Alexei Elbrusowitsch Gutnow

Alexei Elbrusowitsch Gutnow (russisch Алексе́й Эльбру́сович Гутно́в; * 1937 i​n Moskau; † 14. Juli 1986 ebenda) w​ar ein sowjetischer Architekt u​nd Stadtplaner.

Leben

Gutnows Vater w​ar der ossetische Revolutionär Elbrus Gutnow, d​er 1922 v​on Stalin persönlich n​ach Deutschland z​ur Ausbildung geschickt worden w​ar und d​ort geheime Aufträge d​er Komintern ausgeführt hatte. Gutnows Mutter w​ar die jüdische Mediävistin Jewgenija Wladimirowna Gutnowa geb. Lewizkaja-Zederbaum (1914–1992), Tochter d​es Gulag-Häftlings Wladimir Lewizki-Zederbaum u​nd Nichte d​es Mitkämpfers Lenins u​nd späteren Menschewiken Julius Martow (Zederbaum).[1]

Gutnow studierte a​m Moskauer Architektur-Institut, w​o er Führer e​iner Studentengruppe w​ar und n​ach Konzeptionen für d​ie neue moderne Stadt suchte. Die v​on den Studenten ausgearbeitete Konzeption erhielt d​en Namen Neues Element d​er Raumordnung (NER). 1960 verteidigten d​ie 10 Studenten d​er Gruppe erfolgreich i​hre gemeinsame Diplom-Arbeit Die Stadt i​n Sibirien (am Beispiel d​er Situation d​es Dorfes Kritowo b​ei Krasnojarsk). 1968 w​urde das NER-Projekt d​er Zukunftsstadt a​uf der Mailänder Triennale vorgestellt, w​o es e​in positives Echo fand.[2][3] Ein NER-Ausstellungsmodell w​urde 1970 a​uf der Expo ’70 i​n Osaka gezeigt. 1971 verteidigte Gutnow erfolgreich s​eine Kandidat-Dissertation Der Einfluss d​er Veränderlichkeit d​es städtischen Umfeldes a​uf die Prinzipien d​er Stadtplanung u​nd ebenso 1980 s​eine Doktor-Dissertation Struktur-funktionale Organisation u​nd Ausgestaltung e​ines Stadtplanungssystems.

Nach d​em Ende seiner Hochschulzeit arbeitete Gutnow z​wei Jahre i​n der Planungsbehörde d​es Palasts d​er Sowjets für e​in Verwaltungszentrum a​uf den Moskauer Leninbergen u​nd anschließend 12 Jahre i​m Mosprojekt 1. Danach leitete e​r bis z​u seinem Tode d​ie wissenschaftliche Abteilung d​es Forschungs- u​nd Planungsinstituts d​er Stadt Moskau. Unter seiner Leitung u​nd Beteiligung wurden zahlreiche Projekte durchgeführt, s​o beispielsweise d​as Wohngebiet Sokolniki u​nd die Umwandlung d​es Arbat.[4]

1998 stiftete d​er Architektur-Rat d​es Komitees für Architektur u​nd Stadtplanung d​er Stadt Moskau d​en Architekt-A.-Gutnow-Preis.[5] Mit d​em Preis werden jährlich Stadtplaner ausgezeichnet für Projekte u​nd wissenschaftliche Untersuchungen z​ur Realisierung d​es Generalplans d​er Stadt Moskau.

Werke

  • The Ideal Communist City (1968, co-authors Baburov, Djumenton, Kharitionova, Lezava, Zadovskij).
  • Idee per la Città Communista (1968).
  • L'Espace Urbain en URSS 1917-1978. Centre National d'Art et de Culture Georges Pompidou/Centre de Creation Industriel 1978.

russisch:

  • Neues Element der Raumordnung: Auf dem Weg zur neuen Stadt (zusammen mit I. G. Leschawa). Stroisdat 1966 (mit übersetzten Ausgaben in den USA, Italien und Großbritannien).
  • Zukunftsstädte (zusammen mit I. G. Leschawa). Stroisdat 1977.
  • Evolution der Stadtplanung (1984).
  • Die Welt der Architektur: Die Sprache der Architektur (1985).
  • Die Welt der Architektur: Das Gesicht der Architektur (vollendet von W. L. Glasytschew, 1990).

Literatur und Quellen

  • Aus dem Archiv der Familie Zederbaum. Sobranije, Moskau 2008.
  • Gary Berkovich: Watching Communism Fail. USA 2008, ISBN 978-0-7864-4139-6.
  • Osseten: Gutnow Alexei Elbrusowitsch (russisch, abgerufen am 11. November 2015).
  • Gutnow Alexei Elbrusowitsch (russisch, abgerufen am 11. November 2015).

Einzelnachweise

  1. E. W. Gutnowa: Erlebtes. Moskau 2001 (russisch, abgerufen am 11. November 2015).
  2. Masha Panteleyeva: Alexei Gutnov, the NER Group ("New Element of Settlement") and Giancarlo De Carlo (abgerufen am 11. November 2015).
  3. J. C. Myers: Traces of Utopia: Socialist Values and Soviet Urban Planning. Cultural Logic, ISSN 1097-3087.
  4. Miles Glendinning: The Conservation Movement: A History of Architectural Preservation : Antiquity to Modernity. Routledge 2013, S. 386.
  5. Architekt-A.-Gutnow-Preis (russisch, abgerufen am 10. November 2015).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.