Alexander Kolisko
Alexander Kolisko (* 6. November 1857 in Wien; † 23. Februar 1918 ebenda) war ein österreichischer Pathologe und Gerichtsmediziner.
Biographie
Alexander Kolisko studierte an der Universität Wien Medizin, sein Studium schloss er 1881 als Doktor der Medizin ab. Anschließend war er als Assistent am pathologisch-anatomischen Institut der Universität Wien unter Johann Kundrat tätig, unter dem er 1888 habilitierte. 1892 wurde er außerordentlicher Professor.
Zumindest 1894 stand er dem Leopoldstädter Kinderspital unentgeltlich als Prosektor zur Verfügung.[1]
1898 übernahm er nach Eduard Hofmann die Lehrkanzel für gerichtliche Medizin, tauschte diese aber 1916 mit Anton Weichselbaum gegen jene der pathologischen Medizin und wurde damit der fünfte Ordinarius in Wien.
Alexander Kolisko beschrieb die durch eine Kohlenmonoxydvergiftung verursachte symmetrische Gehirnerweichung und gemeinsam mit Carl Breuss schrieb er zwischen 1904 und 1912 ein Buch über pathologische Beckenformen.
Sein medizinisches Interesse galt der Pathologie des plötzlichen Todes, die kriminalistischen Aspekte des Faches waren für ihn nebensächlich.[2]
Alexander Kolisko hat am 23. November 1916 den Leichnam von Kaiser Franz Joseph I. konserviert[3] und wird auch im ärztlichen Protokoll darüber aufgeführt, das heute zu den Exponaten des Pathologisch-anatomischen Museums Wien gehört. Darin heißt es: „Protokoll aufgenommen am 23. November 1916 über die Conservierung der Leiche seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. vom gefertigten in Gegenwart der zwei mitunterschrieben behandelnden Ärzte. Die beiden großen Halsschlagadern werden freigelegt, in dieselben werden Kanülen eingebunden und sodann mit Formalin in concentriertem Zustand in den Kopf einerseits, in den Rumpf anderseits eingespritzt in der Menge von 5 Liter. Schließlich werden die gesetzten Halswunden vernäht.“[4] Unterschrieben ist das Protokoll vom Gerichtsmediziner und Pathologen Alexander Kolisko, vom Leibarzt des Kaisers Joseph Ritter von Kerzl und dem damaligen Vorstand der II. Medizinischen Universitätsklinik Norbert Ortner.[4]
Der zum Hofrat ernannte Alexander Kolisko war mit Amalie Kolisko, geborener Freiin von Eschenburg, einer Pianistin, verheiratet und Vater von Eugen Kolisko.
Alexander Kolisko wurde auf dem Hietzinger Friedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab (Gruppe 16, Nummer 59) bestattet.
1929 wurde die Koliskogasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt.
Werke
- mit Emil Redlich: Schemata zum Einzeichnen von Gehirnbefunden. Verlag Deuticke, Leipzig/ Wien 1895.
- Beiträge zur Kenntnis der osteo myelitis. Wien 1896.
- mit Carl Breus: Die pathologischen Beckenformen. Leipzig 1904
Literatur
- Kolisko Alexander. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 83.
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 1: A–Da. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4.
- Helmut Wyklicky: Kolisko, Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 461 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Alexander Kolisko im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Alexander Kolisko im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
Fußnoten
- Franz Ullmann: Chronologische Darstellung der Errichtung und Entwicklung des St. Annen-, St. Joseph-, Leopoldstädter-, Kronprinz Rudolf- und Karolinen-Kinderspitales in Wien sowie des Verhältnisses dieser Anstalten zum Wiener k.k. Krankenanstaltenfonde. W. Braumüller, Wien 1896.
- Martin Grassberger: 200 Jahre Wiener Lehrkanzel für Gerichtliche Medizin (Memento vom 19. Dezember 2005 im Internet Archive), Department für Gerichtliche Medizin, Medizinische Universität Wien, 2005.
- springermedizin.at (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
- Wenn Tote länger leben sollen (Memento vom 18. Februar 2013 im Internet Archive). Bericht auf www.springermedizin.at, 28. März 2007 (Zugriff am 7. September 2012)