Alexandra Exter
Alexandra Alexandrowna Exter, geborene Alexandra Grigorowitsch, russ.: Алекса́ндра Алекса́ндровна Эксте́р (* 6. Januarjul. / 18. Januar 1882greg. in Belostok, Russisches Kaiserreich; † 17. März 1949 in Fontenay-aux-Roses bei Paris) war eine russische Malerin, die auch an Kunsthochschulen unterrichtete. Die vielseitige Künstlerin, die seit 1924 in Paris lebte, entwarf Marionetten, Kostüme und Bühnenbilder für Theater, Ballett und Film und illustrierte eine Vielzahl von Büchern. Ihre Kunst ist vom Suprematismus, Kubismus und Futurismus beeinflusst.
Leben und Werk
Alexandra Exter studierte 1907 an der Kunsthochschule in Kiew. Mit der symbolistischen Künstlergruppe Blaue Rose stellte sie im selben Jahr in Moskau aus und beteiligte sich an weiteren Ausstellungen in Russland.[1] Danach folgten seit 1908 regelmäßige Studienreisen nach Paris verbunden mit dem Besuch der Académie de la Grande Chaumière und nach Rom. Dabei hatte sie in Paris Kontakte mit Picasso, Braque, Apollinaire sowie in der Künstlerkolonie La Ruche mit Marc Chagall. In Italien lernte sie die Futuristen Ardengo Soffici und Marinetti kennen. Ab 1909 führte sie ein Atelier in Paris.
1912 zog sie nach St. Petersburg, damals Petrograd, und nahm an bedeutenden Ausstellungen der russischen Avantgarde wie Karo-Bube (1910–17) teil. Bis 1914 hielt sie sich wahlweise in Kiew, Moskau, Paris und Italien auf. Anfang 1914 nahm sie an einer Futuristen-Ausstellung in Rom teil, 1915–16 an der Ausstellung Tramway V und 1921 an der Ausstellung 5x5 = 25 in Moskau.
1916–21 begann sie mit der Arbeit für das Theater mit dem Ensemble von Alexander Jakowlewitsch Tairow. 1918 hatte sie ein eigenes Atelier in Kiew, aus dem viele Künstler hervorgingen, und beschäftigte sich mit Textilentwürfen. Die Erste Russische Kunstausstellung Berlin 1922 zeigte ihre Gemälde Stadt, Venedig, Gegenstandslos sowie elf Kostümskizzen für das Moskauer Kammertheater, sechs Dekorationsskizzen und ein Theaterdekorationsmodell für Prokofjews Romeo und Julia.[2] Von 1921 bis 1922 gab sie Unterricht an der Kunsthochschule WChUTEMAS in Moskau.[3]
1924 emigrierte Exter nach Frankreich. Sie wohnte erst in Paris, wo sie einige Bühnenentwürfe für das Ballett erarbeitete und von 1926 bis 1930 an der Académie Moderne von Fernand Léger lehrte. Ab 1928 bis zu ihrem Tod wohnte sie in Fontenay-aux-Roses. Neben ihrer Tätigkeit bei Theater, Ballett und Film hatte sie Einzelausstellungen u. a. 1927 mit 66 Arbeiten in der Berliner Galerie „Der Sturm“, in Paris (1929) und Prag (1937).
Formal unterscheidet sich ihr Werk von dem anderer Künstlerinnen der russischen Avantgarde. Exters Umgang mit der Farbe erinnert eher an Sonia Delaunay. Einflüsse des Suprematismus sind bei ihr offenkundig, doch sie orientierte sich westwärts und war weniger vom russischen Primitivismus als von der europäischen Art déco und dem Symbolismus geprägt. Exters Talent als Schriftmalerin zeigt sich in von ihr illustrierten Büchern.
Werke
- Komposition (Genua), 1912, Privatsammlung (wurde 1989 bei Sotheby’s für 1.373.790 US$ verkauft)[4]
- Kubo-futuristische Komposition (Hafen), 1912–14, Öl auf Leinwand, 129 × 200 cm, Museum Ludwig, Köln
- Komposition (Genua), 1912–14, Öl auf Leinwand, 115,5 × 86,5 cm, Museum Ludwig, Köln
- Farbdynamik, 1916–17, Öl auf Leinwand, 89,5 × 54 cm, Museum Ludwig, Köln
- Konstruktivistisches Stillleben, 1917, Russisches Museum, St. Petersburg
- Konstruktion, 1922–23, Museum of Modern Art, New York
- Stillleben mit Flasche und Glas, 1923, Sammlung Thyssen-Bornemisza, Lugano[5]
Literatur
- Amazonen der Avantgarde – Alexandra Exter, Natalja Gontscharowa, Ljubow Popowa, Olga Rosanowa, Warwara Stepanowa und Nadeschda Udalzowa, Ausstellungskatalog, Deutsche Guggenheim, Berlin 1999.
- Die große Utopie: Die russische Avantgarde 1915-1932, Ausstellungskatalog, Schirn Kunsthalle Frankfurt 1992.
- Buch zur Ausstellung Russische Avantgarde 1910-1930 Sammlung Ludwig, Köln, in der Kunsthalle Köln, 16. April – 11. Mai 1986 (bearbeitet und mit einer Einführung von Evelyn Weiss).
- Gerda Breuer, Julia Meer (Hrsg.): Women in Graphic Design. Jovis/Berlin 2012, ISBN 978-3-86859-153-8, S. 440/441.
- Ingrid Pfeiffer, Max Hollein (Hrsg.): Sturm-Frauen. Künstlerinnen der Avantgarde in Berlin 1910-1932. Wienand, Köln 2015, ISBN 978-3-86832-277-4 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Schirn Kunsthalle Frankfurt, 30. Oktober 2015 bis 7. Februar 2016).
Weblinks
- Association Alexandra Exter Website (fr.)
- Andréi Nakov Monographie (engl.) : Alexandra Exter, Paris, 1972
- Die Schule von Kyiv Klasse Karlsruhe. Lektorin: Alexandra Exter, Badischer Kunstverein, Ausstellung 2015
Einzelnachweise
- Gerda Breuer, Julia Meer (Hrsg.): Women in Graphic Design, Berlin 2012, S. 440/441
- Early Twentieth-Century Russian Drama (engl.)
- Gerda Breuer, Julia Meer (Hrsg.): Women in Graphic Design, Berlin 2012, S. 441
- Sally Liddell: Sotheby’s Art at Auction 1988-89. Sotheby's Publications, London 1989; S. 122. ISBN 0-85667-365-X.
- http://www.hausderkunst.de/forschen/dokumentation/dokumentation-ausstellungen/detail/wege-zur-abstraktion/ Ausstellung 12. August – 9. Oktober 1988 im Haus der Kunst München: Wege zur Abstraktion. 80 Meisterwerke aus der Sammlung Thyssen-Bornemisza, abgerufen am 28. April 2015.