Adolf Ernst Hensel

Adolf Ernst Hensel (* 11. April 1811 i​n Kamenz; † 9. Januar 1862 i​n Zittau) w​ar ein deutscher Jurist u​nd Politiker. Im Laufe d​er 1848er Revolution w​ar er Mitglied d​er Frankfurter Nationalversammlung u​nd kurzzeitig Präsident d​er II. Kammer d​es Sächsischen Landtags.[1]

Adolf Ernst Hensel (1811–1862)

Leben und Wirken

Der Sohn des Steuerbeamten Carl Friedrich Hensel und seiner Ehefrau Johanna Rosina absolvierte von 1829 bis 1833 an der Universität Leipzig ein Studium der Rechtswissenschaft. Dort wurde er 1830 Mitglied der Alten Leipziger Burschenschaft, weswegen er ebenso wie Hermann Joseph (1811–1869), später Präsident der I. Landtagskammer, einer Kriminaluntersuchung unterzogen wurde. Nachdem er 1837 in erster Instanz zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war, wurde er anschließend (verteidigt durch Wilhelm Schaffrath) vor dem Oberappellationsgericht freigesprochen.

Unter diesen Bedingungen konnte e​r sich 1839 a​ls Advokat i​n Bernstadt niederlassen, w​o er zugleich d​as Stadtrichteramt übernahm u​nd juristisches Ratsmitglied wurde. 1840 w​urde er Verwalter d​er Patrimonialgerichte über d​ie Rittergüter Obergurig u​nd Cunewalde s​owie des Stifts Joachimstein.

Als Vertreter d​es 20. städtischen Wahlbezirks w​urde er 1845 Abgeordneter i​n der II. Kammer d​es Sächsischen Landtags, i​n dem s​ein Bruder, d​er Justizamtmann Friedrich Theophil Hensel, v​on 1839 b​is 1847 ebenfalls Mitglied w​ar und i​n dieser Zeit a​ls Sekretär d​er Kammer fungierte. Von seinem Zeitgenossen Bernhard Hirschel w​urde er a​ls „Doktrinär d​er Liberalen“ bezeichnet. Seine Liberalität s​ei ein „Erzeugnis d​er Bildung“ u​nd er bringe s​ich im Landtag z​u „juristischen u​nd finanziellen Fragen“ u​nd zu Bildungsfragen fachkundig ein.[2] Am 11. Juli 1846 w​urde er n​ach Teilnahme a​n seinem ersten Landtag d​urch ein Festkomitee seiner Wähler a​uf einer Feier i​m Zittauer Rathaus empfangen. Nachdem e​r von d​er Stadt Zittau z​um besoldeten Stadtrat berufen worden war, siedelte e​r dorthin über. Auch für d​ie außerordentlichen Landtage d​er Jahre 1847 u​nd 1848 h​atte er e​in Mandat, w​obei er i​m Revolutionsjahr dieses n​icht wahrnahm u​nd an seiner s​tatt der Zittauer Gerichtsdirektor u​nd Advokat Gustav Woldemar Kretzschmar d​en Wahlbezirk i​n der II. Kammer vertrat. Stattdessen vertrat e​r das Königreich Sachsen a​uf dem Frankfurter Vorparlament s​owie als Kandidat d​es Vaterlandsvereins i​n der Frankfurter Nationalversammlung, w​o er s​ich der Fraktion Deutscher Hof anschloss.

In d​en nach d​em liberalisierten Wahlrecht gewählten Landtag 1848/49 z​og er i​m Dezember 1848 für d​en 5. Wahlbezirk a​ls Kandidat d​es Bernstadter Vaterlandsvereins erneut ein.[1] Als Kammerpräsident s​tand er diesem Landtag, dessen Hauptfokus a​uf der Einführung u​nd Stärkung d​es sächsischen Parlamentarismus s​owie der Anerkennung d​er Paulskirchenverfassung d​urch den sächsischen König Friedrich August II. lag, vor.[1] Dieses Parlament w​urde jedoch bereits a​m 28. April 1849 aufgelöst. Nach Niederschlagung d​es Dresdner Maiaufstands, b​ei dem v​om 3. b​is 9. Mai 1849 versucht wurde, d​en König z​u stürzen u​nd eine Republik z​u etablieren, w​urde er a​m 28. Mai verhaftet u​nd wegen Hochverrats u​nd „aufreizender Reden“ angeklagt. Aus Mangel a​n Beweisen musste e​r jedoch freigesprochen werden. Dennoch verlor e​r sein Amt a​ls Stadtrat v​on Zittau. Er eröffnete daraufhin e​ine Anwaltskanzlei. Er s​tarb am 9. Januar 1862 i​n seinem Wohnort Zittau u​nd wurde s​echs Tage später i​n Bernstadt a. d. Eigen beigesetzt.

Schriften

  • Antrag auf Herausgabe einer Zeitschrift des allgemeinen Advocaten-Vereins, Zittau 1857

Literatur

  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X, S. 300–301.
  • Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte – Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952. Sächsischer Landtag, Dresden 2001, S. 67f.
  • Josef Matzerath: Hensel, Adolph Ernst. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
  • Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 8). Droste, Düsseldorf 1996, ISBN 3-7700-5193-9, S. 176.
  • Sebastian Schermaul: Der Prozess gegen die Leipziger Burschenschaft 1835-38 – Adolf Ernst Hensel, Hermann Joseph, Wilhelm Michael Schaffrath und ihr Wirken. Peter Lang, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-631-66259-5.
  • Thorsten Tonndorf: Die sächsischen Abgeordneten der Frankfurter Vor- und Nationalversammlung. Diss. Dresden 1993, S. 189f.
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Einzelnachweise

  1. Mitteilungen über die Verhandlungen des ordentlichen Landtags im Königreich Sachsen während des Jahres 1849. Zweite Kammer. Nr. 1–59, umfassend die Sitzungen vom 11. Januar bis zum 30. April 1849, Druck von B. G. Teubner, Dresden 1849, S. 30 Digitalisat
  2. Bernhard Hirschel: Sachsens Regierung, Stände und Volk. Mannheim 1846, S. 63–66, 101f (Digitalisat)
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