Aeroelastizität
Aeroelastizität beschreibt in der Aerodynamik die Elastizität von Strukturen, die von Gasen wie z.B Luft umströmt werden. Die Strömung wird von der Struktur unter Turbulenzen umgelenkt und übt dabei einen Druck auf sie aus. Die ausgeübten Kräfte können Festkörper elastisch verformen und zum Schwingen anregen.[1]
Diese Vorgänge sind an der Struktur des Leit- und Tragwerks bei Flugzeugen, an Rotorblättern von Windenergieanlagen, jedoch auch an Bäumen und Grashalm im Wind, an angeblasenen Zungenpfeifen der Äolsharfe, den Lippen eines Trompetenspielers und den Stimmbändern zu beobachten.
Die Aeroelastik umfasst die physikalischen Vorgänge, die an umströmten Strukturen entstehen, wenn die aerodynamischen Lasten met den elastomechanischen Kräften und Verformungen der Strukturen wechselwirken.
Luftfahrt
In der Aeronautik wird im Wesentlichen zwischen Buffeting, Flattern, Umkehr der Ruderwirkung und Aerodynamische Divergenz unterschieden.
Trotz der Komplexität der physikalischen Vorgänge werden einhergehende Probleme mittlerweile in der Regel sicher beherrscht. Es kam jedoch mit steigender Fluggeschwindigkeit in der Geschichte der Luftfahrt immer wieder zu Problemen mit Auswirkungen der Aeroelastizität, bis hin zum plötzlichen Absturz. Problematisch ist vor allem die nichtlineare Kopplung der durch die Strömung verursachten Kräfte mit den Strukturkräften.[2]
Windkraft
Erst die aeroelastische Simulation ermöglichte den Bau wirtschaftlicher, moderner Windkraftanlagen mit mehreren Megawatt Leistung. Insbesondere die Rotorblätter sind starken aerodynamischen Kräften ausgesetzt und müssen entsprechend geformt werden.[3][4]
Das Thema Aeroelastische Modellierung kommt aus der Windkraft. Die Norm IEC 61400 (VDE 0127) sieht dieses Verfahren als bevorzugte Methode für den Festigkeitsnachweis vor.
Brückenbau
Diese Vorgänge treten auch bei Brücken auf, deren Überbau nicht aerodynamisch gebaut ist. Grund dafür können Kármán-Wirbel sein; das sind gegenläufige Wirbel, die sich hinter dem umströmten Objekt abwechselnd ablösen. Die Frequenz dieses Vorgangs hängt von der Windgeschwindigkeit ab. Fällt diese Ablösefrequenz mit der Eigenfrequenz des Objektes zusammen, gerät es in Schwingung.[5]
Bei der Tacoma-Narrows-Brücke von 1940 führte Flattern zum Einsturz.[5] Grund dafür war die extrem schlanke und verwindungsweiche Fahrbahnplatte. Bei höheren Windgeschwindigkeiten wurde sie zu Torsionsschwingungen angeregt, wodurch die Halteseile überlastet wurden und rissen.[6][1][7]
Einzelnachweise
- Maynard Horace Tweed: A summary and analysis of bridge failures. Iowa State University, 1969, abgerufen am 4. September 2021 (englisch).
- Tobias Wunderlich: Multidisziplinäre Optimierung von Flügeln für Verkehrsflugzeuge mit Berücksichtigung der statischen Aeroelastizität. DLR, 2013, abgerufen am 4. September 2021.
- Windenergieanlagen. DLR - Institut für Aeroelastik, abgerufen am 4. September 2021.
- Martin O. L. Hansen: Aerodynamics of Wind Turbines. Earthscan, 2008, abgerufen am 4. September 2021 (englisch).
- Bernard J. Feldman: What to Say About the Tacoma Narrows Bridge to Your Introductory Physics Class. University of Missouri-St, Louis, St. Louis, MO, Februar 2003, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
- Masayuki Nakao: Collapse of Tacoma Narrows Bridge. 1940, abgerufen am 4. September 2021 (englisch).
- Resonance Tocoma-Narrows bridge. 1990, abgerufen am 4. September 2021 (englisch).