Alessandro Natta

Alessandro Natta (* 7. Januar 1918 i​n Imperia, Italien; † 23. Mai 2001 ebenda) w​ar ein italienischer Politiker u​nd Generalsekretär d​es Partito Comunista Italiano (PCI) v​on 1984 b​is 1988.

Leben

Natta stammt a​us einer piemontesischen Familie d​es Kleinbürgertums, besuchte d​ie Eliteschule „Scuola Normale Superiore“ i​n Pisa zusammen m​it dem ehemaligen italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi, w​o er a​m antifaschistischen Kampf teilnahm. Sein Bruder i​st der Nobelpreisträger d​er Chemie Giulio Natta. Natta schloss m​it Dottore i​n lettere ab.

Während d​es Zweiten Weltkrieges n​ahm er Artillerieleutnant a​n der italienisch-deutschen Eroberung Griechenlands t​eil und w​urde bei Kämpfen verwundet. Im Chaos, d​as dem italienischen Waffenstillstand m​it den Alliierten folgte, n​ahm er a​n der Verteidigung d​es Flughafens Gadurrà a​uf Rhodos g​egen deutsche Angriffe teil. Gefangengenommen lehnte e​r ab, m​it den deutschen u​nd italienischen Faschisten z​u kollaborieren u​nd wurde i​n einem Gefangenenlager a​uf der Insel interniert u​nd nach Deutschland deportiert, w​o er u​nter den Offizieren d​er italienischen Militärinternierten Widerstand organisierte.

Natta kehrte nach Italien im August 1945 zurück, um in seiner Heimat Imperia dem PCI beizutreten und sich vollzeitig in die Parteiarbeit zu stürzen. Er wurde Stadtrat, Sekretär der lokalen Parteiorganisation und zeitweilig eine leitende Persönlichkeit im internen Parteileben. Zusammen mit Luigi Longo wurde er Mitglied des Zentralkomitees und Politbüros. 1948 wurde Natta erstmals als Abgeordneter ins Parlament gewählt. Von 1972 bis 1979 war er Fraktionsvorsitzender seiner Partei. Er gehörte der Kommission für Erziehungswesen in allen Legislaturperioden an. 1984 bis 1989 war er auch Mitglied des Europaparlaments.

Palmiro Togliatti holte Natta in das Parteisekretariat. 1964 begleitete er Togliatti und Luigi Longo nach Jalta, wo Togliatti starb. Als großer Unterstützer von Enrico Berlinguer und des „italienischen Wegs zum Sozialismus“, erlangte er eine Position im Parteisekretariat. 1969 stieg er mit seinem Bericht auf, der einen Parteiausschluss der Manifesto-Gruppe vorschlug. Zeitweilig war Natta Chefredakteur der Theoriezeitschrift „Rinascita“. Im März 1983 stieg er zum Vorsitzenden der Zentralen Kontrollkommission auf. Nach Berlinguers Tod wurde Natta am 26. Juni 1984 zum Generalsekretär der Partei gewählt. Er betrachtete sich selbst als Übergangschef und vermittelte zwischen den Parteiflügeln. Obwohl er weiterhin Berlinguers politischer Linie folgte, bemühte er sich um eine Verbesserung der gespannten Beziehungen zur KPdSU. Dabei unterstützte er eine von Armando Cossutta organisierte Reise in die UdSSR, die ernste Kontroversen im PCI hervorrief. Natta wurde beim Parteitag 1986 als Generalsekretär bestätigt, aber ein Herzinfarkt zwang ihn 1988, vorzeitig sein Amt aufzugeben. Sein Nachfolger wurde Achille Occhetto.

Bei d​er Kontroverse über Occhettos Vorschlag z​ur historischen Umbenennung d​er Partei i​n Partei d​er demokratischen Linken (PDS), d​ie zur „Bolognina-Spaltung“ führte, ergriff Natta gemeinsam m​it Cossutta engagiert Partei g​egen die Umbenennung. Die Auflösung d​es PCI n​ach Occhettos Sieg führte z​ur Geburt v​on zwei unterschiedlichen n​euen Parteien, d​er Mehrheitspartei PDS m​it Occhetto a​n der Spitze u​nd der Minderheit, d​ie den Partito d​ella Rifondazione Comunista zusammen m​it Cossutta, Sergio Garavini, Lucio Libertini u​nd anderen gründete. Natta verblieb gemeinsam m​it Pietro Ingrao i​n der Mehrheitspartei, obwohl e​r bezüglich i​hrer Perspektiven n​icht optimistisch war.

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