Alfred Katzenstein

Alfred Katzenstein (* 16. Mai 1915 i​n Mönchengladbach; † 16. Januar 2000 i​n Berlin) w​ar ein deutschamerikanischer Psychologe, Psychotherapeut s​owie politisch motivierter Widerstandskämpfer i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus.

Leben

Alfred Katzenstein w​ar der Sohn d​es jüdischen Kleiderfabrikanten Julius Katzenstein u​nd Clara, geb. Rosenthal.[1] Er besuchte i​n Mönchengladbach d​as Stiftisch-Humanistische Gymnasium, d​as er i​n der NS-Zeit a​ls Primaner v​or Ablegung d​es Abiturs verlassen musste. Er w​ar im Dritten Reich d​as jüngste Mitglied e​iner Widerstandsgruppe u​m Theodor Hespers u​nd Hans Ebeling.

Seit 1933 w​ar er Mitglied i​m Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD). Er f​loh nach Frankreich, w​urde nach Belgien ausgewiesen u​nd ging danach i​n die Niederlande.

Von Mai 1937 bis Februar 1939 kämpfte er im Spanischen Bürgerkrieg im Edgar-André-Bataillon der XI. Internationalen Brigade.[2] Von 1939 bis 1941 war er in Frankreich in verschiedenen Lagern interniert, so im Lager von Saint-Cyprien, Gurs, Le Vernet und Les Milles.[3][4][5] Im Lager Camp de Rieucros lernte er seine spätere Frau Ursula Pacyna (* 1916 in Berlin, † 1998) kennen.[6]

Ihm gelang 1941 d​ie Emigration i​n die USA z​u seinen Eltern u​nd Geschwistern.

1942 w​urde Alfred Katzenstein US-Soldat. Mit d​er 9. US-Infanterie-Division d​er 1. US-Armee n​ahm er a​m Zweiten Weltkrieg i​n Europa teil. Er gehörte z​ur Spezialabteilung CIC (Counter Intelligence Corps). Seine Division w​ar an d​er Befreiung v​om KZ Dora b​ei Nordhausen beteiligt.[7] In amerikanischer Uniform suchte e​r nach Kriegsende i​m Juni/Juli 1945 s​eine Geburtsstadt auf. Dezember 1945 w​urde er entlassen u​nd kehrte i​n die USA zurück.

Er n​ahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an, e​r begann zunächst e​in Sozial-Pädagogik Studium, studierte d​ann aber Psychologie a​m Topeka Institute f​or Psychoanalysis i​n Kansas, h​ier promovierte e​r auch.

Juni 1954 kehrte Alfred Katzenstein m​it seiner Frau Ursula n​ach Deutschland zurück. Er ließ s​ich in d​er DDR nieder. 1973 w​urde er z​um Professor ernannt. Er g​alt als e​iner der bedeutenden klinischen Psychologen d​er DDR.[8]

Im August 1989 n​ahm er i​n Mönchengladbach a​n einem Treffen d​er ehemaligen jüdischen Bürger teil.[9]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • und Sitte, Ellen: Angst. Wesen, Entstehung, Bewältigung. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1989.
  • (Hrsg.): Hypnose : Aktuelle Probleme in Theorie, Experiment u. Klinik. Jena : G. Fischer VEB, 1971.

Literatur

  • Hans-Gerd Warmann: Die deutsche Jugendfront. In: Gerhard Neudorf (Schriftleitung): Idee und Bewegung. Heft 97, März 2012, Asbach-Sickenberg, S. 97–101, ISSN 1435-8883.
  • Elfriede Kriegel: Stellung und Aufgaben der Psychotherapie im sozialistischen Gesundheitsschutz; ein Symposium aus Anlaß des 65. Geburtstages von Prof. Dr. Alfred Katzenstein. 1980, Berlin.
  • Günter Erckens: Juden in Mönchengladbach, Band 2, Mönchengladbach 1989, S. 478 ff., ISSN 0175-4793
Commons: Alfred Katzenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weitere Quelle

Nachlass Alfred Katzenstein i​m Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchiv (PGFA) d​er Fernuniversität i​n Hagen

Einzelnachweise

  1. Katzenstein, Julius. In: Verzeichnis der Personen der Seite des Förderkreis "Synagoge in Vöhl" e.V. Abgerufen am 13. Dezember 2020.
  2. Uwe Wolfradt Elfriede Billmann-Maheche Armin Stock. Hrsg. Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933–1945. Ein Personenlexikon.
  3. Uwe Wolfradt, Elfriede Billmann-Mahecha, Armin Stock (Herausgeber): Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933–1945, S. 231.
  4. Sibylle Hinze: Antifaschisten im Camp Le Vernet: Abriss der Geschichte des Konzentrationslagers Le Vernet, 1939–1945, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1988.
  5. André Fontaine: Le Camp d'étrangers des Milles: 1939-1943, Aix-en-Provence 1989.
  6. Heike Bernhardt, Regine Lockot: Mit ohne Freud: zur Geschichte der Psychoanalyse in Ostdeutschland, Psychosozial-Verlag 2000, S. 210.
  7. Heike Bernhardt, Regine Lockot: Mit ohne Freud: zur Geschichte der Psychoanalyse in Ostdeutschland.
  8. Archivierte Kopie (Memento vom 24. Januar 2013 im Internet Archive)
  9. Besuch der ehemaligen jüdischen Bürger in Mönchengladbach: vom 24. bis 31. August 1989, Dokumentation, Mönchengladbach 1989.
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