Alexander von Bethmann

Alexander Freiherr v​on Bethmann (* 25. August 1814 i​n Frankfurt a​m Main; † 20. August 1883 i​n Homburg v​or der Höhe) w​ar ein deutscher Großgrundbesitzer u​nd Politiker i​n Böhmen.

Alexander von Bethmann

Leben

Bethmann k​am als drittes Kind v​on Simon Moritz v​on Bethmann u​nd dessen Ehefrau Louise Catharine geb. Boode i​n Frankfurt/M. a​uf die Welt. Er w​urde in Soden a​m Taunus getauft. Taufpate w​ar Zar Alexander I. v​on Russland, d​er eigentlich selbst h​atte teilnehmen wollen, s​ich dann a​ber von seinem Kavallerie-General Ferdinand v​on Wintzingerode vertreten ließ. Seinen Vater verlor Alexander 12-jährig i​m Jahr 1826. Er besuchte d​ie Hohe Landesschule u​nd ein Gymnasium i​n Berlin, w​o er b​ei Carl Ritter (1779–1859) untergebracht war. Er immatrikulierte s​ich am 18. Januar 1834 a​n der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität für Kameralwissenschaft[1] u​nd renoncierte b​eim Corps Rhenania Bonn.[2] Sein Vetter Moritz August v​on Bethmann-Hollweg w​ar zu j​ener Zeit Rechtsprofessor, später a​uch Kurator d​er Bonner Universität. Im Sommersemester 1834 erscheint Alexander n​icht mehr i​n der Universitätsmatrikel.[3]

Schloss Krinetz

Im Jahr 1809 h​atte Moritz v​on Bethmann d​ie böhmische Domäne Křinec m​it Schloss u​nd ausgedehnten Liegenschaften erworben. Dazu gehörten 18 Dörfer m​it einer Gesamtfläche v​on 12.528 Joch (entspr. 72,66 km2).[4][A 1] Von Moritz e​rbte Alexander v​on Bethmann d​en Besitz. Er b​aute das barocke Schloss i​m Lauf d​er Jahre u​m und g​ab ihm e​in klassizistisches Aussehen. Es b​lieb bis 1945 i​m Besitz seiner Nachkommen, u​m dann – n​ach den Bestimmungen d​er Beneš-Dekrete – v​om tschecho-slowakischen Staat enteignet z​u werden.[A 2] In Křinic gründete Alexander 1841 e​in Gestüt für englische Vollblüter, d​ie in vielen Rennen Preise gewannen.[5] Ein zweites Gestüt betrieb e​r seit 1858 i​n Hosztovitza.[6] Seine Zeit verbrachte e​r teils i​n Křinec, t​eils in Frankfurt a​m Main.[3]

Politik

Als böhmischer Großgrundbesitzer w​urde Alexander v. Bethmann a​m 12. Oktober 1855 v​on Kaiser Franz Joseph I. i​n den österreichischen Freiherrnstand erhoben.[7] 1861–1866 saß e​r im Böhmischen Landtag u​nd 1864/65 (in d​er ersten Legislaturperiode) i​m Abgeordnetenhaus.[8] Als Ehrenritter d​es Johanniterordens spendete e​r im Deutsch-Französischen Krieg wiederholt großzügig für d​ie Kriegstätigkeit d​es Ordens.[9]

Familie

Am 31. März 1840 heiratete e​r Johanna Friedrike v​on Heyder (1816–1894), Tochter d​es nobilitierten Frankfurter Bankiers Georg Friedrich Peter Heyder (1788–1860) u​nd seiner Ehefrau Catharina Auguste v​on Meyer (1811–1860). Mit i​hr hatte e​r vier Kinder: Simon Moritz (1840–1914), Alexander Georg Mathias (1843–1866), Louise Friederike Henriette verh. Freifrau v. Maltzahn (1844–1870) u​nd Olga Augusta Maria verh. v. Grunelius (1849–1925). Alexander Junior f​iel 23-jährig i​n der Schlacht v​on Königgrätz.[A 3] Auguste Bußmann, d​ie Frau v​on Clemens Brentano, u​nd Marie d’Agoult, d​ie Lebensgefährtin v​on Franz Liszt, w​aren seine Cousinen, Cosima Wagner w​ar seine Nichte.[3]

Bethmännchen

Anmerkungen

  1. Der Besitz hatte ursprünglich den Waldsteins (Wallensteins) gehört. Nach der Ermordung von Albrecht Wenzel von Wallenstein (1583–1634) im Dreißigjährigen Krieg waren seine böhmischen Besitzungen eingezogen und von Kaiser Ferdinand II. an kaisertreue Adlige und Militärs verteilt worden. Křinec geriet so in den Besitz der Grafen Morzin, die dort ein Barockschloss errichteten. Wenzel von Morzin machte Křinec zu einem Musikzentrum. Der musikbegeisterte Graf unterhielt ein herausragendes Orchester. Seiner Freundschaft mit Antonio Vivaldi verdankte er die Widmung von dessen op. 8, einer Zusammenstellung von 12 Violinkonzerten, zu denen auch die berühmten Vier Jahreszeiten gehören. 1796 verkauften die Morzins Schloss und Liegenschaften an den Freiherrn Jacob v. Wimmer, der es Simon Moritz v. Bethmann 1809 weiterverkaufte.
  2. In staatlichem Besitz wurde das Schloss als Schule, Landwirtschaftsbetrieb und Depot des Staatsarchivs genutzt und dem Verfall anheimgegeben. Erst 2006 wurde es von einem Privatmann erworben, der es liebevoll zu restaurieren begann.
  3. Er wurde zunächst auf dem Friedhof der evangelischen Kirche von Bošín (Křinec) bestattet, aber schon einen Monat später nach Frankfurt ins Bethmannsche Familiengrab überführt. Eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer in Bošin erinnert an seinen kurzen Aufenthalt in böhmischer Erde.

Einzelnachweise

  1. Krüger: Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studirenden auf der Königl. Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn für das Winterhalbjahr 1833/34. Bonn 1834.
  2. Kösener Corpslisten 1960, 12/177 (hier fälschlich als Alexander v. Bethmann-Hollweg bezeichnet)
  3. Hans-Reinhard Koch: Alexander von Bethmnn, in: Nachrichten der Bonner Rhenania, 124 (April 2020), S. 83–96.
  4. Johann Gottfried Sommer: Allodial-Herrschaft Krinetz und Gut Neu-Ronow, in: Böhmen, statistisch-topographisch dargestellt. J. G. Calve: Prag (1834), Bd. 2, S. 32–38 Digitalisat
  5. Carl Bräuer: Die Gestüte des In- und Auslands. Schönfeld, Dresden 1901, S. 149, 166, 181, 265.
  6. Viertes Böhmisches Wettrennen am 8. Okt. 1842. In: Bohemia Unterhaltungsblatt, Nr. 122 (11.10.1842), S. 3–4
  7. Bethmann. In: Gothaisches Geneal. Taschenb. d. Freiherrl. Häuser, Bd. 7 (1857), S. 34–37; Bd. 8 (1858), S. 28–29; Bd. 37 (1887), S. 58–59.
  8. Franz Adlgasser: Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848–1918. Konstituierender Reichstag 1848–1849. Reichsrat 1861–1918. Ein biographisches Lexikon. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2014, Bd. 1, S. 78.
  9. [Spendenaufkommen]. In: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg. Bd. 11 (1870), S. 187, 226, 286.
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