Adrian Hollaender
Adrian Eugen Hollaender (* 20. Jänner 1971) ist ein österreichischer Autor und Jurist.
Biografie & Wirken
Adrian Hollaender ist der Sohn aus erster Ehe von Ioan Holender, dem ehemaligen Direktor der Wiener Staatsoper. Gemeinsam mit seiner Mutter, der Schauspielerin und ehemaligen Professorin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Ariane Hollaender-Calix, betreibt Adrian Hollaender eine Künstleragentur.[1]
Hollaender maturierte im Juni 1989 am Döblinger Gymnasium (BG XIX) in Wien.[2] Anschließend studierte er an der Universität Wien Rechtswissenschaften und promovierte im Jahr 2001. Bereits 1995 engagierte er sich für die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) und versuchte, für den Nationalrat zu kandidieren. Aufgrund von Vorwürfen zu seinen Geschäftspraktiken wurde das von der FPÖ aber abgesagt,[3] trotzdem wurde Hollaender in Folge gern als Experte zu Veranstaltungen der FPÖ geladen.
Nach Ablegung der Anwaltsprüfung[2] war er zugelassener Rechtsanwalt und praktizierte bis 2021 in seiner eigenen Kanzlei im 5. Bezirk in Wien.[4] Des Weiteren leitete Hollaender das von ihm gegründete private Zentrum für Rechtsforschung in Wien, publiziert in juristischen Fachzeitschriften Österreichs und hat mehrere juristische Fachbücher verfasst. Im Mai 2007 moderierte er im österreichischen Parlament eine von ihm mitorganisierte, als „Grundrechtskonvent“ betitelte, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, die sich mit dem österreichischen Grundrechtsbeschwerdegesetz befasste.[5]
Lehrberuflich war er an der 2001 bis 2003 in Österreich als Privatuniversität akkreditierten International University Vienna, die ihre Akkreditierung aber verlor, als „Associate Professor“ tätig und ist (Stand 2010, was derzeit (2018) aber nicht nachweisbar ist) Lehrbeauftragter an der Babeș-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca (dt. Klausenburg, Rumänien).
Größere Bekanntheit erlangte Hollaender durch eine regelmäßige Kolumne in der Kronen Zeitung, wo er sich im Einklang mit der Blattlinie im Vorfeld der Ratifizierung des Vertrages von Lissabon durch den österreichischen Nationalrat kritisch und ablehnend mit der Europäischen Union und insbesondere dem Reformvertrag befasste. Im November 2007 verfasste er ein Rechtsgutachten, wonach zur Ratifizierung des Vertrages in Österreich eine Volksabstimmung erforderlich wäre.[6]
Weiters war er der Hausanwalt von Richard Lugner.[7][8][9][10] Hollaender vertrat einen Craft-Beer-Verkäufer in der Klage gegen Sigrid Maurer. Maurer hatte den Händler öffentlich bloßgestellt, nachdem sie aus seinem Geschäft beleidigende Facebooknachrichten bekommen hatte.[11]
Per 31. Jänner 2021 hat Hollaender auf die Ausübung seiner Rechtsanwaltschaft bei der Rechtsanwaltskammer Wien verzichtet.
Rechtliche Auseinandersetzung um Professorentitel
Das Nachrichtenmagazin profil meldete nach Rücksprache mit der Babeş-Bolyai-Universität Zweifel an der Rechtmäßigkeit des von Hollaender geführten Titels (außerordentlicher) Universitätsprofessor an,[12] was auch von mehreren Zeitungen aufgegriffen wurde.[13] Der Medienanwalt Michael Rami brachte gegen Hollaender am Handelsgericht Wien eine Unterlassungsklage wegen unlauteren Wettbewerbs ein: „Der Beklagte [Hollaender] bezeichnet sich in der Öffentlichkeit seit Jahren und bis heute […] als ,Professor’, ,Universitätsprofessor’ und ,ao Universitätsprofessor’, ohne dass er zur Führung derartiger Titel in Österreich berechtigt wäre.“ Des Weiteren bemängelte Rami, dass sich Hollaender, „in der Klage wörtlich als ‚Fachschriftsteller‘ tituliert, sich auch der Leitung des von ihm selbst gegründeten ‚Zentrums für Rechtsforschung‘ respektive des Vorsitzes eines inexistenten parlamentarischen ‚Grundrechtkonvents‘ berühmt.“[2]
Im Juni 2010 kam es zu einem Unterlassungsvergleich. Hollaender willigte darin ein, „im geschäftlichen Verkehr die Titel ‚Professor‘ oder ‚Universitätsprofessor‘ oder ‚außerordentlicher Universitätsprofessor‘ nicht mehr zu führen oder sich mit diesen Titeln bezeichnen zu lassen.“ In gleicher Weise wurde ihm mit diesem Vergleich untersagt, sich als „Leiter des Zentrums für Rechtsforschung“ und als „Vorsitzender der Veranstaltung Grundrechtskonvent“ zu bezeichnen. Dieser Vergleich wurde im Österreichischen Anwaltsblatt veröffentlicht.[14][15][16]
Weblinks
Einzelnachweise
- Leitung & Mitarbeiter auf der Website der Hollaender-Calix Künstleragentur. Abgerufen am 12. Juni 2015.
- Michael Nikbakhsh: Der siezende Hollaender und Repliken dazu (Memento vom 14. Juni 2015 im Internet Archive) In: profil online redaktionsblog, 27. August 2009.
- ao. Univ.-Prof. Lohengrin. In: profil.at. 27. August 2009 (profil.at [abgerufen am 28. Juni 2018]).
- Nina Weißensteiner: Bierwirt-Anwalt hat mit Ende Jänner auf Ausübung seiner Profession verzichtet. In: derStandard.at. 5. Februar 2021, abgerufen am 5. Februar 2021.
- Experten beurteilen die Praxis des OGH bei Grundrechtsbeschwerden – Hochkarätig besetzter Grundrechtskonvent im Parlament. Parlamentskorrespondenz Nr. 370. Republik Österreich – Parlamentsdirektion, 16. Mai 2007, abgerufen am 12. Juni 2015: „Der Leiter des Zentrums für Rechtsforschung, Universitätsprofessor Adrian Eugen Hollaender, führte durch die Veranstaltung und betonte die Wichtigkeit […]“
- Petition zum EU-Reformvertrag (Vertrag von Lissabon). (PDF; 209 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Europäische Vereinigung für Bürgerrechte (EFCR), 17. November 2007, archiviert vom Original am 7. April 2014; abgerufen am 31. Juli 2019 (Rechtliche Analyse von Hollaender).
- Lugner zieht für Sonntagsöffnung alle Register. (Nicht mehr online verfügbar.) Wirtschaftsblatt, 14. Januar 2014, archiviert vom Original am 18. Januar 2014; abgerufen am 2. Januar 2016.
- Richard Lugner zeigt Spar an. (Nicht mehr online verfügbar.) Wirtschaftsblatt, 4. September 2012, archiviert vom Original am 6. September 2012; abgerufen am 2. Januar 2016.
- Lugners Ärger über „Schmähs“. Kurier, 6. Dezember 2012, abgerufen am 2. Januar 2016.
- Lugner klagt wegen Menschenrechten. ORF, 12. November 2012, abgerufen am 2. Januar 2016.
- Bierladenbetreiber klagt Sigi Maurer nach Belästigungsvorwürfen auf 60.000 Euro – derStandard.at. Abgerufen am 28. Juni 2018.
- Otmar Lahodynsky, Martin Staudinger: ao. Univ.-Prof. Lohengrin. In: profil, Heft 20/08 vom 9. Mai 2008. (Online-Version, 27. August 2009. Abgerufen am 12. Juni 2015.)
- Z. B.: Kopfweh um Professuren aus der Ferne. (Memento vom 1. Juni 2008 im Internet Archive) In: WirtschaftsBlatt, 29. März 2008.
- Unterlassungsvergleich 30 Cg 20/10h vom 15. Juni 2010 (PDF; S. 29). In: Österreichisches Anwaltsblatt, Ausgabe 2010/09, S. 419. Abgerufen am 12. Juni 2015.
- Adrian Hollaender – Nachtrag zum „Ex-Professor“. In: RelativKritisch. Pseudowissenschaft auf dem Sezierteller, 2. Dezember 2010. Abgerufen am 12. Juni 2015.
- Adrian Hollaender ohne Professorentitel. In: DiePresse.com, 15. Juni 2010. Abgerufen am 12. Juni 2015.