Albert Regel
Johann Albert Regel (russisch Иоанн-Альберт Регель; * 12. Dezember 1845 in Zürich; † 6. Juli 1908 in Odessa[1][2]) war ein deutschstämmiger, schweizerisch-russischer Mediziner, Botaniker, Zentralasienforscher und Archäologe. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „A.Regel“.
Leben
Johann Albert Regel war der älteste Sohn von Eduard August von Regel (1815–1892), der ab 1855 Oberbotaniker und Direktor des kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg war. Er studierte Medizin in St. Petersburg, Göttingen, Wien und Dorpat und erwarb von seinem Vater botanische Kenntnisse.
Regel wurde 1875 auf Antrag des Generalgouverneurs von Turkestan, General Konstantin von Kauffmann zum Kreisarzt in der damals unter russischer Verwaltung stehenden chinesischen Stadt Gulja in der Provinz Ili im Generalgouvernement Turkestan (heute Sinkiang) ernannt. Im Mai 1876 brach er nach Gulja auf, erreichte es aber erst im Oktober, da er unterwegs das Qaratau-Gebirge und Taschkent erforschte. In Gulja lernte er turkmenisch und machte sich mit den örtlichen Gebräuchen bekannt. In den Jahren 1879–1880 unternahm er im Auftrag der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft von Gulja aus eine Expedition nach Turfan. Ursprünglich wollte er der Kaiserlichen Straße bis Urumtschi und Turfan folgen, dann den südlich gelegenen Lop Nor besuchen und südlich des Tienshan über Kaschgar nach Gulja zurückkehren. Die Chinesen befürchteten jedoch eine neuerliche russische Invasion und nahmen an, dass Regel das Terrain auskundschaften sollte (was auch Morgan für wahrscheinlich hält),[3] daher musste er von der Oase Turfan auf demselben Wege zurückreisen. Am 4. Mai 1879 verließ Regel Gulja zusammen mit vier Soldaten, zwei Kara-Kirgisen, einen Mandschurier und einen Kasachen/Kirgisen. Die Karawane bestand aus vier Kamelen und 16 Pferden. Sie folgten dem Lauf des Peljuchi nach Norden und überquerten dann einen 2100 m hohen Pass in das Tal des Borborogussun, in der Nähe der Quelle des Dschirgalan[4]. Vom 27. September bis zum 21. November weilte er in Turfan. Regel beschrieb die Klosterruinen und Zeugnisse der buddhistischen Vergangenheit im Turfan-Gebiet. Er arbeitete zum Beispiel in Gaochang (Kocho oder Qocho)[5]. Regel hat auch Karategin und 1880 Darwaz, heute in Badachschan und Berg-Badachschan und Qalai Chumb bereist. 1881 besuchte er Samarkand, 1882 Hissar, 1884 den Pamir.
Gulja fiel 1881 wieder an China, und Regel widmete sich weiter der Erkundung Turkestans. Er sandte Herbarien und Samen an seinen Vater, unter anderem von Polygonum baldschuanicum aus Buchara. Er selbst beschrieb Anthurium geitnerianum.
Ehrungen
Nach ihm benannt wurden (teilweise von seinem Vater) unter anderem folgende Pflanzenarten:
- Acantholimon alberti Regel
- Acer regelii Pax oder Acer pubescens Franch.
- Allium regelii Trautv.
- Cirsium alberti Regel & Schmalh.
- Cousinia albertoregelia C. Winkl.
- Eminium alberti (Regel) (Engl. ex B. Fedtsch.)
- Eremurus alberti Regel
- Gagea alberti Regel
- Iris alberti (Regel)
- Oxytropis alberti-regelii (Vass.)
- Pentanema albertoregelia (C. Winkl.) (Gorschk)
- Ranunculus alberti (Regel & Schmalh.)
- Rosa alberti
- Scorzonera albertoregelia (C. Winkl.)
- Tulipa alberti Regel
und fünf Käferarten. Außerdem war er Hofrat.
Werke
- Beitrag zur Geschichte des Schierlings und Wasserschierlings. – Moskau, 1877. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Reisen in Central-Asien, 1876-79. In: Dr. A. Petermann's Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt; 25. Band, 1879, S. 376–384 und 408–417. Justus Perthes, Gotha 1879
- Meine Expedition nach Turfan 1879. In: Dr. A. Petermann's Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt; 27. Band, 1881, S. 380–394. Justus Perthes, Gotha 1881
- Das ostasiatische Küstenland zu Beginn des Jahres 1904. Geographische Zeitschrift 11/1, 1905, 51-55. Stable URL: https://www.jstor.org/stable/27805239
- Dr. Albert Regel's Journey in Karateghin and Darwaz. Proceedings of the Royal Geographical Society and Monthly Record of Geography 4/7, 1882, 412-417. Stable URL: https://www.jstor.org/stable/1800234 ("our account is nearly a literal translation of his letter published in the last number of the Russian Isvestiya")
Literatur
- Edward Delmar Morgan: „Dr. Regel's Expedition from Kuldja to Turfan in 1879-1880“, in: Proceedings of the Royal Geographic Society 3/6 (Juni 1881), 340-352. Stable URL: https://www.jstor.org/stable/1800508
- S. L. Tikhvinskiy, B. A. Litvinskiy: Vostochnïy Turkestan v drevnosti i rannem srednevekove (Ost-Turkestan im Altertum und frühen Mittelalter), Moskau 1988.
- Jack A. Dabbs: History of the Discovery and Exploration of Chinese Turkestan. The Hague: Mouton, 1963.
- Hartmut Walravens: Regel, Johann Albert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 256 f. (Digitalisat).
- Carsten Goehrke: Regel, Albert. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- Hartmut Walravens: Regel, Johann Albert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 256 f. (Digitalisat).
- Geographische Zeitschrift, Franz Steiner Verlag, February 1909, p. 118, JSTOR 27806128.
- Edward Delmar Morgan: Dr. Regel's Expedition from Kuldja to Turfan in 1879-1880. In: Proceedings of the Royal Geographic Society 3/6, 1881, S. 340.
- Edward Delmar Morgan: Dr. Regel's Expedition from Kuldja to Turfan in 1879-1880. In: Proceedings of the Royal Geographic Society 3/6, 1881, S. 341.
- Lin, Hang: Global Trade and cross-cultural Exchanges along the Silk Road: Cities and Lives reconstructed through archaeological Findings. In: Journal of Urban History 45/6, 1273-1282, doi:10.1177/0096144219851493.
Weblinks
- Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen für Albert Regel beim IPNI
- … der Arzt und Botaniker Johann Albert Regel …
- Russian Explorations in Chinese Central Asia (IDP)
- Werner Sundermann: Turfan Expeditions – Englisch
- Hartmut Walravens: Regel, Albert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 256 f. (Digitalisat).