Albert Reimann (Chemiker)
Albert Reimann (* 21. August 1868 in Durlach; † 27. Juli 1954 in Ludwigshafen am Rhein) war ein deutscher Chemiker, Unternehmer und Nationalsozialist.
Leben
Albert Reimann ist der Sohn von Emil Reimann und Enkel von Karl Ludwig Reimann. Er studierte 1886 bis 1887 zwei Semester an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und promovierte 1892 in München im Fach Chemie. Im Jahr 1896 wurde er Nachfolger seines Vaters im Ludwigshafener Werk der Joh. A. Benckiser GmbH.
Zusammen mit seinem gleichnamigen Sohn Albert Reimann junior, der nach seiner Promotion 1926 in Heidelberg ab 1929 folgte und Theodor Benckiser – einem Enkel von Johann Adam Benckiser, welcher bereits 1889 in die Firmenleitung eingestiegen war – waren die drei die treibenden Kräfte in der Ludwigshafener Firma. 1936 zog Benckiser sich gänzlich aus der Firma zurück und trat seine Geschäftsanteile an Reimann ab, womit nach 113 Jahren die Ära der "Chemie-Benckiser" in Pforzheim und Ludwigshafen endete. Heute ist die Unternehmerfamilie Reimann eine der wohlhabendsten Familien Deutschlands.[1]
Bereits 1918, noch vor dem Ende des Ersten Weltkriegs war Reimann im Vorstand der Ortsgruppe Mannheim-Ludwigshafen des Alldeutschen Verbands und engagierte sich bei der rechtsradikalen Deutschen Vaterlandspartei.[2] In der Zeit des Dritten Reichs waren Albert Reimann und sein Sohn offene Unterstützer Adolf Hitlers, ihr Unternehmen galt schon vor der Machtergreifung als NS-Musterbetrieb.[3][4] In den Werken und in der Privatvilla der Reimanns in Ludwigshafen kam es zu Gewalt und Missbrauch an Zwangsarbeitern.[5] Reimann war NSDAP-Stadtrat in Ludwigshafen und von 1933 bis 1937 Vizepräsident und von 1937 bis 1941 Präsident der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz,[6][7] später bis zur Auflösung 1943 Mitglied des Beirates der Wirtschaftskammer Ludwigshafen und Vertrauensmann für wehrwirtschaftliche Fragen im Reichswirtschaftsministerium.
Reimann hatte eine Schwester (Anna Bertha Emma Lang, geb. Reimann) und einen Bruder und war seit 1897 mit Emma Wilhelmine Elisabetha, kurz Else Andersen (1874–1962) verheiratet[2] mit der er zwei Kinder hatte, Tochter Elisabeth Emma (kurz: Else) verheiratete Dubbers und Sohn Emil Albert (kurz: Albert junior).
Literatur
- Albert Reimann: Über die Constitution des Dihydronaphtalins. Dissertation. München 1892
- K. W. Boetticher: Wandel und Werden in fünf Generationen, 1823 - 1958 ; aus der 135-jährigen Geschichte der Joh. A. Benckiser GmbH, Chemische Fabrik ; zum 100-jährigen Bestehen des Werkes Ludwigshafen am Rhein, Verlag: Darmstadt, Hoppenstedts Wirtschafts-Archiv, 1958
- Marchivum: Dr. Albert Reimann sen., Mitinhaber der Johann A. Benckiser GmbH, Heidelberg, Schlierbacher Landstr. 106 - Entnazifizierungsverfahren. Zeitraum 1946–1948. Signatur 24/1972a_00550
- Kurt Oberdorffer: Ludwigshafener Chemiker; 2 (Ludwig Reimann, Albert Reimann sen., Heinrich Caro, Carl Grünzweig, Rudolf Knietsch, Fritz Winkler), Econ Verlag, 1960
- Emil Aeckerle: Ludwig Reimann und Dr. Albert Reimann sen. – Zwei Chemiker aus 5 Unternehmensgenerationen der Firma Benckiser; In Pfälz. Heimatblätter, Jahrgang 8
- Ulrich Boeyng: Die Familie Benckiser – Teil 2, Badische Heimat, 12/2018
Einzelnachweise
- FOCUS Online: Die Reimanns: Kaum jemand kennt die reichste deutsche Familie. Abgerufen am 12. Mai 2021.
- Karen Strobel und Brigitte Zwerger: Betrachtungen und Quellenstudien zur frühen völkischen Bewegung in Mannheim bis 1922. Hrsg.: Marchivum. 13. Mai 2021 (marchivum.de [PDF; abgerufen am 13. Mai 2021]).
- Anne-Catherine Simon: Die NS-Vergangenheit der zweitreichsten deutschen Familie. 26. März 2019, abgerufen am 12. Mai 2021.
- »Anhänger der Rassenlehre«. Abgerufen am 9. November 2021.
- manager magazin: Familie Reimann: Missbrauchsskandal zur NS-Zeit enthüllt. Abgerufen am 12. Mai 2021.
- IHK Pfalz: Gleichgeschaltet (7-8/2018). Abgerufen am 14. Mai 2021 (deutsch).
- IHK Pfalz: 19 Präsidenten seit der Gründung. Abgerufen am 14. Mai 2021 (deutsch).