0

Anmerkungen

  1. Der in Zimmerwald sehr präsente Trotzki stellt sich in seinen Memoiren als Lenin-Intimus dar. Ihm hat Alphonse Merrheims offene Ablehnung der Antikriegspolitik Lenins sicherlich überhaupt nicht behagt. Denn fünfzehn Jahre nach Zimmerwald erinnert er sich der Begegnung mit dem Franzosen im Pariser Exil und beschreibt ihn im 19. Kapitel – Paris und Zimmerwald (S. 229–226) – seiner Erinnerungen als „vorsichtigen, verschlagenen, verbindlichen … Sekretär des [französischen] Metallarbeiterverbandes“.
  2. etwa: Zur Entstehung des Reformismus im Revolutionären Syndikalismus.

Einzelnachweise

  1. Papayanis, Boston 1985
  2. frz. La Nouvelle Vie ouvrière
  3. Degen, Richers
  4. Wirsching, S. 58–60
  5. eng. Martinus Nijhoff Publishers
  6. eng. Papayanis Voransicht (Free Preview) bei springer.com
  7. frz. Édouard Dolléans
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