Albert C. Eibl
Ausbildung
Eibl wuchs zunächst in München auf und besuchte dann die Europäische Schule in Varese, um anschließend Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Zürich, u. a. bei Wolfram Groddeck, zu studieren. Seinen Master in Deutscher Philologie an der Universität Wien schloss er bei Michael Rohrwasser mit einer Arbeit über Ernst Jüngers „verdecktes Schreiben“' im Dritten Reich mit Auszeichnung ab. Im Juni 2020 legte er im Heidelberger Winter Verlag seine germanistische Studie „Der Waldgang des Abenteuerlichen Herzens. Zu Ernst Jüngers Ästhetik des Widerstands im Schatten des Hakenkreuzes“ vor.[1] Der Germanist Günter Scholdt hofft, dass Eibl damit endlich „einen philologischen Schlusspunkt hinter die unhaltbaren Bemühungen, die Frontstellung des Schriftstellers zum Dritten Reich zu ignorieren oder zu marginalisieren“ gesetzt habe.[2] Eibl promoviert derzeit bei Oliver Lubrich an der Universität Bern über die Poetik des „verdeckten Schreibens“ in unterschiedlichen Epochen der Zensur.[3]
Verlegerische Unternehmungen
2014 gründete Eibl den Wiener Verlag Das vergessene Buch, kurz DVB, der es sich nach eigener Aussage zur Aufgabe macht, zu Unrecht vergessene Werke der deutschsprachigen Literatur einem modernen Lesepublikum neu zugänglich zu machen.[4] Bisher (Stand 2020) konnte Eibl in seinem Verlag drei einstmals renommierte und gut vernetzte österreichisch-jüdische Autorinnen der Zwischenkriegszeit, Maria Lazar, Marta Karlweis und Else Jerusalem, die bereits vor 1945 völlig in Vergessenheit gerieten, erfolgreich für den deutschsprachigen Lesermarkt wiederentdecken.[5]
Als Reaktion auf Eibls Neupublikationen ihrer Romane Die Vergiftung (1920) und Die Eingeborenen von Maria Blut (1937) wurde im Dezember 2019 auch die Dramatikerin Maria Lazar am Wiener Akademietheater wiederentdeckt. Die Premiere ihres 1921 erstmals uraufgeführten Einakters Der Henker in der Regie von Mateja Koleznik erfuhr viele positive Kritiken.[6] Um die Wiederentdeckung der Autorin weiter voranzutreiben, legte Eibl im Mai 2020 Lazars lange verschollenes und bislang noch nie auf Deutsch erschienenes Hauptwerk Leben verboten! von 1932 neu auf. Der ORF lobte die Neuauflage als verlegerischen „Coup“.[7] Der Roman, der im weltwirtschaftsgebeutelten Berlin und Wien des Jahres 1931 spielt, erklomm schnell die österreichische Bestsellerliste und wurde im Juli 2020 zum Ö1 Buch des Monats gewählt.[8] Am 9. Juli 2020 stellte der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck Leben verboten! im SWR2 lesenswert Quartett mit Ijoma Mangold und Insa Wilke als gleichzeitig „todtraurige, wahnsinnig komische und äußerst unterhaltsame“ literarische Entdeckung vor.[9]
Im Dezember 2018 wurde Albert Eibl von dtv-Verlegerin Claudia Baumhöver als externer Projektmanager für die Projektsteuerung der zehnbändigen Ausgabe Sämtliche Schriften – Berner Ausgabe Alexander von Humboldts (hg. v. Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich) bestellt.[10][11] Die 7000 Seiten umfassende Ausgabe erschien im August 2019 zum 250. Geburtstag Humboldts.[12]
Angeregt durch den Bestsellerautor und Publizisten Alexander von Schönburg legte Eibl im Oktober 2020 den vergessenen Auschwitzroman Ferien am Waldsee des ungarisch-jüdischen Kunsthändlers, Autors und Holocaustüberlebenden Carl Laszlo neu auf. Alex Rühle spricht in seiner Rezension für die Süddeutsche Zeitung von einem „großen Text“, für dessen Wiederentdeckung es nun „hohe Zeit“ sei.[13] Peter von Becker rühmt im Tagesspiegel die Wiederentdeckung einer „Stimme des Jahrhunderts“.[14] Roman Bucheli charakterisiert Laszlo in der Neuen Zürcher Zeitung als „Regisseur einer fabelhaften Exzentrik“, dessen extravagante und turbulente Lebensgeschichte größer anmute als das Leben selbst.[15]
Eibl ist Mitglied der Ernst und Friedrich Georg Jünger-Gesellschaft e. V., des Round Table, der Humboldt-Gesellschaft und des Österreichischen PEN Clubs.[16] Als Publizist schreibt er in unregelmäßigen Abständen für diverse Medien, darunter profil, literaturkritik.de und Der Falter.
Veröffentlichungen
Monographien
- Der Waldgang des „Abenteuerlichen Herzens“. Zu Ernst Jüngers Ästhetik des Widerstands im Schatten des Hakenkreuzes. Winter, Heidelberg 2020, ISBN 978-3-8253-6957-6.
Aufsätze und Artikel (Auswahl)
- Das Rätsel des Dichters und der Liebe. Zu Goethes Elegie Alexis und Dora. In: Kritische Ausgabe – Zeitschrift für Germanistik & Literatur. Nr. 26 (2014): »Ende«. S. 73–79
- Der Tod des Erzählers ist die Geburt des Ich. Zu Rainald Goetz‘ Geschichte der Gegenwart im neuen Jahrtausend. In: Kritische Ausgabe – Zeitschrift für Germanistik & Literatur. Nr. 27 (2014): „Arbeit“. S. 73–77.
- Souveränität und Maskierung als Ästhetik des Widerstands. Zu Ernst Jüngers zweiter Fassung des Abenteuerlichen Herzens. In: Kritische Ausgabe – Zeitschrift für Germanistik & Literatur. Nr. 28/29 (2015): „Glaube“. S. 101–105.
- Gegen das literarische Vergessen. Ein Geleitwort des Verlegers. In: Marta Karlweis: Ein österreichischer Don Juan. DVB Verlag, Wien 2015. S. 266–270.
- Der Waldgang des ‚Abenteuerlichen Herzens‘. Zu Ernst Jüngers Ästhetik des Widerstands im Schatten des Hakenkreuzes. In: Jünger-Debatte 2. Hrsg. v. Thomas Bantle, Alexander Pschera und Peter Trawny. Klostermann, Frankfurt a. M. 2019. S. 139–152.
- Zum 250. Geburtstag des großen Naturforschers. Darum ist Humboldt so aktuell wie nie zuvor. In: BILD, 14. Sept. 2019.
- Zum Geleit. In: Carl Laszlo: Ferien am Waldsee. Erinnerungen eines Überlebenden. DVB Verlag, Wien 2020. S. 7–13.
- „Trollgarn“ und „Netzverfitzung“. Poetologische Anmerkungen zu Jüngers Briefen aus Norwegen. In: Jünger-Debatte 4. Hrsg. v. Thomas Bantle, Alexander Pschera und Peter Trawny. Klostermann, Frankfurt a. M. 2021. S. 37–48.
Als Herausgeber
- Carl Laszlo: Ferien am Waldsee. Erinnerungen eines Überlebenden. Hrsg. u. mit einem Geleitwort von Albert C. Eibl. Mit einem Nachwort von Alexander von Schönburg und Fotografien von Andreas Baier. DVB Verlag, Wien 2020. 2., erweiterte Auflage 2021, ISBN 978-3-903244-12-2.[17]
Weblinks
- Porträt über Albert Eibl und seinen DVB Verlag in der Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Porträt des Verlegers in der ORF2-Sendung „heute leben“
- Porträt des Verlegers in der Wochenzeitung DIE ZEIT
- Verlagsportrait in der Süddeutschen Zeitung
- Porträt des Verlegers in der Tiroler Tageszeitung
- Weitere Infos über Albert Eibl auf den Seiten des DVB Verlags
- Albert Eibl über seinen Verlag Das vergessene Buch im Gespräch mit Anja Höfer auf SWR2 lesenswert
- Albert C. Eibl auf literaturkritik.de
Einzelnachweise
- Winter Verlag: Eibl: Waldgang des ‚Abenteuerlichen Herzens‘. Abgerufen am 21. Juli 2020.
- Un Ver: Von Günter Scholdt gelesen: Der Waldgang des Abenteuerlichen Herzens. Abgerufen am 17. Januar 2021 (deutsch).
- Der Verleger – DVB Verlag GmbH. Abgerufen am 1. Dezember 2021 (deutsch).
- Der Verlag – DVB Verlag GmbH. Abgerufen am 21. Juli 2020 (deutsch).
- Thomas Mießgang: Der Archäologe der Literatur. In: DIE ZEIT. Abgerufen am 21. Juli 2020.
- Wolfgang Kralicek: Wieder erweckt. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 21. Juli 2020.
- Magdalena Miedl, für ORF.at: „Leben verboten!“: Zwischenkriegsthriller mit politischem Gewicht. 7. Juni 2020, abgerufen am 21. Juli 2020.
- oe1.orf.at: Buch des Monats – „Leben verboten!“ Abgerufen am 21. Juli 2020.
- Denis Scheck: Denis Scheck über „Leben verboten!“ im SWR. In: youtube.com. Abgerufen am 21. Juli 2020.
- Alexander von Humboldt: Der modernste Entdecker aller Zeiten. In: BILD. 14. September 2019, abgerufen am 21. Juli 2020.
- Der Verleger – DVB Verlag GmbH. Abgerufen am 21. Juli 2020 (deutsch).
- Jens Bisky: Kanu, Karte, Feder. Der unbekannte Kosmos eines Klassikers. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 21. Juli 2020.
- Alex Rühle: Überleben in Auschwitz: Carl Laszlos Erinnerungen „Ferien am Waldsee“. Abgerufen am 4. Dezember 2020.
- Ein Sieg über die Täter. Abgerufen am 6. April 2021.
- Roman Bucheli: Carl Laszlo überlebte Auschwitz und wurde in Basel Kunsthändler. Abgerufen am 6. April 2021.
- Der Verleger – DVB Verlag GmbH. Abgerufen am 21. Juli 2020 (deutsch).
- Ferien am Waldsee – DVB Verlag GmbH. Abgerufen am 21. Juli 2020 (deutsch).