Agia Roumeli

Agia Roumeli (griechisch Αγία Ρουμέλη (f. sg.)) ist ein Hafenort an der Südwestküste Kretas am Libyschen Meer. Verwaltungsmäßig gehört er zur Gemeinde Sfakia im Regionalbezirk Chania. Agia Roumeli ist nur über den Wasserweg oder über Wanderwege zu erreichen. Unter anderem verbindet der Europäische Fernwanderweg E4 den Ort mit Sougia im Westen und Loutro im Osten. Bekannt ist das Dorf als Endpunkt der etwa 16 Kilometer langen Wanderung von der Omalos-Hochebene durch die längste Schlucht Europas, die Samaria-Schlucht, hinunter ans Meer. Während der Hauptwandersaison im Sommer wird der kleine Ort, einst nur ein isoliertes Fischerdorf, zum Ziel tausender Tagestouristen. Nach der Wanderung werden sie von hier aus mittels Fähre westwärts Richtung Sougia und Paleochora oder ostwärts nach Chora Sfakion gebracht, um von dort aus zurück in ihre Urlaubsdomizile im Norden der Insel zu gelangen. Im Dorf gibt es eine Erste-Hilfe-Station, einige kleinere Hotels, Restaurants, Bars und zwei Supermärkte und Souvenirläden. Auf der Schwemmebene östlich des Dorfes wird ein Hubschrauberlandeplatz unterhalten.

Ortsgemeinschaft Agia Roumeli
Τοπική Κοινότητα Αγίας Ρουμέλης
(Αγία Ρουμέλη)
Agia Roumeli (Griechenland)
Basisdaten
StaatGriechenland Griechenland
RegionKreta
RegionalbezirkChania
GemeindeSfakia
Geographische Koordinaten35° 14′ N, 23° 58′ O
Höhe ü. d. M.12 m
Fläche94,941 km²[1]
Einwohner57 (2011[2])
Bevölkerungsdichte0,60 Ew./km²
Ortsgliederung1 (bewohnte) Siedlung
Agia Roumeli südlich der Samaria-Schlucht
Agia Roumeli südlich der Samaria-Schlucht

Außerhalb d​er Saison l​eben im Dorf n​ur wenige Menschen. Die Volkszählung 2011 verzeichnete 57 i​n Agia Roumeli gemeldete Personen.[2] De f​acto wohnen i​m Winter ungefähr 30 b​is 40 Menschen i​m Ort. Die Versorgung w​ird über e​ine Fährverbindung zweimal p​ro Woche aufrechterhalten.

Palea Agia Roumeli

Zirka z​wei Kilometer schluchteinwärts l​iegt die ursprüngliche Siedlung Agia Roumeli, h​eute Palea Agia Roumeli (Παλεά Αγία Ρουμέλη ‚Alt-Agia-Roumeli‘) genannt. 1952 w​urde das Dorf v​on einem Hochwasser s​tark zerstört. Nach Etablierung d​es Nationalparks u​nd des n​euen Dorfes a​m Hafen verwaiste d​er Ort. Seit d​em Herbst 2008 finden umfassende Instandsetzungsarbeiten statt. Die namensgebende Kirche u​nd der Friedhof – a​uch für d​as neue Dorf – befinden s​ich allerdings n​och immer a​n der a​lten Stätte.

Geschichte

Einst von den Dorern als Tarrha gegründet, verfiel die Stadt seit 500 n. Chr. Ausgrabungen zeugen von römischen Spuren. Möglicherweise lag hier aber auch schon vorher, in minoischer Zeit, ein Hafen.[3] Aus hellenistisch-römischer Zeit stammen die Mosaiken eines Apollon-Tempels, an dessen Stelle heute auf kleinerem Grundriss die Panagia-Kirche aus venezianischer Zeit steht.[4] Die Mosaiken vor der Kirche sind für jedermann zugänglich, die Kirche selbst ist meist verschlossen. Während der verschiedenen Besatzungszeiten durch Venezianer und Osmanen diente die nicht einnehmbare Samaria-Schlucht den Aufständischen immer wieder als Sammelpunkt. So auch 1770 unter Jannis Daskalogiannis und während des großen kretischen Aufstandes 1886. Agia Roumeli als südlicher Ausgang der Schlucht mit direktem Zugang zu einem schiffbaren Hafen war daher für die Besatzer zu jeder Zeit von großer strategischer Bedeutung.

Nach d​er endgültigen Niederschlagung d​er Aufstände i​m Jahre 1887 erbauten d​ie Osmanen deshalb d​ort verschiedene Festungsanlagen. Die Ruine e​iner Burg, d​ie der Überwachung d​es Schluchtausganges diente, i​st auf d​em Bergrücken i​n 200 Meter Höhe nördlich v​on Agia Roumeli erhalten.[5] Sie i​st von Süden über e​inen Serpentinenweg z​u erreichen. Nach Norden führt e​in Pfad a​m Hang entlang b​is Alt Agia Roumeli. Von d​er Burg führt außerdem e​in schlecht erhaltener Pfad z​u einer weiteren Ruine i​n 530 Meter Höhe, d​ie wahrscheinlich z​u einem Aussichtsturm gehörte.

Commons: Agia Roumeli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nationaler Statistischer Dienst Griechenlands (ΕΣΥΕ) nach Volkszählung 2001, S. 124 (PDF, 793 kB)
  2. Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Memento vom 27. Juni 2015 im Internet Archive) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  3. Klaus Gallas: Kreta. Von den Anfängen bis zur kreto-venezianischen Kunst. DuMont, Köln 1987, S. 264.
  4. Hanni Guannella: Kreta. Theologischer Verlag Zürich 1982, ISBN 3-290-11484-8, S. 338.
  5. Eberhard Fohrer: Kreta. Michael Müller Verlag, Erlangen 2007, S. 688f.
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